Langenfeld Junger Tischler führt bald Familienfirma

Langenfeld · Erst vor wenigen Tagen erhielt Christian Schneider aus Reusrath seinen Meisterbrief.

 Tischlermeister Christian Schneider hat ein Sideboard mit Rundungen gebaut.

Tischlermeister Christian Schneider hat ein Sideboard mit Rundungen gebaut.

Foto: RALPH MATZERATH

1944 erhielt Großvater Josef Schneider die Urkunde als Schreinermeister, Vater Josef (65) übernahm den Betrieb in Reusrath 1999, auch er mit dem Meisterbrief. Vor wenigen Tagen gab es im Familienbetrieb an der Grünewaldstraße den Meisterbrief in der dritten Generation. Aus dem "Schreiner" wurde im Verlauf der Jahrzehnte der Tischler, und so darf sich Sohn Christian (31) jetzt Tischlermeister nennen. "Schon mit dem Großvater habe ich in der Werkstatt gebastelt und gehämmert", bestätigt er die Vermutung, dass bei seiner Freude am Arbeiten mit Holz und den handwerklichen Fähigkeiten die Gene bei der Berufswahl eine Rolle gespielt haben.

Der junge Meister, der in absehbarer Zeit den Betrieb übernehmen soll, ist ein gebürtiger Reusrather. Auch die Lehre in Leverkusen oder den Zivildienst in der Klinik des Landschaftsverbandes Rheinland verlebte er bewusst in Heimatnähe.

Der Großvater war "wie damals üblich" als Schreiner auch Bestatter im Ortsteil. Kein Wunder, schließlich wurden die Särge früher tatsächlich einzeln und nach Maß in der Werkstatt gefertigt. Vater Josef setzte diesen Geschäftszweig neben der normalen Schreinerei fort, allerdings bildete er sich als "fachgeprüfter Bestatter" fort, um die Hinterbliebenen besser begleiten und beraten zu können.

Doch handgemachte Särge könne der Kunde schon lange nicht mehr bezahlen, die würden überwiegend maschinell hergestellt und vom Fachhandel bezogen. In den letzten Jahren lasse sich in der Begräbniskultur ein Wandel erkennen, der sich in einem Anstieg der Urnenbeisetzungen und anderen Bestattungsformen ausdrücke, so Josef Schneider.

Mit insgesamt sechs Mitarbeitern kümmert sich das Familienunternehmen um Fenster, Haustüren, Innentüren, Möbeleinbauten und Treppen. "Das reicht vom Einbau, Wartung und Reparatur in Neu- und Altbauten bis zu maßgefertigten Möbeln, die je nach Kundenwunsch hergestellt werden", umreißt der Junior das Auftragsspektrum. Die Arbeit mit Kunden bei der gemeinsamen Lösung der Wünsche gefällt ihm besonders. Sein Meisterstück, ein Sideboard mit Rundungen in Zebrano furniert und mit einer Außenhülle aus Mineralwerkstoff (thermoplastischer Kunststoff), zeigt sowohl handwerkliches Können als auch den kreativen Umgang mit Kunststoffen. Das mit "sehr gut" bewerte Stück steht in der eigenen Küche und beweist seine Alltagstauglichkeit.

Die Familientradition erlaubt über einige Jahrzehnte Rückblicke. "Der Schreiner fertigte in früheren Zeiten alles selbst. Heute werden einige vorgefertigte Produkte auf Grund der preisgünstigeren Herstellung mit CNC-Maschinen hinzu gekauft", sagt Christian Schneider. Der Beruf des Tischlers sei nach wie vor attraktiv. "Es gibt sogar verstärkt Frauen. Wir erhalten viele Bewerbungen von jungen Leuten, die eine Ausbildung bei uns beginnen wollen". Wer sich für den Beruf interessiert sollte Spaß an Holz und Mathematik zeigen, ein gutes Zeugnis vorweisen und im Kundenkontakt freundlich auftreten können. Im Hinblick auf die dörflichen Strukturen Langenfelds überwiegen die Stammkunden, die aber auch vereinzelt in Köln, Düsseldorf und im Bergischen Land wohnen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort