Baumberg Herbert Reuter rettet alte Schultür

Baumberg · Nach dem Abriss des Gebäudes aus dem Jahr 1907 lagert die hölzerne Eingangstüre zerlegt im Keller von Haus Bürgel

Herbert Reuter pflegt seine Wurzeln und hält traditionelle Werte hoch. So betreibt er auf Haus Bürgel eine Kaltblutpferdezucht, um die vor einigen Jahrzehnten fast ausgestorbene Rasse zu erhalten. Auch die historische Bausubstanz in seiner Stadt liegt ihm am Herzen. Und so tat es ihm in der Seele weh, als das alte Schulgebäude der katholischen Winrich-von-Kniprode-Grundschule aus dem Jahr 1907 am Baumberger Ortseingang im Herbst 2015 abgerissen wurde, um einem modernen Neubau zu weichen. Die Arbeiten für den neuen Trakt beginnen in Kürze. Reuter ist froh, dass er wenigstens die alte, hölzerne Eingangstüre mit Doppelflügeln für die Nachwelt retten konnte. Sie lagert jetzt - in Einzelteile zerlegt - im Keller von Haus Bürgel.

Was damit geschieht, ist noch ungewiss. "Im neuen Gebäude gibt es dafür keine Verwendung", bedauert der Baumberger. Der städtische Gebäudemanager Michael Lobe begründet diese Entscheidung mit den Brandschutzauflagen, die berücksichtigt werden müssten. Auch deshalb gebe es derzeit noch keine Pläne, ob die Türe noch einmal in ein anderes Gebäude eingebaut oder eventuell als Museumsstück ausgestellt werden könne.

Stadtarchivar Michael Hohmeier erinnert daran, dass der Schulbau im Jahr 1907 für Baumberg eine "herausgehobene Baumaßnahme" und eine "große Errungenschaft" gewesen sei. Zuvor seien die Kinder in einem Gebäude nahe der Kirche St. Dionysius unterrichtet worden. Baumberg sei damals ein Dorf mit rund 400 Einwohnern gewesen. "Knapp 100 Mädchen und Jungen besuchten die Volksschule von Klasse eins bis acht." Die Baumberger Schule sei das älteste Schulgebäude in der Gemeinde gewesen, das von 1907 bis 2015 durchgängig als Schule genutzt worden ist. Im Stadtarchiv gebe es leider keine Akte mehr über das Haus.

Nur ein Foto aus dem Jahr 1952 zeigt, wie die alte Schule damals ausgesehen hat. Das Gebäude sei zwar ein "Zeuge der Baumberger Geschichte", sagt Hohmeier: "Es stand aber nicht unter Denkmalschutz." Und der Abriss sei in den Gremien ohne große Diskussion beschlossen worden.

Aus Reuters Sicht hätte man das alte Gebäude durchaus erhalten können. Die Bausubstanz sei noch sehr solide gewesen, sagt er und verweist auf zwei ähnliche Schulen im Düsseldorfer Ortsteil Urdenbach, bei denen genau wie in Baumberg der Brandschutz und die geänderte Nutzung als offene Ganztagsschule eine wichtige Rolle gespielt hätten. Trotzdem sei es möglich gewesen, die Gebäude so herzurichten, dass man sie für den zukünftigen Schulbetrieb noch weiter nutzen kann.

Der Baumberger weiß, dass die Schule im Ortsteil "unwiederbringlich dahin ist", aber man könne daraus lernen, dass man den Wert einer Sache oft erst nach deren Verlust erkenne. Deshalb lohne es sich, sich kritisch in die Planungen und politischen Entscheidungen in der Stadt einzumischen und mitzuwirken. "Denn es ist wichtig, dass wir uns als Monheimer und Baumberger auch in Zukunft noch in unserer Stadt wohlfühlen und sie auch weiterhin als unsere Stadt erkennen und erleben können."

(pc)
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