Langenfeld KAG-Lehrer trägt zu neuem Gotteslob bei

Langenfeld · Markus Pytlik wäre gern in den Stammteil des Gesangbuchs gekommen, ist aber immerhin im Diözesananhang dabei.

 Sein eigenes "Gotteslob" hat Markus Pytlik zur Erstkommunion geschenkt bekommen. An der Neuausgabe ist er in Diözesanteilen mit drei Liedern beteiligt.

Sein eigenes "Gotteslob" hat Markus Pytlik zur Erstkommunion geschenkt bekommen. An der Neuausgabe ist er in Diözesanteilen mit drei Liedern beteiligt.

Foto: rm-

Eigentlich hätte in den katholischen Kirchen der Posthornstadt schon seit dem ersten Advent aus dem neuen "Gotteslob" gesungen werden sollen. Dass die Erstauflage des Gemeindeliederbuchs im Erzbistum Köln nun aufgrund des dünnen Papiers eingestampft werden soll, ist für Markus Pytlik eine Posse: "Die hatte doch nun über zehn Jahre Zeit!" Die: Das ist die Unterkommission der Deutschen Bischofskonferenz, die für die Gotteslob-Planung zuständig war — und in der sich zum Bedauern des 47-jährigen Komponisten kein einziger NGL-Vertreter findet.

NGL heißt "Neues geistliches Lied" und ist so neu freilich nicht. Seit etwa 60 Jahren verleihen zeitgenössische Lieddichter und Komponisten ihrem Glauben neue Texte und Töne. Pytlik ist einer von ihnen. Denn der Lehrer am Konrad-Adenauer-Gymnasium hat nicht nur Deutsch, Schulmusik und Pädagogik studiert, sondern auch Kompostionsunterricht genommen. Einige seiner rund 60 bislang veröffentlichten Werke, darunter auch Oratorien und ein Te Deum, sind längst sakrale Schlager geworden — wie die Irischen Segenswünsche ("Möge die Straße uns zusammenführen"), "Wenn ich alle Sprachen" oder "Ich glaube an den Vater".

In den "Stammteil" des neuen Gotteslobs wurden sie allerdings nicht aufgenommen. Immerhin aber haben es einige Pytlik-Werke in mehrere Diözesan-Anhänge geschafft, darunter auch den hiesigen Kölner. Im Stammteil des neuen Gotteslobs sollen gerade mal 56 von rund 800 Liedern als NGL gekennzeichnet sein. Hinzu kommen 21 Lieder aus Taizé. In den verschiedenen Bistumsanhängen ist der NGL-Anteil deutlich höher. "Beim Stammteil hatte Rom das letzte Wort", erklärt Pytlik. Schon unter Johannes Paul II. habe der Vatikan die Zuständigkeit für alle Übersetzungen liturgischer und biblischer Texte vom Lateinischen in die jeweilige Ortssprache an sich gezogen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass sämtliche Autoren, die sich für das neue Gotteslob beworben hatten, ihre Texte ins Lateinische übersetzen und von Rom absegnen lassen mussten.

"Meine Irischen Segenswünsche wurden wegen der dritten Strophe abgelehnt", ist sich Pytlik sicher. Darin heißt es: "Hab' unterm Kopf ein weiches Kissen, / habe Kleidung und das täglich Brot; / sei über vierzig Jahre im Himmel, / bevor der Teufel merkt, du bist schon tot." Einer von vielen Trinksprüchen, die der reisefreudige Lehrer bei seinen Irland-Urlauben gesammelt und in sein Lied "Möge die Straße" integriert hat. Die Kombination habe schon so manchen Pfarrer verschreckt, der die Strophe dann einfach streiche — obwohl sie in Familiengottesdiensten oder auf Kirchentagen viel und gern gesungen wird.

Die Pressemitteilung der Bischofskonferenz, wonach "das Neue am Gotteslob die umfangreiche Beteiligung von Kirchengemeinden während des Entstehungsprozesses" sei, hat denn auch nicht nur in den Ortsgemeinden des Erzbistums Köln, sondern auch in anderen Diözesen zu Irritationen geführt. Kircheninterne Kritik entzündet sich beispielsweise daran, dass — anders als beim ersten Gotteslob 1975 — Laien kaum an der Auswahl der Texte und Lieder beteiligt worden seien. Und dass sich die Bischöfe das Gesangbuch auch noch vom Vatikan haben absegnen lassen, lehnt die Reformbewegung "Wir sind Kirche" als "vorauseilenden Gehorsam" ab.

Pytlik ist aber zuversichtlich, dass sich die neuen geistlichen Lieder an der katholischen Basis durchsetzen werden. Seine drei "Schlager" sind zumindest von zahlreichen Diözesen für den regionalen Eigenteil angefragt worden. Und er wird weiter auf die Impulse warten, die er empfängt, wenn er den Kopf frei hat — "beim Sport oder Wandern zum Beispiel". Erst komme der Text, dann die Musik — und dann werden die neuen Werke von seinem Chor "Lichtblicke" in Bergisch-Gladbach "probegesungen". Wichtig ist ihm, neue Bilder zu finden, um den Glauben zu beschreiben: "Viele kirchliche Metaphern sind doch im 16. Jahrhundert stehengeblieben." Markus Pytlik hingegen will die sangesfreudigen Kirchgänger in ihrem Alltag abholen: "Ein geistliches Lied sollte immer auch Predigt sein." Und das gehe nur, wenn "das Evangelium spannend übersetzt wird".

(stm)
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