Langenfeld Lebensretterin ruft zu Knochenmarkspende auf

Langenfeld · Jennifer Klesse-Münch aus Langenfeld rettete einem Jungen mit Stammzellen das Leben. Nun unterstützt sie eine neue Spendenaktion.

 Jennifer Klesse-Münch ist glücklich, einem anderen Menschen ein zweites Leben geschenkt zu haben. Hier hat sie ihre Tochter Marlene im Arm.

Jennifer Klesse-Münch ist glücklich, einem anderen Menschen ein zweites Leben geschenkt zu haben. Hier hat sie ihre Tochter Marlene im Arm.

Foto: Matzerath

Jennifer Klesse-Münch hatte sich vor sechs Jahren bei der DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei) registrieren lassen. Nur ein halbes Jahr später erhielt die Langenfelderin die Nachricht, dass sie für einen Patienten als Spenderin in Frage käme. "Ich war total aufgeregt. Und glücklich, dass ich die Möglichkeit bekam, einem Menschen die Hoffnung auf ein zweites Leben zu schenken", erinnert sie sich. "Gleichzeitig war ich unsicher. Ich wusste ja überhaupt nicht, was auf mich zukam."

Heute unterstützt die 39-Jährige eine für Sonntag geplante Typisierungs-Aktion für die erkrankte Petra W. (46) aus Ratingen, die auch nur überleben kann, wenn sie einen passenden Spender findet. Bislang ist die weltweite Suche nach einem "genetischen Zwilling" für die 46-Jährige erfolglos. Sechs Chemotherapien konnten den Blutkrebs nicht dauerhaft besiegen. Seit Wochen liegt die frühere Handballspielerin und leidenschaftliche Motorradfahrerin isoliert daheim und hofft auf ein Wunder. "Es ist, als suche man die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen", sagt Betreuer Kai Lange.

Klesse-Münch hofft nun, dass sehr viele Menschen an der Aktion in Ratingen teilnehmen. "Denn nur, wer sich registrieren lässt, kann auch als Lebensretter gefunden werden." Vor sechs Jahren sei sie zuerst medizinisch untersucht worden. "Dabei kam raus, dass man mir Stammzellen aus dem Beckenkamm entnehmen würde. "Meine Familie und Freunde haben meine Entscheidung, Stammzellen zu spenden, unterstützt. Alle waren total stolz auf mich. Das war mir schon ein wenig peinlich. Denn das sollte doch eigentlich selbstverständlich sein". Dann sei der große Tag gekommen. Am 7. Dezember 2011 wurden ihr Stammzellen entnommen. Die Entnahme selbst sei völlig problemlos gewesen. Nach der Spende habe sie zwar ein paar Tage lang Schmerzen gehabt, die sich wie Muskelkater anfühlten.

Doch viel schlimmer sei das Warten gewesen. "Ich wollte unbedingt wissen, wie es meinem Patienten geht. Denn nach der Entnahme erfuhr ich, dass die Spende für ein fünfjähriges Kind aus Deutschland bestimmt war. Mein Sohn war zu diesem Zeitpunkt genauso alt, und ich konnte mich gut in die verzweifelte Situation der Eltern hineinversetzen", sagt die Langenfelderin. Einige Wochen nach der Spende schrieb sie der Familie einen Brief. Zunächst musste eine zweijährige Sperrfrist eingehalten werden, in denen Familien nur anonym Kontakt über die DKMS aufnehmen dürfen. Dabei wollte sie doch nur wissen, wie es dem Kind nach der Transplantation geht.

Einige Wochen später erhielt die 39-Jährige Antwort und erfuhr, dass ihre Stammzellen dem fünfjährigen Max wirklich das Leben gerettet hatten. "Der Brief war rührend geschrieben, voller Dankbarkeit und ich musste die ganze Zeit vor Freude heulen. Unmittelbar nachdem die Sperrfrist vorüber war, hat die Familie uns eingeladen." Um auch anderen Menschen zu zeigen, wie wichtig es ist, sich registrieren zu lassen und was man damit bewirken kann, beschlossen die Familien, die erste Begegnung öffentlich zu machen. "Ich ging langsam die Einfahrt hoch und da standen sie alle: ein Kamerateam, die ganze Familie und Maxi, ein gesunder kleiner Kerl." Es sei überwältigend gewesen.

(RP)
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