Birgitt Bukowski Immer aufs Neue den Zugang suchen

Langenfeld · Demenzbetreuer oder Bewohnerassistenten pflegen nicht, sie unterstützen und begleiten ältere Menschen im Alltag - zu Hause oder im Heim.

 Birgitt Bukowski ist in einer Wohngruppe mit 13 Bewohnern eingesetzt. Sie kann den demenzkranken Bewohnern die Zeit widmen, über die das Pflegepersonal oft nicht verfügt.

Birgitt Bukowski ist in einer Wohngruppe mit 13 Bewohnern eingesetzt. Sie kann den demenzkranken Bewohnern die Zeit widmen, über die das Pflegepersonal oft nicht verfügt.

Foto: RALPH MATZERATH

Langenfeld In Pflegeheimen kommen immer mehr Demenzbegleiter zum Einsatz. Sie sollen das Fachpersonal bei der Betreuung altersverwirrter Menschen entlasten. Im CBT-Wohnhaus St. Franziskus finanziert die Pflegekasse fünf Vollzeitstellen für Bewohnerassistenten, wie sie hier heißen. Eine Mitarbeiterin aus dem Team ist Birgitt Bukowski.

Welche Aufgaben haben Sie hier im Pflegeheim St. Franziskus?

Bukowski Oh ganz viele. Wenn ich meinen Dienst beginne, schaue ich, wie es den Bewohnern geht, in welcher Tagesverfassung sie sind. Ich begleite sie bei den Kaffeerunden, sorge für eine angenehme Atmosphäre, indem ich Gespräche zwischen den Bewohnern anrege. Wir spielen Gesellschaftsspiele, manche schauen zu, manche spielen mit. Wir gehen auch oft in der Sinnesgarten und genießen die frische Luft. Wir machen gerne Ausflüge oder gehen auf unseren Wochenmarkt. Es wird auch gemeinsam gekocht und gebacken. Ein Höhepunkt ist der selbst zubereitete Kräuterquark mit den Kräutern aus dem Garten. Die Kräuter wurden gemeinsam angepflanzt und geerntet. Durch viele Alltagstätigkeiten werden Erinnerungen an frühere Zeiten geweckt. Das gemeinsame Schaffen macht zufrieden.

Werden Sie dafür entlohnt?

Bukowski Eigentlich ist die Reaktion der alten Menschen Lohn genug, aber ja, ich werde bezahlt, das ist eine Kassenleistung, auf die die älteren Menschen Anspruch haben.

Worin besteht die besondere Herausforderung dieser Tätigkeit?

Bukowski Jedem persönlich gerecht zu werden. Einige, die hier leben, leiden an einer fortgeschrittenen Demenz und können sich nicht mehr artikulieren. Anhand von Mimik und Gestik muss man dann versuchen zu verstehen, was sie möchten. Ich muss immer aufs Neue versuchen, einen Zugang zu ihnen zu finden. Eine Grundlage unserer Arbeit ist die Lebensgeschichte jedes einzelnen. Zum Beispiel einer unserer Bewohner kommt aus Husum. Ich schaffe es immer wieder, ihn über das Thema Meer und Schiffe zu erreichen. Ich lese ihm auch Geschichten oder Märchen mit Bezug zum Meer vor. Und den anderen Bewohnern, die zuhören, fallen auch kleine Beiträge dazu ein. Eigentlich geht es hier vor allem um Wertschätzung, das heißt: Man vermeidet es, dem Bewohner das Gefühl zu geben, dass er etwas nicht weiß.

Welche Voraussetzungen sollte man für diese Tätigkeit mitbringen?

Bukowski Empathie: Man muss verstehen, in welcher Gefühlslage sich der Bewohner befindet. Man kennt seine Bewohner, unsere Gruppe besteht nur aus 13 Personen. Wenn zum Beispiel eine Bewohnerin unruhig wird, weiß ich dass sie sich in der Gemeinschaft unwohl fühlt und sich zurückziehen möchte. Jederzeit ist der Respekt zu wahren und man sollte nicht versuchen ihnen etwas beizubringen. Sie blicken alle auf einen langen Erfahrungsschatz zurück. Wenn eine Bewohnerin sagt: Ich habe mein Leben lang gekocht, ich habe jetzt keine Lust mehr dazu, muss man das akzeptieren. Über Bewegung, Tanz und Musik verschafft man den Menschen die Gelegenheit, auf vergangene Fähigkeiten und Erlebtes zurück zugreifen. Diese Angebote schaffen positive Gefühle und sind im Wochenprogramm fest eingeplant.

Wo erlernt man diese Tätigkeit?

Bukowski Ich habe bei der Dekra/ Leverkusen eine Fortbildung zur Betreuungsassistentin gemacht, sie hat drei Monate gedauert. Zusätzlich habe ich eine Weiterbildung bei der VHS zur Betreuung von Menschen mit Demenz absolviert.

Was hat Sie persönlich motiviert, sich mit demenziell veränderten Menschen zu beschäftigen?

Bukowski: Ich bin gelernte Friseurin. Damals habe ich viel mit älteren Menschen zu tun gehabt, weil ich im CBT Friseurstübchen gearbeitet habe. Danach habe ich eine Familienpause von gut 20 Jahren eingelegt. Als ich 2012 wieder ins Berufsleben einsteigen wollte, kam der Friseurberuf nicht mehr in Frage. Ich wollte gerne etwas mit älteren Menschen machen, deshalb habe ich mich hier beworben. Zunächst als Servicekraft, dann habe ich bemerkt, dass mir die Senioren-Betreuung sehr viel Freude bereitet. Das Haus hat mir dann die Fortbildung finanziert.

DIE FRAGEN STELLTE DOROTHEE SCHMIDT-ELMENDORFF.

(RP)
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