Monheim "iPads raus zum Klassen-Quiz!"

Monheim · Das Otto-Hahn-Gymnasium ist Vorreiter beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Die sind nützlich, aber nicht alles.

 Malena Straßer setzt Tablets in ihrer 6 f im Unterricht ein. Genutzt werden die Geräte aber auch in anderen Fächern, etwa Politik, Deutsch, Erdkunde oder Musik.

Malena Straßer setzt Tablets in ihrer 6 f im Unterricht ein. Genutzt werden die Geräte aber auch in anderen Fächern, etwa Politik, Deutsch, Erdkunde oder Musik.

Foto: Ralph Matzerath

Was war noch mal Fabel? Das klingt wie eine Frage aus "Wer wird Millionär" - und wird in der 6 f von Malena Straßer auch auf ähnliche Weise wie im TV-Quiz beantwortet. "iPads raus", verlangt die Deutschlehrerin des Otto-Hahn-Gymnasiums. Flugs kramen fast 30 Jungen und Mädchen ihre Tablet-PCs hervor und loggen sich bei Kahoot ein, einer Art Plattform, auf der sie gemeinsam ein Lern-Quiz spielen können. Jeder Teilnehmer ist via Internet damit verbunden und hat nun die Qual der Wahl zwischen vier Antwortvorschlägen, die an die Tafel projiziert sind. Während die 6 f grübelt, dudeln muntere Töne im Stil eines Mariokart-Spiels.

Wenn der Einsatz digitaler Medien die Zukunft des Schulunterrichts ist, dann hat am Otto-Hahn-Gymnasium die Zukunft längst begonnen. Seit 2015 rüstet das Gymnasium seine Schüler Schritt für Schritt und jahrgangsstufenweise mit iPads aus. Im Schuljahr 2018/19 sollen alle Stufen außer der Q 2 ausgestattet sein. Ein Gerät für jeden Schüler - für den Einsatz in der Schule, aber auch fürs Erledigen der Hausaufgaben daheim. Möglich macht das die kommode Haushaltslage der Stadt Monheim. Die spendiert die Geräte und trägt etwa 95 Prozent der Kosten des gesamten Tablet-Projekts, sagt Martin Kaiser, der am Otto-Hahn-Gymnasium die Digital-Offensive mit seinem Kollegen Jaouad El Jerroudi seit dreieinhalb Jahren leitet.

Von einer solchen Ausrüstung kann Wilfried Flüchter, Leiter des Mariengymnasiums in Bocholt, derzeit nur träumen. Dennoch hat er mit seinem Kollegium jetzt die Monheimer Tablet-Pioniere zwecks Fortbildung besucht. "Wir sind zwar mit Smartboards und einigen Laptops schon ganz gut ausgerüstet. Dennoch denken wir darüber nach, auch bei uns ein paar Tablet-Klassen einzurichten", sagt Flüchter. "Es ist hochinteressant zu sehen, wie Tablets den Unterricht verändern."

Eine Erkenntnis des Gastes aus Bocholt: Beim Arbeiten an der Tafel oder auf dem Smartboard ist die Aufmerksamkeit vor allem auf die Tafel und den Lehrer gerichtet. "Mit Tablets dagegen können die Schüler auch in Partner- oder Gruppenarbeit Aufgaben lösen, Präsentationen oder Zusammenfassungen erstellen", sagt Flüchter. Das hält auch El Jerroudi für eine der Stärken der Tablets. Ihm geht es nicht um Berieselung aus digitalen Flimmerwelten. "Das Tablet ist kein Selbstzweck, sondern Werkzeug. Die Schüler sollen damit selbst Inhalte erstellen, etwa Texte, Bilder, Videos, Töne." Tablets machen weder Lehrer überflüssig, noch können sie klassische Methoden völlig ersetzen. Sie bieten aber komfortable Wege, Lehrmaterial zu speichern, im Unterricht abzurufen und über einen schuleigenen Server untereinander auszutauschen. Schlechte Nachricht für Schüler: Das Denken können Tablets den Nutzern auch nicht ersparen. Dass in Malena Straßers 6 f fast alle Kinder beim spielerischen Intermezzo im Kahoot-Quiz die richtige Antwort antippen, hat einen simplen Grund: Sie haben es zuvor im Unterricht gelernt.

(RP)
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