Rp-Leserforum Kritik am Wegfall des Gratis-Parkens

Langenfeld · Weitere Zuschriften an die Lokalredaktion nach dem Aufruf, sich zu den Plänen der Verwaltungsspitze zu äußern.

 In der Parkpalette an der Turnerstraße ist die erste Stunde ebenso gebührenfrei wie überall sonst in der Langenfelder Innenstadt. Noch.

In der Parkpalette an der Turnerstraße ist die erste Stunde ebenso gebührenfrei wie überall sonst in der Langenfelder Innenstadt. Noch.

Foto: Matzerath

Das für eine Stunde gebührenfreie Parken in der Innenstadt steht auf der Kippe. Der Vorstoß von Stadtkämmerer Detlev Müller und Bürgermeister Frank Schneider im Stadtrat, dieses alljährlich mit einem hohen sechsstelligen Betrag bezuschusste Gratis-Parken wegen der zunehmend schwierigen Langenfelder Haushaltslage Ende März 2013 zu beenden, hat ein lebhaftes Leserecho ausgelöst.

Stattdessen soll nach dem (vom Rat noch nicht beschlossenen) Verwaltungsvorschlag künftig 50 Cent pro angefangener Parkstunde verlangt werden; bislang sind es ab der zweiten Stunde ein Euro. In der RP-Samstagsausgabe hatten wir die ersten Auszüge aus Leserzuschriften veröffentlicht. Hier einige weitere Meinungsäußerungen:

"Der Wegfall des Gratis-Parkens ist finanziell nicht durchdacht", befindet Heinz Höller. Gerade die erste freie Stunde habe es seiner Ansicht nach ja interessant gemacht, mal schnell einen kleinen Einkauf oder den kurzen Besuch bei der Bank in der Innenstadt vorzunehmen. Wenn sich künftig der Umsatz aus der Innenstadt heraus wegen der Gratisparkplätze bei Verbrauchermärkten zu den dort ebenfalls vorhandenen Apotheken, Friseuren, Bäckern und Metzgern verlagere, "sinken auch die Gewerbesteuern aus der Innenstadt". Und diese Verluste seien höher als der mögliche Zugewinn außerhalb der City, vermutet Heinz Höller. Somit falle auch die Einsparung im Stadthaushalt wegen des Wegfalls der jetzigen Subvention fürs Gratis-Parken geringer aus.

Seit Jahren habe Langenfeld gut gewirtschaftet und sei zu Recht stolz auf die Schuldenfreiheit, merkt Susanne Anderson an. "Doch jetzt sollen die Grundsteuern erhöht werden und das freie Parken für eine Stunde wegfallen. Was hat man mit dem Geld vor? Mehr karibische Nächte mit Feuerwerk oder entzückende Schrottkunstwerke kaufen?" Nach Susanne Andersons Ansicht sollten sich die Entscheidungsträger "auf die Werte besinnen, die Langenfeld dahin gebracht haben, wo es war".

Hieran knüpft der Beitrag von Thomas Schmitter an, der anmerkt: "Jedem Langenfelder ist, so glaube ich, die Schuldenfreiheit unserer Stadt wichtig. Damit das so bleibt und wir damit die beste Zukunftsinvestition haben, die es gibt, sollten wir nicht wegen 50 Cent Parkgebühr jammern. Fahren wir mit dem Rad in die Stadt!"

Diana und Reinhard Niebuhr benennen das Gratis-Parken in der Innenstadt als das Alleinstellungsmerkmal von Langenfeld neben der Schuldenfreiheit. "Und dieses wird neben der Grundsteuererhöhung also zu Gunsten der Gewerbesteuersatz-Senkung geopfert. Schade und auch wenig kreativ!" Die Niebuhrs fordern dazu auf, Ideen zu entwickeln; nicht nur von Verwaltungsangestellten und Politikern, sondern auch von Gewerbetreibenden und Privatleuten. Sie selber regen an, die Gewerbesteuer nicht "auf den Monheimer Kampf-Prozentsatz von 300 senken.

Ein weiterer Vorschlag: "In Langenfelder Geschäften könnten die Beträge beim Bezahlen auf Wunsch des Kunden auf volle 10 Cent für das Gratis-Parken aufgerundet werden. Diese Beträge werden durch die Unternehmen freiwillig an die Stadt weitergeleitet. Was am Ende des Jahres fehlt, wird durch die Geschäftstreibenden aufgestockt." Auch könnten Unternehmer aus Solidarität einen Fonds bilden. "Das Gratis-Parken ist materiell für jeden Einzelnen keine große Sache, aber emotional schon."

Er habe bei einer Abschaffung des Gratis-Parkens gemischte Gefühle, bekennt Hans-Werner Wortberg. "Einerseits könnte eventuell dadurch das Verkehrsaufkommen in der Innenstadt sinken, was aber nicht der Grund für die Änderung ist und auch gar nicht gewünscht zu sein scheint. Andererseits verliert Langenfeld dadurch ein Alleinstellungsmerkmal in der Region." Den erwarteten Spareffekt bezweifelt der RP-Leser, der keinen Grund sieht, "falls ich mit dem Auto unterwegs bin - statt in Langenfeld nicht wieder in Hilden einzukaufen".

In Anbetracht der finanziellen Notlagen vieler Kommunen bezeichnet Wolfgang P. Schütz das Ansinnen als "verständlich, die bislang gewährten Zuschüsse für die erste Stunde freien Parkens einsparen zu wollen". Doch sieht er die Änderung der Parkraumbewirtschaftung als nicht konsequent durchdacht an. Er regt eine Untersuchung der durchschnittlichen Parkzeit der automobilen Citybesucher sowie ein für etwa 15 Minuten kostenfreies "Brötchen-Ticket" an.

(RP/ila)
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