Langenfeld Langenfeld streitet über Windräder

Langenfeld · Vor den Augen von etwa 200 Reusrathern im Publikum war Bürgermeister Frank Schneider (CDU) am Dienstag im Stadtrat an der eigenen Partei mit seinem Vorstoß gescheitert, die für den Bau von Windrädern festgelegte Höhengrenze von 100 auf 150 Meter zu erweitern. Mit insgesamt 26 Stimmen lehnten CDU, BGL und FDP gemeinsam den Vorschlag ab, der den baldigen Bau von mindestens zwei 149 Meter hohen Windrädern nahe der Acker- und Rennstraße bedeutet hätte. Nur SPD und Grüne waren dafür.

 Anderswo drehen sich Windräder; in NRW sind es etwa 3000.

Anderswo drehen sich Windräder; in NRW sind es etwa 3000.

Foto: arfi

Statt der Politiker entscheidet nun das Gericht über die Höhenbegrenzung von Windkraftanlagen in Langenfeld. Enttäuscht über die Klatsche, die ihm die eigene Partei beigebracht hat, kündigte der Bürgermeister nach der Ratssitzung an, das Bekenntnis zum Bau von Windrädern aus Langenfeld aus dem einstimmig beschlossenen Klimaschutzkonzept zu streichen. Hierzu sind im Leserforum (Mails an die Redaktion, Facebook und RP-Online) die Meinungen geteilt:

"Na also, geht doch!", kommentiert User "zmmon". Nach seiner Ansicht gibt es "genügend Platz für Windkraft an Orten, an denen weit und breit keine Menschen wohnen. Nicht jede Stadt braucht Windkraft." Ähnlich äußert sich User "terratool": "Unglaublich, dass man Windkrafträder in der Nähe von Wohngebieten bauen will! Nur, damit man sich mit ,Wir sind umweltbewusst' profilieren kann." Wilhelm Kollbach ist ebenfalls zufrieden mit dem Ratsbeschluss: "Gelebte Demokratie, Weiter so..."

Anderer Meinung ist Wolfgang Roßmann, der diese Frage in den Raum stellt: "Beugt sich der Bürgermeister einer Langenfelder Minderheit aus Reusrath?" Dass Schneider das Bekenntnis zur Windkraft nach dem Ratsbeschluss aus dem Klimaschutzkonzept streichen will, hält Roßmann für "keine gute Entscheidung. Ich bin recht erstaunt über das Einknicken des Bürgermeisters." Von einer "verpassten Chance für die Zukunft auch für Langenfeld" spricht Karl-Heinz Hamacher. "Atomkraftwerke wollen wir alle nicht mehr! Gut so! Was wir wollen sind umweltverträgliche Alternativen! Gut so! ....nur nicht vor der eigenen Haustüre. Schade!" Dem schließt sich Pramatha Mitra an, der das vom Bürgermeister hochgehaltene Ja zur Windkraft in Langenfeld "nicht nur vom Verstand, sondern auch vom Herzen her" unterstützt. Drei bis vier Windräder in der in Reusrath ausgewiesenen Konzentrationszone hält Mitra für angemessen und verträglich.

Kritik am Ratsbeschluss übt Karl Wilhelm Bergfeld, der Ortsvorsitzende des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). "Vernünftigerweise", so Bergfeld, der sich auch in der Ratssitzung zu Wort gemeldet hatte, sei die Windkraft-Konzentrationzone "in einer durch Hochspannungstrassen, Umspannwerk und Autobahn vorbelasteten Umgebung" ausgewiesen worden, nicht in einem naturbelassenen Naherholungsgebiet. Die Ratsmehrheit hat nach Bergfelds Worten mit ihrer Ablehnung von Schneiders Antrag "wenig Weitsicht bewiesen, denn Windenergieanlagen auf Langenfelder Gebiet werden dann eventuell höher als 150 Meter kommen. Man hat lediglich aus populistischen Gründen etwas Zeit gewonnen." Zugleich kritisiert der Umweltschützer Schneiders Ankündigung, die für die Energiewende elementare Windkraft aus dem Klimaschutz-Konzept herausnehmen zu wollen.

(mei)
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