Monheim Kita seit Monaten im Ausnahmezustand

Monheim · In einem Monheimer Kindergarten ist seit Mai ein Großteil der Räume gesperrt. Grund: ein ungeklärter Wasserschaden. 80 der 110 Kinder wurden "ausgelagert" oder auf andere Gruppen verteilt. Die Eltern reagieren zunehmend empört.

 Hayfa Gahtar mit Sohn Jassin vor der Sperrholzwand, mit der der Zugang zum verschimmelten Altbau der Awo-Kita Grünauer Straße verrammelt wurde. "Seit Monaten tut sich nichts auf der Baustelle. So geht das nicht weiter", sagt die Mutter.

Hayfa Gahtar mit Sohn Jassin vor der Sperrholzwand, mit der der Zugang zum verschimmelten Altbau der Awo-Kita Grünauer Straße verrammelt wurde. "Seit Monaten tut sich nichts auf der Baustelle. So geht das nicht weiter", sagt die Mutter.

Foto: rm-

"Hauptstadt für Kinder" und "Monheim für alle". Über diese Slogans aus dem Rathaus kann Hayfa Gahtar (39) noch nicht mal mehr lachen. "Hinter dieser Sperrholz-Verrammelung befindet sich ein Großteil unseres Kindergartens", sagt die Mutter aus dem Elternbeirat der Awo-Kita Grünauer Straße im Berliner Viertel. "Für unsere Kinder, die in der Sperrzone ihre Gruppenräume hatten, ihre Spielecken, Waschbecken und Ruheräume, ist das ein verlorenes Kindergartenjahr", seufzt Sarah Sivari (27), eine weitere Mutter. "Wir Erzieherinnen und alle anderen Mitarbeiterinnen tun alles, um aus dem Ausnahmezustand das Beste zu machen, doch der zusätzliche Stress geht an die Substanz. Zwei Kolleginnen haben bereits gekündigt, um in einer anderen, ,normalen' Kita zu arbeiten", sagt Pia Linke vom Leitungsteam.

Mehr als zehn Kita-Räume sind verrammelt, 80 der insgesamt 110 Kinder sind auf die verbliebenen Gruppen (zwei von sechs) aufgeteilt oder ausgelagert: in die Turnhalle der Nachbar-Kita Prenzlauer Straße (die somit aktuell keine Turnhalle hat) und - nach anfänglichem "Asyl" in anderen Awo-Kitas im Stadtgebiet - auf Gebäude im Gewerbegebiet an der Rheinuferstraße (UCB). Und das seit Mai. "Ich kann den Ärger der Eltern verstehen", sagt Jürgen Otto, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Niederrhein, Träger der Einrichtung. Doch wie konnte es soweit kommen?

Es war die Woche vor Pfingsten. Die beiden Awo-Kitas hatten gerade die Einweihung ihrer (teils gemeinsamen) 450.000-Euro-Anbauten gefeiert, da entdeckten Leiterin Martina Orosz und ihr Team in einem Sanitärraum des "Altbaus" Grünauer Straße (Baujahr 1995) einen Wasserschaden. "Der PVC-Boden war gewellt", erinnert sich Erzieherin Linke. "Wir rechneten mit einer schnellen Schadensbeseitigung", sagt Awo-Chef Otto. Doch je mehr Boden und Wände die Handwerker herausschlugen, desto mehr wurde das Ausmaß des Schadens offenbar: großflächig Schimmel, der sich die Wände hochfrisst, wahrscheinlich verursacht durch ein Wurzelwerk-Leck in der Wasserleitung.

Von einem 50.000-Euro-Schaden, den die Versicherung laut Otto zu übernehmen bereit war, konnte keine Rede mehr sein, und so ließ die Versicherung sämtliche Arbeiten einstellen. "Ein Gutachter sollte die genaue Ursache des Schadens klären und die Frage: Was davon ist durch die Police abgedeckt?", erklärt Awo-Chef Otto. Seit mehr als einem halben Jahr ist der "Altbau" nun dicht. "Der Gutachter hat nicht geliefert", sagt Otto. "Wann er das tut, kann ich nicht sagen."

Die Awo ist zwar Versicherungsnehmerin, die Stadt Monheim aber Eigentümerin der Gebäude. Kann sie, die aktuell im Geld schwimmt, nicht in Vorleistung treten und die Arbeiten zu Ende führen lassen? "Nicht, solange der von der Versicherung beauftragte Gutachter nicht seinen Bericht vorgelegt hat", sagt Michael Lobe, Gebäudemanager im Rathaus. "Sonst kämen wir und die Awo wegen ,Verwischung der Spuren' gegenüber der Versicherung rechtlich in eine schwierige Situation." Stadt und Awo seien aber sehr darum bemüht, die schwierige Lage zu entschärfen. "So haben wir der Kita angeboten, leerstehende Räume des Hauptschulbaus nebenan mitzunutzen."

Hayfa Gahtar und anderen Müttern ist längst der Geduldsfaden gerissen: "Es muss endlich etwas passieren in der Kita! Der Streit ums Geld wird auf dem Rücken unserer Kinder ausgetragen."

(gut)
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