Monheim Junge Monheimer in der Dichterschlacht

Monheim · Zwei Schülerinnen des Otto-Hahn-Gymnasiums hatten jetzt ihr Debüt bei einem "Poetry Slam" im Ulla-Hahn-Haus.

Monheim: Junge Monheimer in der Dichterschlacht
Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Zeit läuft. In gut zwei Stunden werden Nicole Maas (17) und Sara de Couto Preußner (16) im oberen Stock des Ulla-Hahn-Hauses, wo sie jetzt entspannt auf Stühlen in der ersten Reihe sitzen, eigene Texte vortragen. Die beiden Schülerinnen des Otto-Hahn-Gymnasiums haben sich als Teilnehmerinnen des ersten Poetry Slam beworben, den der Lions Förderverein Monheim für diesen sommerlichen Abend initiiert hat.

"Menschen, die Texte geschrieben haben, tragen sie vor, und andere Menschen bewerten die Texte", so wird es Pamela Granderath später dem Publikum erklären. Die Mitarbeiterin des Düsseldorfer Kulturzentrums "Zakk" wird mit ihrer Kollegin Christine Brinkmann den Abend moderieren. Solch ein Poetry Slam kann unglaublich viel Spaß machen. Man braucht aber Nerven; die besten Chancen hat, wer lässig ist und gern die Rampensau gibt. Granderath weiß das sehr gut. Sie nimmt seit Jahren an den Dichterwettbewerben teil und soll die Schülerinnen auf ihren Auftritt vorbereiten.

Die Idee zur Teilnahme kam den beiden Gymnasiastinnen, nachdem sie als Zuhörerinnen mit ihrem Deutsch-Kursus einen U-20-Poetry-Slam im Zakk besucht hatten. Beide lieben Philosophie und schreiben Texte für die Schülerzeitung "Open Minded". Keine schlechten Voraussetzungen also. "Macht euch keine Gedanken, dass ihr das noch nie gemacht habt", beruhigt sie Granderath. Sie bringt ein paar Beispiele, was normalerweise auf der Bühne gut funktioniert. Dazu gehört auch die Art, wie man ans Mikro tritt: "Die Leute nehmen 80 Prozent Äußeres und nur 20 Prozent von dem wahr, was ihr sagt." Und: "Je pointierter man das vorträgt, desto besser kommt es an." Sechs Minuten hat jeder für seinen Vortrag; die Stoppuhr läuft ab dem ersten Wort. Alles braucht das richtige Timing, den richtigen Schwung, damit es flüssig bleibt und das Publikum mitgeht. An diesem Abend sind knapp 30 Neugierige ins Ulla-Hahn-Haus gekommen, die Texte von fünf Slammern zu hören und zu bewerten. Zum Aufwärmen tragen Anna Jürgens uns Aylin Celik einen Text vor, den sie schon im Düsseldorfer Schauspielhaus gelesen haben. Dann startet der eigentliche Wettbewerb.

Erster ist Martin Pause aus Viersen, der sich Martin Krause nennt und einen Text aus seinem Buch "Tiere vor Gericht" liest: schlüpfrig und nicht jugendfrei, aber das Publikum lacht über die frech-frivolen Reime. Dann ist Sara an der Reihe. Sie hat ein Gedicht über den Tod ausgewählt. Sie behauptet sich sehr gut neben einem erfahrenen Slammer wie Martin und bekommt vom Publikum mit 21 Punkten nur zwei Punkte weniger als er. Ebenso viele Punkte holt Nicole mit einem Prosatext über den Hauptbahnhof. Der Star des Abends ist Helge Goldschläger aus Düsseldorf - bis die 19-jährige Aylin Celik mit einem Text gegen Fremdenhass ans Mikro tritt. Sie slammt seit zwei Jahren und hat eine großartige Bühnenpräsenz und verbindet philosophischen Tiefgang mit hoher lyrischer Qualität. Sie ist es, die im Finale gegen Helge antreten muss - und die 19-jährige Düsseldorferin gewinnt gegen ihren Slam-Lehrer. Für Sara und Nicole war dieser erste Auftritt wohl nicht der letzte. Oliver Drechsel vom Lions Club Monheim überreicht ihnen bei der Ehrung der Teilnehmenden je einen Preis, und bald stehen sie mit Aylin zusammen, um sich auszutauschen.

(dgn)
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