Langenfeld Langenfelder gründen Netzwerk für Flüchtlinge

Langenfeld · Bei einem Bündnistreffen diskutierten Bürger, wie die Situation der Asylbewerber in der Stadt verbessert werden kann.

 Bei einem Treffen haben verschiedene Initiativen ein Willkommensfest für Flüchtlinge vorbereitet.

Bei einem Treffen haben verschiedene Initiativen ein Willkommensfest für Flüchtlinge vorbereitet.

Foto: RALPH MATZERATH

Es sind ebenso drastische wie eindringliche Geschichten, die Elisabeth Meyn aus dem Alltag der Asylsuchenden erzählt. Sie ist eine von sechs Honorarkräften, die von der Stadt angestellt wurden, um Aufgaben in den drei Flüchtlingsheimen zu übernehmen. Ein Bewohner, sagt sie, habe erfahren, dass ein naher Verwandter in Libyen von Terroristen enthauptet wurde. "Als er die Nachricht erhalten hat, war er völlig am Boden zerstört." Die persönlichen Schicksale der Menschen, die in Langenfeld eine Zuflucht gefunden haben, seien teilweise unvorstellbar.

Insgesamt wohnen derzeit 367 Asylbewerber in der Stadt. Der Großteil ist in den drei Heimen an Winkelsweg, Kölner Straße und Alt Langenfeld untergebracht. Inzwischen ist auch die Turnhalle Am Hang zur provisorischen Unterkunft umfunktioniert worden. "Es ist absehbar, dass wir in Zukunft noch viele weitere Flüchtlinge aufnehmen müssen", sagt Holger Hammer vom städtischen Sozialreferat. "Die Zahlen steigen." Bereits am Montag kommen zehn weitere Flüchtlinge an. Das sei auch für die Stadt eine Herausforderung.

Hier setzt das neue Bündnis "Langenfeld heißt Flüchtlinge willkommen" den Hebel an. Bei einem ersten Treffen hatten die Initiatoren Mechthild Schulze-Tenberge und Birgit Mazocha Sozialverbände, Initiativen, Schulen, Vereine, Kirchen und viele andere Akteure eingeladen - und die Resonanz ist groß. Mehr als 60 Personen sind gekommen, um ein entsprechendes Netzwerk aufzubauen. Auch viele Bürger, die sich engagieren wollen, sind dabei. Ebenso die Stadt mit Holger Hammer und Elisabeth Meyn, die den Alltag der Flüchtlinge inzwischen genau kennt.

Die Liste der Teilnehmer ist lang. Das gilt allerdings auch für die Liste des Bedarfs in den Unterkünften. "Wir wollen die Hilfsangebote miteinander koordinieren und optimieren", sagt Schulze-Tenberge. Das Treffen diene vor allem als erste Ideensammlung, was alles geleistet werden kann oder soll. Ganz wichtig, betont Meyn, seien Wohnungen für die Flüchtlinge. Aktuell suche sie händeringend nach zwei Wohnungen - eine für einen Single und eine andere für ein Ehepaar. "Es ist unglaublich schwierig, bezahlbaren Wohnraum zu finden." Viele Bewohner der Unterkünfte sprechen demnach inzwischen recht gut Deutsch und wollen nach Möglichkeit arbeiten. Außerdem, unterstreicht Meyn, seien viele unglücklich darüber, dass sie kaum Kontakt mit Deutschen hätten.

Während Sachspenden derzeit nur bedingt gefragt sind, wünscht sich Holger Hammer vor allem mehr menschliches Engagement. Allerdings müsse das über das Sozialreferat laufen.

Begleitung zu Arztbesuchen, Willkommensfeste feiern, handwerkliche Unterstützungen, gemeinsame Freizeitangebote, Nachhilfe für Schüler - das seien die Dinge, die im Moment nötig sind. Zudem regt Schulze-Tenberge eine Art Patenschaft für Flüchtlinge an. Hans-Georg Ibold von der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung will beim nächsten Treffen einige Flüchtlinge mit an den Tisch zu holen. Frank Schöler von der Initiative "Langenfeld gegen Rassismus", stellt eine E-Mail-Adresse zwecks Koordination bereit: fluechtlingshilfe.langenfeld@gmail.com.

(dora)
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