Langenfeld Kaum ein Kreuz zu finden

Düsseldorf · Nicht nur im neuen Düsseldorfer Landgericht hat das christliche Symbol keinen Platz (mehr). Auch in öffentlichen Langenfelder Gebäuden wie Gericht, Rathaus oder Arbeitsagentur gibt es kein Kreuz, wohl aber im Krankenhaus.

Im Stadtgebiet zeugen alte Wegekreuze davon, dass in früheren Zeiten das Aufstellen von Kreuzen im öffentlichen Raum üblich war. Was im 15. bis 18. Jahrhundert offensichtlich den allgemeinen Gepflogenheiten entsprang, wird zu Beginn des 21. Jahrhunderts kritischer gesehen. Nach der heftigen Diskussion in Düsseldorf um die Frage, ob in den Sälen des Gerichtsneubaus - wie zuvor im Altbau - Kreuze hängen sollen, schaute sich die RP in Langenfelder öffentlichen Gebäuden um.

Linie der NRW-Justiz

"Im 1997 errichteten Amtsgericht hingen nie Kreuze, auch in keinem Sitzungssaal", erklärt Lutz Wollenhaupt. Der Langenfelder Amtsgerichtsdirektor bestätigt damit die grundsätzliche Linie der NRW-Justiz. Wollenhaupt persönlich "vermisst Kreuze nicht". Und es habe auch bisher keine Anwälte, Zeugen oder Angeklagte gegeben, die diesen "Mangel" thematisiert hätten.

Kreuze im Rathaus? "Vielleicht in Bayern, hier nicht", erwidert Manfred Rommel, Bereichsleiter für den Zentralen Service der Stadtverwaltung. Christliche Spuren in städtischen Verwaltungsgebäuden hinterlassen hier alljährlich nur die Sternsinger bei ihrem Besuch mit einem aufgeklebten lateinischen Segensspruch (C+M+B "Herr segne dieses Haus").

Fehlanzeige auch bei der Arbeitsagentur: Es mag sein, dass jemand bei seiner Jobsuche göttliche Hilfe erwartet, ein Kreuz findet er in den Büros nicht.

Nur in konfessionellen schulen

Das oft zitierte Kruzifix-Urteil (siehe Info) fußt auf der notwendigen Trennung Kirche/Staat; es bezog sich auf eine Schule. In Langenfelder Schulgebäuden hängen Kreuze nur in konfessionellen Schulen. Friedrich Bergmeister, Rektor der Käthe-Kollwitz-(Gemeinschafts-Haupt)Schule, hätte kein Problem mit einem Kreuz in seiner Schule. "Wir besinnen und berufen uns bei der Wertevermittlung schließlich auf unser christliches Abendland". Das Kreuzsymbol sei nicht negativ behaftet. Bergmeister stört an der öffentlichen Diskussion um die Kreuze, der "vorauseilende Gehorsam, mit dem wir lieb gewordene Traditionen aufgeben".

An der ebenfalls kreuzfreien Bettine-von-Arnim-Gesamtschule wäre das christliche Symbol für Anne Ackers-Weiss "überhaupt kein Problem, denn unsere Werte und Gesetze sind Folge des Christentums". Und mit Religionsunterricht und Gottesdienst kümmere sich ihre Schule sogar ausdrücklich um christliche Erziehung.

Die katholische Metzmacher-Schule hat in jedem Raum ein Kruzifix hängen. Gestört hat sich bisher niemand. Für Rolf Schlierkamp, den Schulleiter ist das kein Wunder: "Wir sind eine katholische Schule. Wem das nicht gefällt oder wer sich mit dieser Ausrichtung nicht identifiziert, kann sich eine andere Schule suchen."

Die Schule kann tatsächlich gewählt, notfalls gewechselt werden, aber: wer so krank ist, dass er stationär behandelt werden muss, hat keine Wahl. Das St. Martinus Krankenhaus in Richrath, in Trägerschaft eines katholischen Ordens, hat "selbstverständlich in jedem Zimmer ein Kreuz", bestätigt Verwaltungsleiter Dr. Jörg Kösters,. Pflegedirektorin Maria Wittke räumt ein, dass es "sehr, sehr selten" vorkommt, dass Patienten damit ein Problem haben. Der meist von Muslimen geäußerten Bitte, das Kreuz zu entfernen, kommeman nicht sofort nach. Zunächst werde im Gespräch versucht, Verständnis für die notwendige gegenseitige Toleranz in Glaubensdingen zu finden und die bewusst christliche Ausrichtung des Hauses darzustellen. Ein Kompromiss könne dann so aussehen, dass "man ein Bett verstellt oder ein anderes Bett anbietet", mit nicht unmittelbarem Blick aufs Kreuz.

(RP)
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