Monheim Kitas künftig ohne Therapeuten

Monheim · Das Land verabschiedet sich aus der Finanzierung. Kindergärten müssen deshalb mit Praxen zusammenarbeiten.

 Auch die integrative Kita Grunewaldstraße muss sich auf die neue Finanzierung einstellen. Hier spielen Wanja, Kerstin Wackowiak, Esmee, Even, Jean-Paul und Annelie Röhrig (v. li.).

Auch die integrative Kita Grunewaldstraße muss sich auf die neue Finanzierung einstellen. Hier spielen Wanja, Kerstin Wackowiak, Esmee, Even, Jean-Paul und Annelie Röhrig (v. li.).

Foto: Matzerath

Wenn die Stadt Monheim der evangelischen Kirche die Trägerschaft für die neue Kindertagesstätte am Mona Mare überträgt, ermöglicht sie ihr auch, ihre festangestellten Therapeuten weiter zu beschäftigen. Denn zum Kindergartenjahr 2016/7 wird das Finanzierungssystem für die Förderung von behinderten Kindern in Kitas umgestellt, erklärt Simone Feldmann, Bereichsleiterin Kinder, Jugend und Familie. Das Land wolle im Zuge der inklusiven Öffnung aller Kindergärten die integrativen Gruppen abschaffen. Bisher hatte der Landschaftsverband Rheinland (LVR) auf freiwilliger Basis die Kosten für therapeutisches Personal in den Einrichtungen finanziert. Doch dank der Heilmittelrichtlinie vom Juli 2011 ist es nun möglich, die Krankenkassen an diesen Kosten für außerhalb von Praxen erbrachte Leistungen zu beteiligen. Deshalb will der LVR künftig dazu übergehen, den Trägern eine Kindpauschale von 5000 Euro pro Kind mit Behinderung auszuzahlen.

"Wir als ,Stadt für alle' wollen diese kindbezogene Förderung unterstützen und stimmen deshalb der nötigen Platzreduzierung in den Gruppen zu", sagt Gerlinde Knisel-Scheuring, Abteilungsleiterin Frühkindliche Bildung der Stadt. Das sei die Voraussetzung dafür, den so genannten FInK-Antrag (Förderung der Inklusion in Kitas) stellen zu können. Immerhin gibt es für Kinder mit Behinderung auch eine 3,5-fache Kibiz-Pauschale.

Therapeutische Leistungen in den Kitas dürfen künftig nur noch auf Rezept erbracht werden, erklärt Knisel-Scheuring. Das heißt: Die Einrichtungen müssen mit örtlichen Praxen für Physiotherapie, Motopädie und Logopädie kooperieren. Die FInK-Pauschale soll es den Trägern aber auch ermöglichen, eigene Leistungen einzukaufen. "Für die Eltern hat das den Vorteil, dass die Therapien weiterhin in den Kitas stattfinden. Und die Fachkräfte treffen vor Ort viele Kinder an, so dass nicht viel an Wegezeit verloren geht", sagt Knisel-Schering. Das Problem: Die Eltern müssen sich künftig selber um die Rezepte kümmern - und die Ärzte müssen mitspielen. Das Modell der eigenen Therapeuten habe den Vorteil gehabt, dass auch "Grenzkinder" ohne anerkannte Behinderung in den Genuss von Therapien kamen, so die Sozialpädagogin.

"Wir sind daher bemüht, unsere therapeutischen Kräfte zu halten. Aber sie müssen dann eine zusätzliche Ausbildung zum Erzieher absolvieren", sagt Christa Werner-Pfeifer, die zwei integrative Kitas der evangelischen Kirche leitet. Als Alternative bleibe ihnen nur eine Anstellung in einer Praxis. Die Kita-Leiterin fürchtet jetzt einen "großen qualitativen Verlust": Statt zweimal bekämen die Kinder jetzt nur noch einmal wöchentlich eine Therapie. Bisher konnte die Therapie flexibel - je nach Aufnahmefähigkeit des Kindes - in den Alltag integriert werden; und die Erzieherinnen konnten die Übungen ins Spiel einbauen. Jetzt gelten feste Termine. Es sei schon jetzt erkennbar, dass es mit den Anschlussrezepten hake - das könne an den Eltern aber auch an den Ärzten liegen. Im Grunde sei die neue Finanzierung "ein Sparmodell".

(RP)
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