ANZEIGE RP und Stadtwerke unterwegs - Teil 3 Immigrath: Neubauten bringen Aufschwung

Langenfeld · Langenfelds "mittlerer Osten" steht vor einer Umgestaltung mit Aussichten auf Aufschwung. Schon jetzt entsteht reichlich neuer Wohnraum.

 Südwestlich des Immigrather Platzes entstehen Wohnungen für gehobene Ansprüche. Einige Häuser sind bereits fertig.

Südwestlich des Immigrather Platzes entstehen Wohnungen für gehobene Ansprüche. Einige Häuser sind bereits fertig.

Foto: Ralph Matzerath

Der Immigrather an sich fährt eher selten Ferrari, Lamborghini oder Mercedes-AMG. Und doch findet sich gelegentlich eine Ansammlung dieser Transportmittel im Herzen des Ortsteils, da, wo sich B 229 und Güterzugstrecke treffen. Ein Hauch also von Königsallee oder Hamburg-Blankenese in Immigrath? Leider nein, eher Bahndamm oder St. Pauli. "Das ist keine angenehme Nachbarschaft", sagt der Herz-und-Seele-Immigrather Wendt Gustav Scheffels sen. (72) und meint damit die Rocker, die sich nach seiner Beobachtung gelegentlich rund um den Immigrather Platz einfinden. Auch Läden für Glücksspiel, Tattoos und Wasserpfeifen sind nicht gerade das, was man ein bürgerliches Umfeld nennt. "So konzentriert muss das nicht sein", ärgert sich auch Dieter Ressing (70). Seine Klage gilt auch den Leerständen die Solinger Straße entlang bis hin zur Kurzen Straße.

Immigrath - da sind sich wohl viele der knapp 17.000 Immigrather einig - hat trotz der Auflösung des Rotlicht-Milieus in den 70er Jahren keine Top-Entwicklung genommen. Doch nach Jahrzehnten der Stagnation tut sich was in dem Ortsteil, dessen Osten einst industriell geprägt war und heute immer noch stark von Gewerbe und Verkehr bestimmt wird. Denn es wird gebaut. Einfamilienhäuser und Wohnungen vor allem. Aber auch eine Neugestaltung des öffentlichen Raums steht in den kommenden Jahren bevor.

 Im ehemaligen Bahnhofsgebäude treffen sich die Mitglieder der Aktion Immigrather Bürger. Auch bei der letzten Versammlung gab es wieder viel zu besprechen.

Im ehemaligen Bahnhofsgebäude treffen sich die Mitglieder der Aktion Immigrather Bürger. Auch bei der letzten Versammlung gab es wieder viel zu besprechen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

So sind zuletzt an der Nelly-Sachs-Straße im südlichen Immigrath etwa 70 Einfamilienhäuser entstanden. Die letzten dürften bald bezugsfertig sein. Mehr als 200 Neubürger wohnen dann dort, überwiegend junge Familien. Stephan Anhalt, Chefstadtplaner im Langenfelder Rathaus, geht davon aus, dass die Bewohner der neuen Siedlung "sich noch vermehren". Neuer Wohnraum entsteht derzeit auch auf dem Joest-Gelände, benannt nach einem früheren Bauernhof im Karree Solinger/Leichlinger/Schiller-/Lessingstraße. Nach Fertigstellung sollen die fünfstöckigen Häuser hier insgesamt 45 Eigentumswohnungen für den "gehobenen Bedarf" umfassen. "Das wird eine erhebliche Aufwertung Immigraths mit sich bringen", sagt Grundstücksverwalter Scheffels, der die täglichen Baufortschritte von seiner Wohnung am Immigrather Platz aus beobachten kann.

Was den öffentlichen Raum angeht, soll der erste große Schritt für ein schöneres Immigrath auf der Solinger Straße getan werden. Entlang der Hauptverkehrsstraße zwischen Rathaus-Kreuzung ("Immigrather Dreieck") und Unterführung Eisenbahnstrecke sollen Radfahrer und Fußgänger mehr Platz bekommen. Rund vier Millionen Euro soll die Umgestaltung kosten. Etwa die Hälfte davon entfallen auf die Stadt, zirka 1,3 Millionen Euro auf die Anwohner und 700.000 Euro auf Land und Bund. "Die mündliche Zusage für den Zuschuss habe ich schon, aber die schriftliche steht noch aus", teilt der städtische Verkehrsplaner Franz Frank mit. Sobald die Staatsmittel gesichert fließen, könne in die konkrete Planung eingestiegen werden. Bagger dürften aber erst 2017/18 anrollen.

Mit weniger Zuschüssen als erhofft wird sich die Stadt beim zweiten großen Schritt für ein schöneres Immigrath zufriedengeben müssen: der Aufwertung des Immigrather Platzes für ursprünglich geplante zirka zwei Millionen Euro. "Für das von uns ins Auge gefasste Fassadenprogramm hat das Land eine Absage erteilt", berichtet Stadtplaner Anhalt. Der Amtsleiter ist indes überzeugt, dass die Immobilieneigentümer auch ohne Zuschüsse tätig werden - spätestens wenn der Platz selbst umgestaltet sein wird. Auch hier schwebt den Planern weniger Fläche für den motorisierten Verkehr vor, dafür mehr für Passanten und Außengastronomie. Die Aussichten auf Landeszuschüsse für die Platzgestaltung sind laut Anhalt ebenfalls gering, gleichwohl sollen die Planungen im kommenden Jahr mit einem Gutachterwettbewerb weitergehen.

Ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts, das ab 2018 verwirklicht werden könnte, ist die Ansiedlung eines kleinen Supermarkts. Darüber, ob er benötigt wird, gehen die Meinungen auseinander. Während die Gegner - wie etwa RP-Leser Marc Stratmann - auf bereits vorhandene Einkaufsmöglichkeiten verweisen, die innerhalb von höchstens fünf Fußminuten zu erreichen sind, ist für andere der Aldi jenseits der großen Unterführung zumindest gefühlt viel weiter weg, als die Luftlinie suggeriert. Zumal seit einigen Jahren der Bahnübergang Leichlinger Straße geschlossen ist und ein Fußgängertunnel wegen der hohen Kosten (geschätzt rund 2,3 Millionen Euro) ein Wunschtraum bleiben dürfte. Susanne Conrad (48) jedenfalls "vermisst einen Supermarkt". Auch Scheffels sen. hält einen solchen für sinnvoll: "Es muss ja kein ,Vollsortimenter' nach heutigen Maßstäben sein. Aber für ältere Immigrather wie auch für junge Familien sind kurze Wege wichtig." Neue Ideen seien gefragt, etwa nach dem Vorbild des britischen Lebensmittel-Giganten Tesco, der Nahversorgungsläden rollatorgerecht zu konzeptionieren beginnt. Wie dem auch sei: Bei der Anwerbung eines Supermarkt-Betreibers für den Standort hatte die Stadt bislang noch keinen Erfolg. Anhalt ist aber zuversichtlich, dass sich ein solcher finden wird.

Ein kleiner Supermarkt würde sich in den allseits gutgeheißenen Teil des vorhandenen Waren- und Dienstleistungsangebot gut einfügen. Reinigung, Änderungsschneiderei, Gesundheitszentrum, Hotel Mondial, Tanzschule, Kfz-Zubehör - bei genauem Hinschauen kommt doch einiges zusammen. Auch für die Gastronomie sollte von der Aufwertung Nutzen ziehen. Das China-Restaurant steht seit Jahren leer, und viel mehr als das "Immigrather Stübchen" (gutbürgerlich-fränkisch) und "La Piazza da Graziano" (italienisch) hat der Kern des Ortsteils derzeit nicht zu bieten. Immerhin hat das Stehcafé, das das Ladenlokal des plötzlich verstorbenen Modelleisenbahners übernommen hat, regen Zulauf.

Viele Immigrather wie Susanne Conrad setzen überdies auf die Aktivitäten der Aktion Immigrather Bürger. Die AIB mit ihren Vorsitzenden Werner Zwank und Scheffels sen bringt seit Jahrzehnten Leben in den Ortsteil, besonders mit ihren Klassikern Jazzbrunch und Gänseverlosung. Susanne Conrad war bei der Festbraten-Tombola am vorigen Samstag wieder dabei. "Hier trifft man sich, hier plaudert man - das ist rundum schön", sagt sie.

(RP)
RP Digital ist weder für den Inhalt der Anzeigen noch für ggf. angebotene Produkte verantwortlich.