Ausstellung in Langenfeld Kunstverein zeigt umstrittenes Anti-Erdogan-Bild

Künstler Thomas Baumgärtel steckt dem türkischen Machthaber Recep Tayyip Erdogan eine seiner berühmten Bananen in den Hintern. Galeristen wollten dieses Bild nicht zeigen. Im Langenfelder Kunstverein ist es nun erstmals öffentlich ausgestellt.

Wer sich derzeit im Kunstverein Langenfeld umsieht, wird mit einer Reihe ganz besonderer Bilder konfrontiert. Es sind Bilder, die eine deutliche Sprache sprechen und dennoch den Anstoß geben, noch viel weiter darüber hinauszudenken. Und das ist nötig, weil Künstler und Schriftsteller in etlichen Ländern Angst haben müssen, ihre Kunst öffentlich zu machen. "Politische Bilder" heißt die Schau des Künstlers Thomas Baumgärtel, den viele als "Bananensprayer" kennen. Doch Baumgärtel ist viel mehr als das.

Er provoziert. Auf einem Werk hat er dem türkischen Machthaber Erdogan provokativ eine Banane in den Allerwertesten gesteckt. "Das Bild ist entstanden, nachdem Jan Böhmermann sein Schmähgedicht geschrieben hat", erklärt Baumgärtel.

 Thomas Baumgärtel, bekannt als "Bananensprayer", scheut bei seiner Ausstellung in Langenfeld auch Provokationen nicht.

Thomas Baumgärtel, bekannt als "Bananensprayer", scheut bei seiner Ausstellung in Langenfeld auch Provokationen nicht.

Foto: RALPH MATZERATH

"Dass Künstler Angst haben müssen, ihre Kunst zu zeigen, macht mir Angst"

Eigentlich wollte er es als Unterstützung dieser kunstvollen Aktion, "die niemand verstanden hat", posten. Doch alle rieten ihm ab aus Angst vor Repressalien. Sogar die Galeristen wollten dieses Bild nicht zeigen. Im Langenfelder Kunstverein ist es nun erstmals öffentlich ausgestellt.

"Dass Künstler Angst haben müssen, ihre Kunst zu zeigen, macht mir Angst", sagt Beate Domdey-Fehlau, Kuratorin des Kunstvereins. Ihrer Ansicht nach geht die Freiheit der Kunst "über alles". Für die ist es etwas Besonderes, nicht nur den "Bananensprayer" auszustellen. "Ich fand es interessant, den politisch interessierten Baumgärtel zu zeigen", sagt sie.

Natürlich geht es trotzdem nicht ohne Bananen-Bilder, denn auch das Markenzeichen Baumgärtels lässt sich hervorragend als politisches Statement benutzen. Er scheut auch das Thema Nationalsozialismus nicht, wie er mit seinen vier Hakenkreuz-Bananen beweist. Ein anderes Bild: Zwei zusammengewachsene Bananen — eine ist mit BRD, eine mit DDR überschrieben - zeigen den Prozess der Wiedervereinigung, ein Thema, mit dem sich Thomas Baumgärtel seit 15 Jahren künstlerisch auseinandersetzt.

Das beweisen auch die beiden großformatigen Leinwände, die völlig bananenfrei sind. Unter den vielen Wortphrasen, die im Kontext untergehen, sticht ein rotes "Deutsche Einheit" hervor. Aber auch aktuelle Themen verarbeitet der 1950 in Rheinberg geborene Künstler, der inzwischen in Köln lebt und arbeitet. So greift er nicht nur in seinem Werk "Heavy New Year" die Geschehnisse am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht auf, er thematisiert mit seinem "Korruption ist Banane" auch den Fußballskandal, indem er die Banane als Fußball gestaltet und auf einem Fifa-Hintergrund platziert.

Die Ausstellung "Politische Bilder" ist bis 6. November im Kunstverein Langenfeld, Kulturzentrum, Hauptstraße 135, zu sehen. Geöffnet dienstags, freitags und samstags 10 bis 13 Uhr, donnerstags 15 bis 20 Uhr und sonntags 15 bis 18 Uhr.

(grue)
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