Langenfeld Kraftfahrer arbeitet jetzt als Tagesvater

Langenfeld · Andreas Finger hat sein Leben umgestellt - der Familie zuliebe. Der Langenfelder verdient sich seine Brötchen jetzt mit Kinderbetreuung.

 Kuscheln inklusive: Tagesvater Andreas Finger kümmert sich auch intensiv um seine eigenen Kinder Niklas und Lara.

Kuscheln inklusive: Tagesvater Andreas Finger kümmert sich auch intensiv um seine eigenen Kinder Niklas und Lara.

Foto: MATZERATH

In seiner Zeit als Berufskraftfahrer hatte Andreas Finger kaum Zeit für die Familie. Ständig war er auf den Straßen in der Region unterwegs, um zentrale Lager einiger Supermarktketten zu beliefern. Bis zu zwölf Stunden dauerten seine Arbeitstage. Es blieb nur wenig Zeit für Sohn Niklas (3) und die neugeborene Tochter Lara. Der gebürtige Düsseldorfer dachte lange über einen Berufswechsel nach.

Am Ende seien es "interne Umstrukturierungen" in seiner Firma gewesen, die den Ausschlag gaben. "Meine Arbeitszeiten hätten sich danach so ungünstig verschoben, dass ich meinen Sohn im Grunde nur noch schlafend gesehen hätte", sagt der Familienvater, "also habe ich mich für einen Wechsel entschieden." Ab jetzt arbeitet der 36-Jährige als Tagesvater. Er ist damit einer von gerade einmal drei Männern, die diesen Beruf in Langenfeld ausüben. Zum Vergleich: Dem stehen 42 Tagesmütter gegenüber. Andreas Finger ist daher so etwas wie in Pionier. "Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf war für mich der ausschlaggebende Grund", sagt er.

"Ich bin selbst Vater, kann gut mit Kindern umgehen und habe Spaß daran." Zudem sei auch seine Lebensgefährtin Sabrina gelernte Erzieherin. "Für mich ist die Tätigkeit als Tagesvater eine Ergänzung zu unserem bereits bestehenden Familienleben."

Im Januar 2014 hat sich Andreas Finger in Köln zur Tagespflegeperson weiterbilden lassen. Der Lehrgang umfasste 160 Stunden und endete mit der Pflegeerlaubnis. Ende Juni hat er die Fortbildung abgeschlossen - inklusive Erste-Hilfe-Kursus und einem Praktikum. Inhalte der Ausbildung waren unter anderem pädagogisches Fachwissen, rechtliche Grundlagen und der richtige Umgang mit Kindern in Stress- oder Konfliktsituationen. "Im Mittelpunkt meiner Arbeit soll jedes Kind mit seiner jeweiligen individuellen Entwicklung stehen", betont der Langenfelder.

Seine pädagogischen Schwerpunkte hat er klar definiert. Sozialkompetenz, Grob- und Freinmotorik, Kreativität, Bewegungsfreude und Selbstvertrauen sind nur einige Punkte, die er nach eigenem Bekunden bei den Kindern fördern und verstärken will. Hinzu kommen auch die Fähigkeit zur Kommunikation und auch die Zusammenarbeit mit den Eltern. "Spiel,Spaß und Freude sollen dabei im Vordergrund stehen - und die Kinder sollen sich wohl und geborgen fühlen."

Auch Aspekte wie Ernährung, Bewegung Gesundheit und Sauberkeit sind ihm dabei wichtig. "Natürlich geht es mir auch darum, dass die Kinder Orientierung durch einen geregelten Tagesablauf erhalten." Klare Grenzen ziehe er immer, wenn es sein muss. Insgesamt ist er dreifacher Vater. Sein Sohn Markus aus erster Ehe lebt bei der Mutter, ist aber regelmäßig bei ihm zu Besuch.

Der frisch gebackene Tagesvater lebt am Rand von Immigrath in einer geräumigen Dachgeschosswohnung. Spielzeuge sind genügend vorhanden - auch im Wohnzimmer. Zudem sind fußläufig drei Spielplätze erreichbar. "Außerdem gibt es in der Umgebung jede Menge Ausflugsziele", sagt Finger. "Langweilig wird uns mit Sicherheit nicht."

Für die Stadtverwaltung sind Tageseltern ein wichtiger Faktor in der Kinderbetreuung. Laut Ute Piegeler sind derzeit 43 Tagesmütter und drei Tagesväter im Einsatz, die insgesamt rund 150 Kinder betreuen. "Ein Drittel unseres Bedarfes an U3-Plätzen wird von Tageseltern gedeckt", sagt die Referatsleiterin für Kitas, Schulen und Sport. Das entspreche in etwa der Größenordnung der neuen Kita am Möncherderweg. Bezahlt werden die Tageseltern von der Stadt - entsprechend der Stundenkontingente, die von den Eltern gebucht werden. Die Stellen werden vom Land bezuschusst.

Finger will flexibel sein und Kinder von 1 bis 12 Jahre betreuen. Die Zeiten werden individuell vereinbart. "Kernöffnungszeit" ist demnach werktags von 7 bis 17 Uhr. "Ich freue mich auf meinen neuen Beruf" sagt er. Einen Vertrag habe er bereits abschließen können. "Ich bin mir bewusst, dass ich als Tagesvater eine Rarität bin. Aber ich denke, dass es insgesamt zu wenig männliche Bezugspersonen für Kinder in dem Bereich gibt - ob in der Kita oder in der Grundschule."

(arod)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort