Langenfeld Hildener gewinnt Hollywood-Oscar

Langenfeld · Der 33-jährige Jacob Frey hat für Disney "Zoomania" animiert. Sein Film "The Present" begeistert 250 Millionen Menschen

Jacob Frey kommt sein Leben manchmal wie ein Film vor. Von Hilden nach Hollywood: Das ist aber kein Movie, sondern Wirklichkeit. "Vieles wirkt sehr absurd und verrückt, wenn man bedenkt, wie alles zustande kam", sagt 33-Jährige. Für "Zootopia" (Deutsch "Zoomania") ist der "Character Animator" gerade mit einem "Oscar" ausgezeichnet worden - für den besten Animationsfilm. Das ist die höchste Auszeichnung der wichtigsten Filmindustrie der Welt.

Sein Diplomfilm "The Present" ist auf mehr als 300 Festivals weltweit gezeigt worden, hat über 75 Preise gewonnen, ist von mehr als 250 Millionen Menschen im Internet angeschaut worden - und hat viele zu Tränen gerührt.

Dabei begann Jacobs unglaubliche Karriere mit einem Scheitern: Nachdem er zweimal sitzengeblieben war, musste er das Helmholtz-Gymnasium verlassen. Der Oscar-Preisträger spricht ganz offen über diese schweren Zeiten. "Ich galt als einer der schlechtesten Schüler in der Klasse." Seine Eltern und sein Klassenlehrer Anton Kolb hätten jedoch immer an ihn geglaubt.

"Ich hatte damals den Glauben an mich selbst verloren und war tatsächlich überzeugt, ein hoffnungsloser Fall zu sein." Jacob wechselte auf das Elly-Heuss-Knapp-Berufskolleg nach Düsseldorf mit dem Schwerpunkt Kunst. Das veränderte alles. Schule macht plötzlich Spaß. "Vom Klassenclown und Looser wurde ich zum Klassenbesten." Und genau zu diesem Zeitpunkt entdeckte der junge Hildener auch seine wahre Leidenschaft: Pixar Filme. Nachdem er "Findet Nemo" gesehen hatte, stand für ihn fest: Er wollte auch Animationsfilme machen.

Die staatliche Filmakademie Ludwigsburg ist eine der besten Schulen dafür - weltweit. Sie verlangt das Abitur. Jacob hatte aber nur das Fachabi. Obwohl er für seinen Geschmack schon viel zu lange zur Schule ging, biss der junge Hildener die Zähne zusammen und holte in zwei Jahren an der Lore-Lorentz-Schule in Eller sein Abi nach. Nächste Hürde: Die Akademie wollte als Bewerbung einen Kurzfilm sehen. "Mit Hilfe meines Vaters habe ich an einem Nachtschichtwochenende einen Puppentrickfilm gemacht", erinnert sich Jacob. "Wir mussten extrem improvisieren. Die Qualität ließ sehr zu wünschen übrig." In der Nacht, als die Bewerbungsfrist ablief, fuhr er mit seinem Vater nach Ludwigsburg bei Stuttgart und warf seine Bewerbung in den Briefkasten der Akademie. Ein paar Wochen später wurde er zu einem Interview eingeladen. Sein Kurzfilm konnte nicht überzeugen, seine Zeichnungen konnten es schon. Ob er nicht lieber Concept Design studieren wolle, wurde der junge Hildener gefragt. Nein, es musste unbedingt "Animierter Kurzfilm" sein. Jacob stellte sich einer zweiten Auswahlrunde. Aufgabe: Binnen 72 Stunden einen Kurzfilm nach zwei vorgegebenen Bildern drehen. "Weil ich keine Erfahrung mit Animationsprogrammen hatte, musste ich improvisieren." Jacob filmte Eltern und Freunde, die seine Szenen schauspielerten. Dann pauste er das Videomaterial auf hunderte Seiten Papier. Aneinandergereiht wurde ein Animationsfilm daraus. Wahnsinn - aber mit Happy End. "Den Professoren gefiel mein Ansatz. Nach einigen Debatten wurde ich an der Filmakademie aufgenommen." Die Dozenten sind bestens vernetzt. So knüpfte der Student bereits erste Kontakte in die Branche. Über Paris und Berlin fand er seinen Weg nach Los Angeles und arbeitete in Hollywood schon mit Disney-Legenden wie John Musker und Ron Clements zusammen ("Arielle die Meerjungfrau", "Aladdin"). Jacob findet das immer noch "absolut unglaublich". "Animation benötigt unglaublich viel Zeit. Wenige Minuten im Film können mehrere Monate dauern. Ich bin mir bewusst, dass ich nur ein Teil von einer unglaublichen Menge an bewundernswerten Artists bin. Und der Oscar gehört jedem, der an diesem Film mitgearbeitet hat."

Sein alter Klassenlehrer Anton Kolb freut sich sehr über Jacobs Erfolg. "Er war ein ganz Lieber", erinnert sich der 66-jährige Pädagoge. "Sein Problem war die Motivation für die Schule. Seine Eltern haben immer zu ihm gehalten. Das fand ich stark. Bei Problemen ist ganz wichtig: Man muss immer im Gespräch bleiben." Jacob und seine Eltern hätten sich damals bei ihm persönlich bedankt. Das habe er nicht vergessen - weil es so selten vorkomme.

Claudia und Wolfgang Frey sind sehr stolz auf ihren Sohn. "Er hat so viel Resonanz weltweit." Und Jacob hat nicht vergessen, was er seinen Eltern verdankt: "Vieles wäre ohne sie nicht möglich gewesen. Unterstützung ist für junge Leute sehr wichtig."

Möglicherweise kommt Jacob Frey im Juni zu Besuch nach Hilden. Seit zweieinhalb Jahren lebt er jetzt in Los Angeles - "eine Riesenstadt mit schrecklichem Verkehr". "Am meisten vermisse ich die Jahreszeiten, meine Familie und unseren Hund." Jacob hatte "Biene" aus einem Tierheim in der Slowakei geholt. Sie hat ihn zu seinem ersten großen Film-Erfolg "The Present" (Das Geschenk) inspiriert. Als er sie mit ins Studio nach Ludwigsburg nahm, warf der Hausmeister "Biene" raus. Jacob ging ins Sekretariat und meldete "Biene" offiziell als "Actor" an. Der Hausmeister war platt - und seine Kommilitonen hatten einen Riesenspaß.

(RP)
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