Langenfeld/Monheim Kleingärten liegen wieder im Trend

Langenfeld/Monheim · Von wegen spießig: Kleingärten sind bei jungen Familien immer beliebter. Viele Vereine haben Wartelisten eingerichtet.

 Familien lieben Kleingärten: Dustin und Nikolaus spazieren mit ihrem Großvater Noah Baum (v. li.) durch die Langenfelder Anlage "Im Bärenbusch".

Familien lieben Kleingärten: Dustin und Nikolaus spazieren mit ihrem Großvater Noah Baum (v. li.) durch die Langenfelder Anlage "Im Bärenbusch".

Foto: RALPH MATZERATH

Wenn Nikolaus Baum mit seinen Enkeln Dustin und Noah in Langenfeld durch die ziemlich akkurat gepflegte Anlage "Im Bärenbusch" spaziert, freut er sich über die grüne Idylle. Jeder Pächter hat seine Parzelle individuell gestaltet. Die vielseitige Vegetation rund um die Lauben blüht, wächst und gedeiht derzeit überall - vom Rosenbusch bis zum Tomatenstrauch. "Das für mich vor allem im Sommer immer wieder ein schöner Anblick", meint Baum, der seit 1993 im Vorstand der Kleingartenanlage und Gründungsmitglied des Vereins ist.

Noch vor ein paar Jahren stagnierten die Pächterzahlen in Langenfeld bestenfalls - und zum Teil waren sie auch rückläufig. "Das hat sich inzwischen deutlich geändert", sagt Baum. Von den 50 Kleingärten in der grünen Kolonie seien alle belegt. "Im Moment haben wir drei Familien auf der Warteliste, die sich für eine Parzelle interessieren. In letzter Zeit gibt es immer mehr Nachfragen." Das liegt wohl auch an den vergleichsweise geringen Kosten für die Übernahme eines Gartens. Für die meist aus festem Mauerwerk gebauten Lauben sind in der Regel einmalig zwischen 4000 und 6000 Euro fällig. Der Wert wird vorher von fachkundigen Kleingärtnern anderer Vereine geschätzt.

Darüber hinaus belaufen sich die Abgaben für Strom, Wasser, Pacht, Versicherung und Vereinsmitgliedschaft im Schnitt auf insgesamt etwa 350 Euro - im Jahr. "Die genaue Summe hängt natürlich auch vom jeweiligen Verbrauch ab", meint Baum, "aber in der Regel sind die jährlichen Kosten überschaubar."

Für Melanie Netzker war das einer der Gründe, warum sie sich vor einem knappen Jahr um die Übernahme einer Parzelle beworben hat. Die 37-Jährige arbeitet als Krankenpflegerin. Ausgleich zu ihrem fordernden Beruf findet sie vor allem in ihrem Kleingarten. "Meine Wochenenden verbringe ich meistens hier", sagt die zweifache Mutter, "und meine Kinder sind fast immer mit dabei." In ihrer Parzelle wachsen unter anderem Salatköpfe, Bohnen, Erbsen, Himbeeren und Kirschen.

Die Gemeinschaft in der Anlage schätzt sie besonders. "Wenn ich Hilfe brauche, kann ich jeden fragen", sagt Netzker. "Außerdem sind hier auch viele Kinder an den Wochenenden unterwegs, die miteinander spielen können." Insgesamt herrsche ein familiäres Klima unter den augenzwinkernd oft "Laupenpieper" genannten Pächtern in Kleingartenkolonien: "Man kennt sich und man hilft sich", sagt sie.

Der Verein "Grüner Grund" verfügt auf seinem Gelände im Süden Monheims über 118 Parzellen mit einer Größe von jeweils 280 bis 370 Quadratmetern. Um den Folgen der alternden Gesellschaft entgegen zu wirken, wirbt der Vorsitzende Jörg Scholz schon seit einigen Jahren gezielt um junge Familien. "Unser Ziel ist eine gute Mischung der Generationen", sagt der 60-Jährige. "Jung hilf Alt - und umgekehrt" sei das Motto der Kleingärtner.

Der vom Verein forcierte Ausgleich der Altersstruktur zeigt bereits Wirkung. Alle Parzellen sind belegt. Die Warteliste umfasst momentan sechs Namen. Derzeit wird ein neuer Spielplatz auf dem Gelände gebaut. Zudem gibt es einen Imker, der auf dem Gelände seiner Arbeit nachgeht - und eine Wildblumenwiese für Bienen und Insekten. Letztere liegt in einem abgegrenzten Bereich am Rand.

Heike Hartmann ist seit 1993 im Verein. Die vierfache Mutter weiß die Vorzüge ihrer eigenen grünen Oase zu schätzen. "Für mich sind das ein paar Quadratmeter Urlaub an den Wochenenden", sagt die 43-Jährige. Ihre Nachbarin Alexandra Cziborra-Zirny sieht es ähnlich: "Man ist viel an der frischen Luft und meine beiden Kinder können hier auch ohne Smartphone, Tablet und Playstation viel Spaß haben", sagt die 31-Jährige. Mit Spießigkeit habe das alles nichts zu tun, versichert Niska Seidel, die seit ein paar Monaten Pächterin ist - im Gegenteil: Gerade für von der Natur entfremdete Stadtkinder sei ein Kleingarten genau das Richtige, findet die 28-Jährige.

(RP)
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