Bernd M. Wehner "Ich nehme Ängste der Menschen ernst"

Langenfeld · Bernd M. Wehner, Monheimer Bundesvorsitzender des KKV (Bundesverband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung), hält es schon aus Gründen der Humanität für notwendig, Flüchtlinge aufzunehmen, und er fordert im Gegenzug die Politiker vor Ort auf, die Ängste der Menschen vor dem Zustrom ernst zu nehmen.

 Bernd M. Wehner ist Vorsitzender des KKV und mahnt sachliche Gespräche mit Menschen an, die Angst haben.

Bernd M. Wehner ist Vorsitzender des KKV und mahnt sachliche Gespräche mit Menschen an, die Angst haben.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Herr Wehner, haben Sie sich die Flüchtlingsunterkunft in Baumberg schon angesehen?

WEhner Nein. Ich bin noch nicht in der Sporthalle gewesen. Es widerstrebt mir, neugierig zu gucken, wie die Leute dort untergebracht sind. Mitglieder des Pfarrgemeinderates informieren mich darüber, wie es dort zugeht.

Und wie ist die Situation vor Ort?

Wehner Wie ich gehört habe, gibt es dort natürlich keine luxuriöse Unterbringung. Die Situation für die Menschen ist aber nicht unzumutbar.

Als Bundesvorsitzender des KKV räumen Sie ein, Deutschland könne zwar nicht allein das Migrantenproblem der Welt lösen, sagen aber: "Wir sollten tun, was wir können. Und wir können viel hier tun." Herr Wehner, was tun Sie persönlich?

Wehner Ich bin im Kirchenvorstand und im KKV-Bundesvorstand aktiv. Deshalb kann ich mich hier nicht zusätzlich einbringen. Ich werbe aber dafür, dass sich die Menschen vor Ort engagieren. Einige Mitglieder des KKV-Freundeskreises helfen den Flüchtlingen ehrenamtlich oder übernehmen Patenschaften. Hier arbeiten wir eng mit dem SKFM zusammen.

Was macht der KKV konkret in Monheim?

Wehner Wir laden regelmäßig zum Gesprächskreis "Christen helfen Muslimen" ein. Kürzlich erst diskutierten Vertreter der Kirchen und des Moscheevereins über das Thema "Flüchtlingshilfe". Es ging darum, welche Verantwortung wir als Christen und Muslime in dieser Situation haben.

In Monheim hat Hans-Jürg Plinkert eine Kundgebung gegen die Politik der Bundesregierung auf dem Eierplatz abgehalten und weitere Veranstaltungen angekündigt. Der Organisator hat sich beklagt, dass Bürgermeister Daniel Zimmermann sein Gesprächsangebot abgelehnt habe. Wie gehen Sie mit den Sorgen der Bevölkerung über die Flüchtlingspolitik um?

Wehner Häufig gehen die Relationen verloren. Es vergeht kein Tag, an dem nicht über ein Ereignis im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise berichtet wird. Mir fehlt dabei häufig die Einordnung in den Gesamtzusammenhang. Es wird der Eindruck erweckt, wir hätten die Lage nicht mehr im Griff. Das ist so nicht ganz richtig. Die Politiker müssen die Ängste von Menschen aber ernst nehmen. Ängste haben immer mit persönlichem Empfinden zu tun. Man muss mit den Betroffenen darüber reden. Und zwar vorurteilsfrei und mit aller Gelassenheit. Auch darf man sie nicht gleich in eine bestimmte politische Ecke stellen.

Haben Sie in Monheim schon Gespräche mit Gegnern der Asylpolitik geführt?

Wehner Das war bisher nicht der Fall.

Wann ist für Sie keine Gesprächsbasis mehr gegeben?

wEHneR Beleidigungen, egal von welcher Seite, akzeptiere ich nicht. Und wenn jemand nicht bereit ist, sich Gegenargumente anzuhören. Der Auftritt der ,Antifaschistischen Aktion' während der Kundgebung von Plinkert war deshalb keine gute Sache.

Glauben Sie, dass die große Anteilnahme für Flüchtlinge, die bisher in Monheim zu spüren ist, kippen kann?

Wehner Das glaube ich nicht. Auch nicht, dass rechte und linke Gruppierungen hier wirklich aneinandergeraten. Sollte Plinkert noch einmal auftreten wollen, sollte man ihn einfach machen lassen und die Aktion gar nicht weiter beachten.

(pc)
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