Zugabe Unser Senf Zum Wochenende Langenfelds prominenteste Brache ist die Kö

Langenfeld · Die "Kö" in Langenfeld ist nicht das, was sich zum Beispiel Düsseldorfer darunter vorstellen. Die "Kö", wie die Königsberger Straße von manchen Langenfeldern mal genannt wurde, war im späten 20. Jahrhundert geradezu das Gegenteil der Blingbling-Meile mit Lagerfeld, Escada und (Jimmy) Choo. Ein sozialer Brennpunkt. Jetzt findet sich dort unter anderem Brachland. Etwas mehr als ein Hektar, auf dem gut hundert Wohneinheiten entstehen sollen. Eigentlich.

Denn das Tauschgeschäft, das den Weg frei machen sollte für Neubauwohnungen östlich der Richrather Straße, ist nun auch schon fast anderthalb Jahrzehnte her. Seit 2004 gehört das Kö-Land dem Bauverein Langenfeld. Doch der Bauverein baut nicht. Und das, obwohl der Druck auf dem Wohnungsmarkt so groß ist wie seit den späten 1950ern nicht mehr, als die bis dahin notdürftig untergekommenen Ostvertriebenen und -flüchtlinge zumutbaren Wohnraum begehrten. "Warum kaufen Sie so teure Grundstücke, wenn sie die nicht bebauen", fragte denn auch - neben Vertretern von Grünen und Wählergemeinschaft BGL - SPD-Ratsherr Joachim Herzig am Donnerstag im städtischen Planungsausschuss. Die Frage richtete sich an Bauvereinschef Hubertus Dedeck. Der hatte soeben auf Wunsch des Rates in einem Powerpint-Vortrag die "wohnungsbaupolitische Ausrichtung" der Genossenschaft erläutert. "Warum stürzen Sie sich statt dessen in ein neues Projekt?", fragte Günter Herweg (Grüne) mit Blick auf bis zu 50 geplanten Wohneinheiten auf dem Gelände der bisherigen Mietergärten Martinstraße nördlich des Neubaugebiets Alte Feuerwache.

Dedeck verwies auf eine immobilienwirtschaftliche Binsenweisheit, hinter ihm auf die Leinwand projiziert: "Auf teurem Boden wächst kein günstiger Wohnraum." So richtig schlau daraus wurde wohl kaum jemand im Saal, weder die Politiker noch die mehr als 40 Zuhörer im Saal. Aufschlussreicher war da schon Dedecks Bemerkung: "Auch wir müssen unsere Strategien anpassen" - nämlich an die vermehrte Nachfrage nach "preiswertem barrierefreiem" Wohnraum. Und: Die Förderkonditionen für derlei Wohnungen hätten sich in jüngster Zeit deutlich verbessert, sagte Dedeck.

Fest steht: Der Bauverein mit seinen stadtweit rund 1000 Wohnungen scheint nach 13 Millionen Euro Investitionen in den vergangenen acht Jahren aktuell nicht allzu flüssig zu sein. Möglicherweise ist er auf die in Aussicht stehenden umfangreicheren Fördermittel angewiesen.

Gut so, wenn deren Erhöhung den Anstoß dazu gibt, dass sich endlich was tut an der Langenfelder Kö - ob nun bis zum Hundertjährigen des Bauvereins 2019, wenn die Ära Dedeck (seit 1992) endet. Oder eben gleich danach.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort