Monheim Im Sojus entstehen Graffiti auf dem Tablet

Monheim · Bei einem Workshop zum Mitmachen und Ausprobieren können Besucher verschiedene Kunstrichtungen erforschen.

 Besucherin Sarah Kahleyß (links) probiert mit Sojus-Manager Christian Kaindl das "Tagtool" aus.

Besucherin Sarah Kahleyß (links) probiert mit Sojus-Manager Christian Kaindl das "Tagtool" aus.

Foto: Ralph Matzerath

Vorsichtig wischt Sarah Kahleyß über das Display eines Tablet-PC. Mit ihren Fingern malt die 20-jährige spontan ein kleines Motiv. Ein Katzenkopf ist auf dem Bildschirm zu sehen. Lustig rollt der virtuelle Stubentiger mit den Augen und seine Schnurrhaare wackeln. Gleichzeitig wird das bunte Tierchen per Beamer auf eine Wand im Sojus 7 übertragen. Aus den Lautsprechern tönt moderne elektronische Musik, live von einem DJ aufgelegt.

"Tagtool" heißt das Programm, mit dem sich auf dem Tablet Bilder und kleine Trickfilme machen lassen. Der Zugang ist dabei eher intuitiv. "Das ist ein bisschen was für Nerds", meint Christian Spieß in Anspielung auf jene meist sympathischen Gesellen, die ein Faible für Computer, Wissenschaft und Technik haben und nicht unbedingt vor sozialer Kompetenz strotzen.

"Im Grunde geht es um das Malen und Animieren in Echtzeit", erklärt der 28-Jährige. "Die digitalen Zeichnungen sind immer wandelbar und dabei entstehen aus dem Moment heraus Bilder und Motive." Muster seien dabei ebenso denkbar, wie Karikaturen oder Schriftzüge. "Es ist wie ein Graffiti, das keine bleibenden Schäden hinterlässt." Statt Lack sei Licht im Einsatz.

Bei Christopher Klein und Alex Soltys ist das genau umgekehrt. Die beiden sind seit ihrer Jugend begeistert von Straßenkunst mit Sprühdosen. Sie gestalten die Außenfassade der ehemaligen Krautfabrik neu. "Es ist einfach gut, wenn man sich auf einer großen Fläche austoben kann", sagt der 27-Jährige. "Wir verstehen das als eine Verschönerung des öffentlichen Raums - alles ganz legal, versteht sich."

Im Innenraum des Sojus ist nicht alles immer unbedingt gesetzeskonform. Ein junger Künstler, der sich "Pdot" nennt, und in Düsseldorf bekannt und berüchtigt ist für seine Aufkleber im Stil der Geister aus dem Kultspiel "Pac-Man", sitzt an einem Tisch und schneidet diverse Sticker zurecht. Eine ruhige Hand und viel Geduld brauche man dafür, sagt der Endzwanziger, der seinen Namen nicht nennen will.

"Das ist im Grunde Straßenkunst auf Klebefolie", erklärt er. Zunächst habe er klassisch gemalt. "Aber irgendwann habe ich die Aufkleber als neues Medium entdeckt. Ich fand das irgendwie spannend und habe damit experimentiert." Dabei sei irgendwann auch die Idee mit den Pac-Man-Geistern entstanden.

Ihm habe das Motiv aus dem Videospiel gefallen, sagt er: "neutral, freundlich, nicht sexistisch und mit hohem Wiedererkennungswert." Er wolle das Stadtbild verändern und graue Flächen verschönern - und auch provozieren. Die Vorderseite von Schildern sei dabei tabu. "Die Aufkleber lassen sich außerdem rückstandslos entfernen."

Beim Kreativ-Workshop im Sojus gibt es außerdem Gelegenheit, dem DJ über die Schulter zu schauen. Die Resonanz ist indes relativ gering. Nur wenige Besucher finden sich im Sojus ein, um den Kreativen über die Schulter zu schauen. Eine von ihnen ist Luda Liebe. Sie finde vor allem die Idee mit dem "Tagtool" klasse, sagt sie: "Das ist wie für mich gemacht."

(RP)
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