Monheim Land unter bei Campern und in Kellern

Monheim · Nach Gewitter und Starkregen sind am Samstag in Langenfeld und Monheim dutzende Keller vollgelaufen. Die Feuerwehren zählten mindestens 80 Einsätze. Mit Gelassenheit nahmen die Camper in Baumberg die Himmelsfluten.

 Iris und Volker aus Mettmann machen sich nach dem Gewitter in Baumberg an die Arbeit: Ihr Wohnmobil stand einen halben Meter unter Wasser.

Iris und Volker aus Mettmann machen sich nach dem Gewitter in Baumberg an die Arbeit: Ihr Wohnmobil stand einen halben Meter unter Wasser.

Foto: MATZERATH

Der Campingplatz "Rheinblick" in Baumberg. Ein heißer Samstagnachmittag inmitten von viel Grün. Der Rhein fließt gemächlich dahin. Doch dann braut sich ein Gewitter zusammen, schwarze Wolken verdunkeln den Himmel. Die Dauercamper André (57) und Iris (52) sitzen mit Platzwart Bernd Pareigat zusammen. "Ach, das wird nur ein Sommerschauer", meint André vergnügt mit Blick nach oben, während Iris vorsichtshalber zum Stellplatz geht, um das Vorzelt zu schließen. "Sonst werden meine Schuhe noch nass", sagt sie. Als Iris am Platzwart-Büro zurück ist, donnert es ohrenbetäubend. Ein gewaltiger Platzregen prasselt hernieder, und alles, was laufen kann, flüchtet ins Büro.

An der Wand hängt ein Bild des Campingplatzes vom Jahrhunderthochwasser 1993. Ob der Platz wohl auch durch starken Regen so geflutet werden kann? "Nein, nein", beruhigt Pareigat. "Das Einzige, was dem Platz gefährlich werden kann, ist Rhein-Hochwasser. Deshalb beobachten wir die Pegelstände aus Karlsruhe, Koblenz und Köln. Wenn in Köln die Sechs-Meter-Marke überschritten ist, kann es hier kritisch werden", erklärt der 49-Jährige. Erst vorvergangene Woche habe er ein Zelt niederländischer Tagescamper vor dem steigenden Rheinwasser gerettet.

Aber auch der Pfingststurm "Ela", der im benachbarten Düsseldorf verheerende Schäden anrichtete, war "nicht ohne" für den Campingplatz. "Da hat es uns den Pavillon und den Geräteschuppen zerhauen", erzählt Camper André. Acht Wochen ist das jetzt her - und das aufziehende Gewitter weckt Erinnerungen daran. Vor dem Büro flüchten weitere Menschen durch den Starkregen ins Restaurant "Rheinblick". Jeden Einzelnen der Vorbeieilenden kann Pareigat per Namen begrüßen. "Das ist eine sehr familiäre Atmosphäre hier", schwärmt André, der seit mehr als einem Vierteljahrhundert Dauercamper in Baumberg ist. Eigentlich lebt das Paar in Düsseldorf-Holthausen. Aber da fahren sie nur noch hin, um den Briefkasten zu leeren. "In Holthausen haben wir weniger Kontakt zu den Nachbarn als auf dem Campingplatz", sagt Iris.

Fast 98 Prozent der 280 Stellplätze sind an Dauercamper vermietet. "Die meisten kommen aus der Region, dem Bergischen Land oder Mettmann, aber wir haben auch einen Dauercamper aus der Schweiz", sagt Pareigat. Der sei aber gerade auf Heimaturlaub in den Alpen. Von vielen wird der Platz für seine abgeschiedene und dennoch günstige Lage geschätzt. "Man kann überall schnell hin - wenn man denn hier weg möchte", meint André.

Neben den Dauercampern kommen auch Tagesgäste. So wie Volker (48) und seine Frau Iris (46) aus Mettmann. Eigentlich sind sie da, um mit Freunden, die einen Dauerstellplatz haben, zu grillen. Jetzt schauen sie zu, wie die Betonplatte, auf der ihr Wohnmobil steht, langsam vollläuft. Bald bedeckt das Wasser teilweise die Felgen des braunen Wagens. Auch die Gartenstühle sind inzwischen völlig durchnässt.

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Am Himmel rumst es. Einzig zwei Nachwuchsretter der DLRG haben Spaß an den Wassermassen und tollen in Badebekleidung durch den Regen. Immer größer werden die Pfützen auf dem Campingplatz; der Rasen kann das viele Wasser nicht mehr aufnehmen. Trotzdem hat niemand schlechte Laune. "So etwas kann uns nicht den Tag vermiesen. Wir sind ja schließlich keine Schönwetter-Camper", kommentiert Heike (44), eine Freundin von Volker und Iris, die Lage.

Einzige Sorge: die abgedichteten Steckdosen des Wohnwagens. Kurz darauf Erleichterung - sie sind dicht geblieben. Der Regen geht so schnell, wie er gekommen ist, und das Aufräumen beginnt. Mit Eimern schüppen die Camper das Wasser vom Stellplatz auf den völlig durchnässten Weg. Die Gullys haben die Wassermassen vielerorts nicht mehr aufnehmen können. Ein vorbeigehender Stellplatznachbar scherzt: "Endlich ist das Auto mal wieder gewaschen!" Auch Volker und Iris nehmen es mit Humor: "Ich hab jetzt ein Wasserbett. Unsere Katze hat auf dem Bett völlig durchnässt Schutz vor dem Gewitter gesucht", sagt die Mettmannerin nach einem Kontrollblick ins Wohnmobil.

Der Himmel klart auf. Die Sonne wirft ihr Licht auf den Rhein, auf dem ein Schwanenpaar vorbeizieht. Die Campergemeinschaft freut sich: "Jetzt steht unserem Grillen nichts mehr im Wege!"

(kles)
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