Langenfeld Kein Kuschel-Kongress

Düsseldorf · Gleich zwei Premieren gab es zu feiern. Die Stadt Langenfeld wartete mit ihrem ersten Integrationstag in der Stadthalle auf. Außerdem hatte Bürgermeister Frank Schneider (CDU) seinen ersten offiziellen Auftritt.

Bunt, turbulent und kulinarisch ausgefallen ging es an diesem Samstag in der Stadthalle Langenfeld zu. Zehn internationale Kultur- sowie die örtlichen Wohlfahrtsverbände luden zum Gespräch und zum gegenseitigen Kennenlernen ein. Teilnehmer waren unter anderen die Ditib, Türkisch-Islamische Gemeinde Langenfeld, der italienische und spanische Kulturverein sowie der Caritasverband für den Kreis Mettmann. Dieser Tag war nicht nur ein Tag des kulturellen Austausches, sondern zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass hier verschiedene Positionen bezogen werden durften.

Reizthemen benennen

"Bei aller Vorbildfunktion ist es meiner Ansicht nach zu kurz gedacht, nur das Positive auf einem Integrationskongress zu nennen und Reizthemen auszuklammern. Integration bedeutet nicht Assimilation, da liegt ein Kern-Irrtum vor, der unser Land noch nicht richtig hat erwachsen werden lassen", betonte Bürgermeister Frank Schneider zu Anfang seiner Eröffnungsrede. Er sehe Langenfeld jedoch insgesamt auf einem guten Weg bei der Integration.

Der Landesintegrationsbeauftragte Thomas Kufen plädierte in seinem Vortrag mit Hinblick auf die aktuelle Debatte insbesondere dafür, sich verstärkt die Potentiale der Menschen in diesem Lande zunutze zu machen. "Lernen Sie sich neu kennen. Schauen Sie auf die Menschen und auf das, was sie können", forderte Kufen die Zuhörer auf. Hatte Deutschland 1995 noch etwa 30 000 Zuwanderer, seien 2008 nur noch 5 438 Menschen gekommen, so der Experte. "Jetzt besteht die größere Herausforderung darin, sich um die Menschen zu kümmern, die hier leben", sagte er.

Mit der Forderung: "Wir wollen keinen Kuschelkongress!", leitete die Moderatorin Pinar Atalay (WDR, Cosmo-TV), die nicht nur wegen ihrer türkischstämmigen Herkunft eine kompetente Besetzung als Moderatorin für den Integrationstag war, zum kritischen Teil der Vorträge über. Sie stellte die Buchautorin und Menschenrechtlerin Serap Cileli vor, die die Integration in Deutschland als gescheitert betrachtet. "Noch immer werden muslimische Frauen im Alter von 16 bis 21 Jahren zwangsverheiratet, zu Opfern von Gewalt, Inzest und Vergewaltigung. Es gibt nach meiner Liste 70 so genannte Ehrenmordfälle. Verantwortlich sind die islamischen Parallelgesellschaften, die nach eigenen Werten und nicht nach denen des deutschen Grundgesetzes leben," betonte Cileli. In der sich anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Vertreter der Verwaltung sowie internationaler Vereine darüber, wie Integration in Zukunft am besten gelingen könne.

Lösungen in Workshops finden

Bevor die Teilnehmer des Integrationstages in drei verschiedenen Workshops Fragen und Lösungswege dazu erarbeiteten, sorgten die Folkloregruppen "Ayyildiz", "Los Clavelitos" sowie der Kabarettist Fatih Cevikkollu für ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm.

(RP)
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