Langenfeld Hier sind Frauen im Dialog

Langenfeld · Wie ist das, wenn Deutsche und Türkinnen sich treffen? Ein Ortsbesuch.

Es herrscht ein munteres Hallo, als sich am Freitagabend etwa 20 Frauen in der Volkshochschule im Kulturzentrum treffen. Alle kennen sich, die Frauen umarmen sich, plaudern sofort angeregt miteinander. Türkische Frauen und deutsche Frauen strecken die Köpfe zusammen. Manche tragen Kopftuch, andere nicht. Es ist deutlich zu spüren, dass hier ein freundschaftliches, ja, ein vertrauensvolles Miteinander herrscht. Ein Miteinander, bei dem die Mitglieder der verschiedenen Kulturen die Unterschiede nicht als trennend empfinden, sondern neugierig darauf sind, mehr voneinander zu erfahren.

Hervorgegangen ist der Gesprächskreis für türkische und deutsche Frauen aus einer Reise nach Istanbul im Jahr 2006. "Wir machen das schon seit über zehn Jahren", sagt Leiterin Erna Funk nicht ohne Stolz. Anfangs trafen sich die Frauen einmal im Monat. Doch seit zwei Jahren finden sie sich zweimal im Jahr zusammen, um über ein interessantes Thema zu sprechen. Diese Themen werden auch gemeinschaftlich ausgesucht. So wurde bereits über Schwiegermütter gesprochen, aber auch über Kinder, über die Situation alleinerziehender Frauen, über Integration oder Feste wie Weihnachten und das Opferfest. Darüber hinaus werden gemeinsame Unternehmungen organisiert. "Wir waren schon in der Moschee eingeladen, aber auch in den evangelischen und katholischen Kirchen", erzählt Erna Funk. "Und wir gehen auch manchmal ins Hamam." Ayten Tasduk organisiert im Mai eine Reise ans Schwarze Meer. "Da fahren 42 Frauen mit", sagt sie. Für den Freitagabend stand das Thema "Trauer und Abschied" an - ein Thema, das jeden Menschen, egal von welcher Kultur und mit welcher Religion, betrifft.

Eine Teilnehmerin war gerade erst auf einer Beerdigung und erzählt davon. Sofort entspinnt sich ein Gespräch über die Beerdigungspraktiken. Die muslimischen Frauen erklären, dass in ihrer Religion die Feuerbestattung verboten sei. Auch Särge werden meist vermieden. Die Toten werden in Leichentüchern begraben. Ayten weiß: "Es ist eigentlich immer der Wunsch, nach dem Tod in der Türkei beerdigt zu werden." Auch Songül möchte in der Türkei begraben werden. "Ich habe dort meine Kindheit erlebt", sagt sie. Elke dagegen hat sich schon einen Platz in einem Kolumbarium organisiert. "Das ist immer mit frischen Blumen geschmückt. Es hat Würde." Die Frauen sind stellen Fragen und hören einander zu. Zuweilen geht es rasant hin und her, dann fängt Erna Funk die Diskussion wieder ein. Die Atmosphäre ist von Respekt geprägt - und es wird deutlich, wie schnell Vorurteile und Hemmungen abgebaut werden, wenn Menschen miteinander sprechen.

(RP)
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