Monheim Igelhotel nimmt fünf Stacheltierbabys auf

Langenfeld · Sie wiegen gerade einmal 100 Gramm und sind noch keine zwei Wochen alt. Ihre Augen sind geschlossen. Fünf junge Igel, deren Mutter überfahren worden ist, hat Gerti Scholten vor zwei Tagen aufgenommen. "Erst kam ein Anruf aus Leverkusen. Dann stand eine Frau vor meiner Tür und drückte mir die Igel in die Hand", sagt die 70-Jährige, die seit 15 Jahren ein "Igelhotel" in Monheim hat.

 Fünf Igelbabys pflegt die Monheimerin Gerti Scholten in ihrem "Hotel". Diese Stacheltiere sind noch keine zwei Wochen alt und müssen alle vier Stunden gefüttert werden.

Fünf Igelbabys pflegt die Monheimerin Gerti Scholten in ihrem "Hotel". Diese Stacheltiere sind noch keine zwei Wochen alt und müssen alle vier Stunden gefüttert werden.

Foto: RALPH MATZERATH

Ihre Telefonnummer ist im ganzen Kreis bekannt. Und nicht selten landen die hilflosen Tiere in ihrer "Auffangstation". Besonders im Herbst ist Scholtens Einsatz gefragt. Alle vier Stunden füttert die Monheimerin nun die stacheligen kleinen Tiere, gibt ihnen die Flasche mit Katzenaufzuchtmilch. "Igel vertragen keine Laktose", erläutert sie. Bei gutem Wetter nimmt sie ihre Babys mit nach draußen. "Doch sie haben noch nicht einmal geblinzelt", kommentiert sie in der Erwartung, dass die Tierchen endlich die Augen öffnen.

Erst kürzlich hat sich ein Tierarzt an sie gewandt, um ein gefundenes Igelbaby abzugeben. "Die Veterinärpraxis war hoffnungslos überfüllt und hatte gar keine Zeit, sich um das Junge zu kümmern", erinnert sich die pensionierte Grundschullehrerin. Nur 16 Gramm schwer war das kleine Igelweibchen, das sie auf den Namen "Piccula" getauft hat. Trotz guter Pflege hat es Piccula nicht geschafft.

In der freien Natur sind die jungen Tiere fast schutzlos ihren Feinden ausgesetzt, vor allem den Greifvögeln. In den kalten Jahreszeiten haben sie es besonders schwer. "Doch der größte Feind sind wir Menschen", sagt Scholten. Sie sind keine natürlichen Fluchttiere, und so kämen viele Igel, verletzt von Rasenmähern, Laubsaugern oder Autos, in ihre Obhut, erklärt die Monheimerin besorgt und mahnt, etwa beim Rasenmähen vorsichtig zu sein. Igel seien wichtig für das Ökosystem. "Denn sie fressen Schädlinge wie kleine Schnecken. Doch wenn sie vor der kalten Jahreszeit nicht genügend zu Fressen auftun, überleben sie den Winterschlaf nicht", weiß die Rentnerin.

Gerade der zweite Wurf sei besonders betroffen, zu dem vermutlich auch Piccula gehörte. Andere Tiere, die ins Igelhotel kommen, haben da mehr Glück. Denn Scholten verwöhnt ihre stacheligen Freunde regelrecht. Für die Tiere, die sie momentan beherbergt, gibt es reichlich Unterschlupf in Form von Hecken, Holzstapeln und Tonschälchen. Sogar ein "Chateau", wie sie es liebevoll nennt, gibt es. Das sind Rotweinkisten, die sie extra für die Insektenfresser aufgestellt und mit Papier und Spänen aufgefüllt hat. Auch das Essen bereitet die Herbergsmutter ihren Schützlingen täglich selbst zu. "Igel essen am liebsten trockenes Katzenfutter oder frisches Rührei." Wenn die Tiere dann den Winter über gut im Futter stehen und ein gesundes Gewicht von bis zu 900 Gramm haben, entlässt Scholten sie wieder in die Freiheit. "Dafür fahre ich auch schon mal aufs Land, wo weniger Gefahren drohen."

Ihre fünf Neuzugänge wird sie noch regelmäßig alle vier Stunden pflegen müssen. "Zwei Wochen mindestens", sagt Scholten. Doch in ihrem Igelhotel - auf dem Gut Großer Hof - ist genügend Platz, so dass die Neulinge ein warmes Plätzchen für den Winter finden können. Rund 40 Igel haben zuletzt auf dem Großen Hof überwintert. meik/og

Gerti Scholten ist unter der Telefonnummer 02173 55 666 zu erreichen und gibt gerne Tipps zur Igelpflege.

(RP)
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