Monheim Kranke finden die Nähe Gottes in der Marienkapelle

Monheim · Für viele Menschen ist die Krankensegnung auch eine Möglichkeit, einmal der Einsamkeit des Alters zu entfliehen.

Monheim: Kranke finden die Nähe Gottes in der Marienkapelle
Foto: Matzerath Ralph

An diesem Montag ist die Marienkapelle voller Menschen. Nicht nur viele der Sitzplätze sind belegt, in den Gängen drängen sich auch viele Rollstühle, für die eifrige Helfer im Vorfeld bereits Platz geschaffen hatten.

Rollstühle, Rollatoren und an die Wand gelehnte Krücken weisen demonstrativ darauf hin, dass an diesem Tag die Kranken im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Und das ist eine lange Tradition in der Marienkapelle, wie Hans Schnitzler, Vorsitzender des Fördervereins der Marienkapelle, weiß: "Ein Kölner Ratsherr berichtet, dass er am 7. August 1553 zur Marienkapelle gepilgert und dort auf viele Kölner getroffen sei, die teils barfuß waren oder an Krücken gingen und erzählten, wie furchtbar es in Köln zuginge und dass dort täglich zweihundert Menschen stürben." Es war die Zeit der Pestepidemie. Schon damals sei die Marienkapelle einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte gewesen. Hier fanden die Menschen Hoffnung, Heilung und neuen Mut.

Und das tun sie noch heute, wie Winfried Motter, Priester i. R. ("in Rufweite", wie er betont) sagt: "Hier finden die Menschen Gottes Nähe und Stille." Deshalb seien die Gottesdienste und Segnungen für die Kranken, die jedes Jahr anlässlich des "Tags der Kranken" in der Marienkapelle abgehalten werden, auch so wichtig. "Die Teilnehmer sind geprägt von ihrer Hilfsbedürftigkeit und von ihrer Krankheit", sagt Motter, der gemeinsam mit Kaplan Christoph Reck, Gastpriester Attila Kiss und dem evangelischen Prädikant Klaus Henning Schulze den Krankensegen spendete.

"Eine Form der modernen Krankheiten ist die Einsamkeit", erklärt Motter. "Wir wollen gegensteuern gegen diese moderne Form der Armut." Bei der Krankensegnung erreiche man das Herz der Menschen. Hans Schnitzler berichtet von einem Mann, der im vergangenen Jahr an der Veranstaltung teilnahm: "Von ihm hieß er, er bekäme nichts mehr mit. Er hat aber alle Lieder mitgesungen."

"Wir kommen jedes Jahr zur Krankensegnung", erzählt Brigitte Sarr, Pflegerin in der Bergischen Diakonie "Haus Monheim". "Wir haben viele katholische Bewohner, die die Segnung von zuhause noch kennen, von ihren Eltern." Sieben Menschen im Rollstuhl haben sie am Montag zum Gottesdienst begleitet. "Das ist auch eine willkommene Abwechslung, man trifft viele Bekannte wieder", weiß Sarr.

So geht es auch den Teilnehmern der ökumenischen Andacht, bei der am Nachmittag noch einmal die Türen der Marienkapelle für die Kranken offenstehen.

(grue)
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