Langenfeld Handwerk in und um Düsseldorf baut auf Frauen

Langenfeld · Bei der Meisterfeier der Handwerkskammer bekamen jüngst 1028 Absolventen ihre Urkunde. Der Anteil der Frauen unter ihnen steigt.

Langenfeld: Handwerk in und um Düsseldorf baut auf Frauen
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"Seinen Meister zu machen ist wieder in, und die Meisterfortbildung gewinnt trotz ungebrochenem Ansturm auf die Hochschulen an Strahlkraft", sagt Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf nicht ohne Stolz. Aber nicht nur die Zahl der Jungmeister allgemein steigt, sondern auch die der weiblichen Nachwuchskräfte. Eine von ihnen ist Katrin Gaida, die nach einem Jahr Vollzeit-Ausbildung nun als Jahrgangsbeste an der Düsseldorfer Meisterschule, Deutschlands größter, die Prüfung im Bereich Augenoptik bestanden hat.

Die 29-Jährige gilt als eine der großen Hoffnungen und als potenzielle Unternehmerin, denn das Handwerk baut in Zukunft stark auf Frauen-Power. "Dazu brauchen wir mehr Gesichter, mit denen sich junge weibliche Auszubildende identifizieren können", erklärt Hauptgeschäftsführer Axel Fuhrmann. "Werdet Botschafterin für Euer Handwerk" lautet denn auch die Kampagne, mit der die Kammer jetzt in die Frauen-Offensive geht.

Gezielt wird nun um Frauen geworben, die sich selbstständig machen wollen. Immerhin ist deutlich mehr Gründermut gefragt. "Trotz unserer intensiven Gründungs- und Betriebs-Beratung, wird der Mangel an Firmennachfolgern immer größer", betont Ehlert.

Jeder sechste der 58.256 Betriebe im Kammerbezirk, zu dem auch der Kreis Mettmann gehört, benötigt in den kommenden fünf Jahren einen Nachfolger. Mehr als 9000 Unternehmer im Kammerbezirk seien über 60 Jahre alt, weitere 7000 Betriebe werden von Inhabern, Geschäftsführern und Gesellschaftern geleitet, die älter als 55 Jahre sind. Um die Gründungsbereitschaft anzukurbeln, werde derzeit nicht nur für 13 Millionen Euro die Meisterschule modernisiert und an einem Konzept in Zusammenarbeit mit den Hochschulen gearbeitet, sondern verstärkt Frauen zur Selbstständigkeit motiviert.

"Weibliche Handwerker bilden die größte Unternehmerreserve, bislang haben sie ihr Gründungspotenzial bei weitem nicht ausgeschöpft", berichtet der Kammerpräsident. "Dabei sind sie oft die besseren Unternehmer." Werde diese Chance nicht genutzt, drohe - so warnt Andreas Ehlert - langfristig der Verlust tausender Handwerksbetriebe und zehntausender Beschäftigter.

Eine in Auftrag gegebene Studie des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen (ifh) unter dem Titel "Frauen gehen in Führung" hat zudem gezeigt, dass der weibliche Anteil bei Übernahmen gegenüber Neugründungen höher ist, da Frauen das Risiko ein gut eingeführtes Unternehmen fortzuführen, für geringer einschätzen als ihre männlichen Kollegen.

Und weil genau das prima in das Konzept der Kammer passt, setzt Kammerpräsident Andreas Ehlert voll auf die Karte "weiblich, jung Unternehmerin". Das Beratungsangebot für Frauen soll stark ausgeweitet werden mit dem Ziel, den Anteil der Jungmeisterinnen und Inhaberinnen im qualifizierten Handwerk in den nächsten fünf Jahren auf 30 Prozent hochzutreiben. "Der Meisterunternehmer von morgen heißt Mara oder Mareike", lautet die Parole.

(RP)
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