Langenfeld Langenfeld reinigt Straßen jetzt elektrifiziert

Langenfeld · Für den Betriebshof sind die ersten Streetscooter im Einsatz. Produziert wurden sie von der Auto-Tochter der Deutschen Post.

 "Fährt sich gut", findet Thomas Gutmann (RP) nach einer Probetour.

"Fährt sich gut", findet Thomas Gutmann (RP) nach einer Probetour.

Foto: Matzerath Ralph

Spätestens seit US-TV-Kopfgeldjäger Colt Seavers wissen wir: Mit so einem Pick-up lassen sich auch Ganoven jagen. Zwar signalisiert dieser Pritschenwagen hier mit seiner Färbung in Straßenreinigungs-Orange eher unspektakuläre Einsätze, aber das Zeug für Verfolgungsjagden hätte er. Schalten wir also von "Eco" auf "Boost". "Das ist für den Fall vorgesehen, dass Sie richtig beschleunigen wollen", sagt Mustafa Egmen. Der Fuhrparkleiter des städtischen Betriebshofs Langenfeld sitzt neben mir auf dem Beifahrersitz des neuen "Streetscooters", um meine Jungfernfahrt mit dem Elektroauto zu begleiten. Ein Klick mit dem Schalthebel, den Fuß von Bremse auf Gas - und ab geht er!

Motorenlärm? Fehlanzeige. Außer einem Summen dringt nichts an mein Ohr. Und selbst das wäre laut Egmen nicht zu hören, hätte es der Hersteller nicht aus Sicherheitsgründen einbauen lassen. Die Jungs von der Langenfelder Straßenreinigung haben dieses Fahrvergnügen jetzt täglich. Denn die Stadt hat zwei der Streetscooter soeben in Dienst gestellt. Schade also, dass die Stadtreiniger nicht auch für die Autobahnen zuständig sind . . .

 Ein Blick aufs Tachometer

Ein Blick aufs Tachometer

Foto: Gutmann Thomas

"Mit der Anschaffung setzen wir unsere Linie konsequent fort", sagt Bürgermeister Frank Schneider: "Nämlich E-Mobilität dort zu leben, wo sie sinnvoll, wirtschaftlich und vor allem umweltschonend erscheint." Das tut sie in Schneiders Augen fast überall, Feuerwehr und Müllabfuhr mit ihren viele Tonnen schweren Fahrzeugen mal ausgenommen: "Bei jeder Neuanschaffung hat der Elektro-Antrieb oder ein anderer alternativer wie Gas jetzt Vorrang, Verbrennungsmotoren genehmige ich nur dann, wenn Ausnahmen, etwa zur Bewegung schwerer Lasten, dies erfordern."

Mit dieser Linie will Schneider die Zahl der E-Autos im städtischen Fuhrpark so schnell wie möglich erhöhen. Bisher liegt sie noch im einstelligen Bereich - bei etwa 65 städtischen Kraftfahrzeugen insgesamt. Zu fünf Pkw mit Elektro-Antrieb (Ordnungsamt, allgemeine Verwaltung, Straßenkontrolle und Kanalbetrieb) sowie einem Gärtnerwagen im Freizeitpark (Piaggio Porto) gesellen sich nun die ersten beiden größeren Nutzfahrzeuge. "Unser Ziel ist es, dass bis 2022 1000 Elektroautos in Langenfeld unterwegs sind. Da wollen wir als Stadt natürlich Vorbild sein", sagt der Bürgermeister. Und sieht die 120.000 Euro, die die beiden Streetscooter inklusive Pritschenaufbau, Drei-Seiten-Kippfunktion, Gerätschaften-Box und gelben Signalleuchten gekostet haben, gut investiert, nicht nur der Umwelt zuliebe. Die Mehrkosten pro Wagen in Höhe von etwa 5000 Euro im Vergleich zum Diesel-Sprinter würden durch Einsparungen bei Reparatur, Wartung und Betrieb wieder wettgemacht.

 Die Stadt Langenfeld nimmt die ersten Streetscooter in Betrieb. Mit dabei waren unter anderen Bürgermeister Frank Schneider (m.l.), Betriebshofchef Bastian Steinbacher (Tür) und Werner Berghüser (3.v.l.) vom Hersteller Post AG.

Die Stadt Langenfeld nimmt die ersten Streetscooter in Betrieb. Mit dabei waren unter anderen Bürgermeister Frank Schneider (m.l.), Betriebshofchef Bastian Steinbacher (Tür) und Werner Berghüser (3.v.l.) vom Hersteller Post AG.

Foto: rm- (2), gut (2)

Damit wirbt auch der Hersteller, die StreetScooter GmbH (Aachen). Bereits mehr als 5000 Exemplare hat die Tochter der Deutschen Post AG allein für den Mutterkonzern produziert - in Gelb für die Postzustellung. Inzwischen zählen auch Kommunen und private Gewebetreibende zu ihren Kunden. "Das Geheimnis des Streetscooters liegt in seiner Einfachheit - und dass er nach den Bedürfnissen seiner Nutzer konstruiert wurde", sagt Post-Regionalchef Werner Berghüser. Am Standort Langenfeld will die Post bis Ende 2019 etwa 25 gelbe Scooter in Betrieb stellen und auch danach zu Schneiders 1000-E-Autos-Ziel beitragen. Berghüser verhehlt indes nicht, dass das Wachstum auch an der Lade-Infrastruktur hängt - eine "riesige Herausforderung".

 Fast lautlos: Mustafa Egmen (Betriebshof) nimmt eine Summprobe.

Fast lautlos: Mustafa Egmen (Betriebshof) nimmt eine Summprobe.

Foto: Gutmann Thomas

Als Achillesferse der E-Antriebstechnik gilt die Batterie, ausgerechnet der mit Abstand teuerste Bestandteil eines E-Autos. Bei der Reichweite braucht sich der Betriebshof kaum Sorgen zu machen: "Minimum 80 Kilometer, das reicht dicke pro Tag", sagt Betriebshofchef Bastian Steinbacher. Voll aufgeladen ist eine leere Batterie laut Post spätestens nach zehn Stunden, also über Nacht. Und die Lebensdauer der Batterie? Schneider verweist auf die sechsjährige Herstellergarantie. "Unsere Sprinter mit Verbrennungsmotor sind etwa zehn Jahre im Einsatz", sagt der Bürgermeister, zuversichtlich, dass die Scooter mindestens ebenso lange halten.

(gut)
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