Langenfeld Herbst – so ein Kehricht !

Langenfeld · Je bunter die Bäume, desto mehr Arbeit kommt auf die Langenfelder zu. Denn aus Blättern wird Laub – und in der Posthorn-Stadt müssen viele Anwohner Bürgersteig u n d Straße fegen. Nicht jedem gefällt das.

Je bunter die Bäume, desto mehr Arbeit kommt auf die Langenfelder zu. Denn aus Blättern wird Laub — und in der Posthorn-Stadt müssen viele Anwohner Bürgersteig u n d Straße fegen. Nicht jedem gefällt das.

In Langenfeld gilt seit sechs Jahren die verschärfte Kehrpflicht. Anwohner sogenannter Bürgerstraßen — der weniger befahrenen Wohn- und Nebenstraßen im Stadtgebiet — müssen neben dem Bürgersteig vor der eigenen Haustür auch die Fahrbahn sauberhalten. Im Herbst heißt das: Laub fegen, säckeweise. Dafür hat die Stadt allen Bürgern die Straßenreinigungsgebühr erlassen. Je nach Hausfront-Länge waren das zuletzt zwischen 8 und knapp 30 Euro im Jahr.

Pflichten ungleich verteilt

Geld gegen Arbeit — nicht jeder ist mit diesem Tausch glücklich. Zumal die Lasten ungleich verteilt sind: Die Anwohner vielbefahrener "Stadtstraßen" profitieren ebenfalls von der Ersparnis, ihnen jedoch nimmt die Stadt die Fahrbahn-Säuberung weiter ab. "Das mit dem Fegen ist wirklich ein Problem", meint etwa Maria Birnfeld aus Reusrath. Sie selbst und viele andere in der Nachbarschaft würden lieber die Gebühr zahlen, als den Besen zu schwingen, sagt die 73-Jährige. Grund sei weniger das Fegen an sich, sondern die Entsorgung des Kehrichts: "Um säckeweise Laub wegzubringen, muss man gesund und mobil sein". Und das ist in einer alternden Gesellschaft mit immer mehr Single-Haushalten längst nicht jeder. "Aber auch für Berufstätige und junge Familien sei es oft schwierig, die nötige Zeit fürs Fegen zu finden", sagt die Seniorin.

Klaus Kemper, ebenfalls aus Reusrath, sieht es ähnlich. "Innerhalb weniger Wochen fallen allein bei uns mehr als zehn große Müllsäcke voll Laub an. Wir sind es leid, das Zeug immer wegbringen zu müssen." Kemper schlägt deshalb dauerhaft abgestellte Behälter fürs Laub vor. "Die könnten dann vom Betriebshof regelmäßig geleert werden." Das wäre nach Ansicht des Rentners ein guter Kompromiss: "Wir schwingen den Besen, und die Stadt holt den Müll ab". Dies würde den Bürgern die Fahrten zu den Annahmestellen des Betriebshofs an der Industrie- und der Hansastraße oder zu den im Herbst dezentral platzierten Containern (siehe Info) ersparen.

Für Gerhard Lindner, Chef des zuständigen Steueramts im Rathaus, besteht indes kein Handlungsbedarf. "Insgesamt klappt das mit dem Selber-Fegen eigentlich ganz gut", sagt der Referatsleiter. Die Regelung werde von der überwiegenden Mehrheit der Bürger "akzeptiert und umgesetzt". Wer seiner Pflicht nicht nachkommt, müsse im schlimmsten Fall mit einem Bußgeld rechnen. "Vorher suchen wir aber das Gespräch mit den Anwohnern", sagt Lindner. Man dürfe bei aller Kritik nicht die Vorteile vergessen: "Die jährlichen Ausgaben für Straßenreinigung haben sich dadurch um etwa 120 000 Euro verringert."

120 000 Euro — mehr nicht? Ist das nicht ein schlechtes Geschäft angesichts der rund 450 000 Euro jährlich, die die Stadt vor 2006 durch die Straßenreinigungsgebühr einnahm? In Lindners Augen ganz und gar nicht: "Die Mitarbeiter des Betriebshofs können durch den Wegfall der Reinigung von Anliegerstraßen in anderen Bereichen intensiver eingesetzt werden — etwa zur Pflege der Innenstadt und der Bereiche rund um die S-Bahnhöfe."

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(dora)
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