Langenfeld IHK warnt vor Problemen im Türkeigeschäft

Langenfeld · Investitionen werden schwieriger. Der Export in die Türkei ist deutlich eingebrochen.

Die sich weiter zuspitzenden Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland haben unmittelbare Folgen für die Düsseldorfer Wirtschaft. "Wir empfehlen, die Entwicklung in der Türkei aufmerksam zu beobachten und immer dann zu prüfen, wenn Türkei-Reisen anstehen oder deutsche Mitarbeiter zu Arbeitseinsätzen in die Türkei entsandt werden sollen", sagt Robert Butschen, Außenwirtschaftsreferent der IHK Düsseldorf.

Die jüngste Entwicklung, so die IHK weiter, steigere die bereits seit dem Putschversuch 2016 vorhandene Verunsicherung deutscher Unternehmen erheblich. Etwa 400 Unternehmen aus dem IHK-Bezirk Düsseldorf unterhalten regelmäßige Geschäftsbeziehungen in die Türkei. Konkret sind dies Tochterunternehmen von Firmen mit Sitz in der Türkei. Ein großer Teil gehört der Textilbranche an. Viele kleine und mittelständische Firmen hielten sich aufgrund der aktuellen Risiken mit Neuinvestitionen zurück. Dabei habe die Türkei mit Lieferungen von knapp vier Milliarden Euro 2016 immerhin auf Platz 13 der Auslandsmärkte Nordrhein-Westfalens gestanden. Seit Mitte 2016 seien die Exporte jedoch rückläufig. Dagegen habe die Zahl türkischer Direktinvestitionen in der Landeshauptstadt und im Kreis Mettmann deutlich zugenommen. So stieg die Zahl der türkischen Direktinvestitionen im Kammerbezirk zwischen 2013 und 2016 von 54 auf 104, davon allein 89 in der Landeshauptstadt selbst.

Deutsche Firmen sind inzwischen skeptisch, viel Neugeschäft bleibe aus, sagt Butschen.

Seit dem Putschversuch vor einem Jahr seien die Geschäfte schwieriger geworden. "Viele Firmen spüren, das große Teile der Bürokratie vor Ort ausgetauscht wurden und die neuen Bearbeiter noch gar nicht im Thema sind", sagt Butschen. So werde manchmal für Geschäftsleute ein Visum verlangt, manchmal aber auch nicht. "Die Zollpraktiken sind seltsamer geworden."

Hinzu kommt, dass der Wechselkurs Euro zu Türkischer Lira sich verschlechtert hat. Mussten die Türken vor drei Jahren nur 2,7 Lira für einen Euro hinlegen, sind es nun mehr als vier. "Das verteuert deutsche Waren in der Türkei und erschwert den Export", sagt Butschen. Neben den türkischen Direktinvestitionen gibt es laut IHK im Kammerbezirk weitere 1378 Gewerbetreibende mit türkischem Pass, 842 davon allein in der Landeshauptstadt Düsseldorf.

Sedat Piskinel betreibt mit seinem Geschäftspartner eine Bäckerei an der Worringer Straße nahe des Hauptbahnhofs. Außerdem ist der 55-Jährige seit 1989 Inhaber eines Import-Export-Handels für Elektrozubehör. "Es ist zu früh, um zu sagen, wie sich die Situation auf das Geschäft auswirken wird", sagt er. Vor 40 Jahren kam er nach Deutschland, bezeichnet sich selbst als "stolzer Deutscher". Er ist der Meinung, dass die angedrohten Sanktionen letztlich politisch nur dem türkischen Präsidenten nutzen dürften. "Was Merkel, Gabriel und Co. mit ihrer Politik bezwecken wollen, bringt am Ende nichts." Trotzdem beobachten er und andere Unternehmer mit Sorge, wie sich das EU-Türkei-Geschäft entwickelt. Gute Stimmung mache das nicht.

(RP)
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