Baumberg Haus Bürgel holt die Natur auf den Hof

Baumberg · In und um die Biologische Station werden zurzeit im Projekt "Auenblicke" für 100 000 Euro Flächen neu gestaltet.

 Die laufenden Bauarbeiten an Haus Bürgel mit der Biologischen Station erläuterte deren Leiterin Elke Löpke bei einem Rundgang mit der RP.

Die laufenden Bauarbeiten an Haus Bürgel mit der Biologischen Station erläuterte deren Leiterin Elke Löpke bei einem Rundgang mit der RP.

Foto: RALPH MATZERATH

Nachdem die Bagger zunächst draußen in der Aue ihre Schaufeln in den Boden gegraben hatten, um neue Teiche auszuheben und eine Hochflutrinne zu vertiefen, sind sie jetzt bis zu Haus Bürgel vorgerückt: Der 1995 angelegte Teich, der für die Umweltbildung von Schulklassen genutzt wurde, ist schon vor längerer Zeit trocken gefallen. "Die Tonschicht war so stark durchwurzelt, dass das Wasser abfloss", sagt Elke Löpke, Leiterin der Biologischen Station. Zwar kann die Mulde wegen des Bodendenkmals nicht ausgeschachtet werden, aber der Teichgrund wird jetzt mit Folie abgedichtet.

Gelb-rötliche Natursteinblöcke markieren die Abtrennung zum Ufer, auf den Blöcken soll auch ein Steg in die Teichmitte führen, von dem aus die jungen Forscher besser die Wasseroberfläche beobachten können. Auf dem Vorplatz werden Tische und Bänke für das grüne Klassenzimmer aufgestellt. Während die Feuerwehr die "Erstbefüllung" vornehmen soll, wird der Teich künftig auch von dem Regenwasser gespeist, das von den Dachflächen der Hofanlage durch Kanäle zugeleitet wird.

Für Besucher soll künftig die dreifache Nutzung der Hofanlage besser verdeutlicht und voneinander abgetrennt werden. "Die Landwirtschaft wirkt gerade auf Kinder sehr anziehend, sie birgt aber wegen der großen Maschinen auch Gefahren", sagt Löpke. Deshalb wird jetzt im Hofeingang ein dreieckiges Areal gepflastert, das die Zugänge zu Museum und Biologischer Station einschließt, und mit einer Kette vom übrigen Hof abgetrennt ist.

"Für ein friedliches Miteinander auf dem Hof braucht es einfach klare Regeln", so Löpke. Links vom Eingang wird eine Fläche mit Sitzbänken versehen und die derzeit verwilderten Beete mit Kräutern und Stauden bepflanzt, die einen Bezug zur Römerzeit haben. "Quasi ein Miniaturkräutergarten." Der Weg zum Nutzgarten quer über den Hof, der nur für angemeldete Gruppen zugänglich ist, wird ebenfalls durch Pflaster kenntlich gemacht. Vor dem Hofeingang soll eine weitere Pflasterfläche den Parkraum abgrenzen. Eine Info-Tafel soll den Gesamtkomplex Haus Bürgel mit all seinen Nutzungen erläutern.

Auch auf der Musterobstwiese gegenüber, auf der 31 verschiedene Obstbäume stehen, soll der Informationszugang für Besucher erleichtert werden, indem alle Gehölze mit Tafeln ausgestattet werden, auf denen die jeweilige Sorte mit ihren typischen Eigenschaften beschrieben wird. Bis Mitte Mai sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Zudem arbeitet das Team der Biologischen Station derzeit an den Texten für die Infotafeln an den Eingängen zur Kämpe sowie die Thementafeln, die an markanten Stellen die Obstwiesen und den Auenwald erklären sollen. Für die mobile Informationsaufnahme per Smartphone werden Apps entwickelt, die sich Einzelthemen wie der Kopfweide oder dem Steinkauz widmen. Außerdem sollen die Besucher über entsprechende Links von der Haus-Bürgel-Homepage zu Hörproben des Gesangs der in der Kämpe brütenden Vögel klicken können.

"Wir wollen alle neue Medien nutzen, um auch die jungen Leute anzusprechen", sagt Löpke. Am aufwändigsten jedoch gestaltet sich die Entstehung der Naturinterpretationspfade. "Dabei geht es weniger um reine Information, sondern darum, die Emotionen der Besucher anzurühren. Er soll sich fragen, welchen Bezug etwa ein Baum zu seiner Lebenswirklichkeit hat, denn da wo die eigene Betroffenheit berührt ist, ist der Mensch auch eher bereit zu einem respektvollen Umgang mit der Natur." 30 Anwohner haben sich auf ihre Einladung zu den drei Workshops gemeldet, über die natürliche Objekte in der Kämpe ermittelt werden sollen, die am ehesten geeignet sind, zu berühren.

"Allein ein Bachrauschen wirkt so entspannend, dass es offener macht, die Landschaft in sich aufzunehmen", so Löpke. Die Erkenntnisse dieser Workshops soll der Moderator Thorsten Ludwig dann in eine solche emotionale Erlebnisführung einarbeiten.

(RP)
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