Langenfeld/Hilden Lichte Ideen erhellen die Kirchennacht

Langenfeld/Hilden · Bei der kreisweiten Aktion inszenierten junge Langenfelder, wie sie sich Kirche in 20 Jahren vorstellen.

 Die Jugend der Evangelischen Kirchengemeinde Langenfeld experimentierte in der Johanneskirche mit Möglichkeiten der digitalen Technik, wie etwa Selfies oder einem "Gebetomaten". Ohne stimmungsvolles Kerzenlicht wird es aber auch in den Gottesdiensten der 2030er Jahre nicht gehen, ist der Nachwuchs überzeugt.

Die Jugend der Evangelischen Kirchengemeinde Langenfeld experimentierte in der Johanneskirche mit Möglichkeiten der digitalen Technik, wie etwa Selfies oder einem "Gebetomaten". Ohne stimmungsvolles Kerzenlicht wird es aber auch in den Gottesdiensten der 2030er Jahre nicht gehen, ist der Nachwuchs überzeugt.

Foto: MATZERATH

Bunte Diskolichter leuchten durch die Glasfenster, bis auf die Straße ist Chartmusik zu hören. An sich nichts Besonderes. Allerdings handelt es sich hierbei um die Langenfelder Johanneskirche. Das ungewöhnliche Szenario war Bestandteil der "Nacht der offenen Kirchen", die zum Auftakt des vergangenen Wochenendes im gesamten Kreis Mettmann stattfand.

Sowohl evangelische als auch katholische Kirchen öffneten bei der zweiten Auflage der Aktion ihre Türen für Besucher. Dabei standen ganz unterschiedliche Veranstaltungen auf dem Programm.

In der evangelischen Friedenskirche im Hildener Norden gab es zum Beispiel eine besondere Nachtwanderung. "Die Idee stammt aus dem Kindergottesdienst und wir fanden, dass sich das Vaterunser gut für die Nacht der offenen Kirchen eignet, da es ebenfalls ökumenisch ist", sagt Pfarrerin Annette Braun-Wolf.

Bei stimmungsvoller Atmosphäre leuchteten unzählige Kerzen Jung und Alt den Weg durch die Friedenskirche. Passend zu "Unser tägliches Brot gib uns heute" fand ein kleines Abendmahl außerhalb der Liturgie statt. Eine Station weiter verbrannte Presbyterin Bettina Brenken beschriebene Zettel der Gäste in einer Feuerschale - symbolisch für die Vergebung ihrer Schuld.

Für "Und führe uns nicht in Versuchung" waren auf einem Tisch Versuchungen dargestellt: Von Süßigkeiten, Alkohol und Zigaretten über Computer sowie Handy bis hin zu Kleidung. Jeder Besucher sollte einen Legostein an die Dinge legen, die ihn am meisten in Versuchung bringen.

Am Ende türmten sich bei Süßigkeiten und Computer die meisten Bausteine. Passend zu "Erlöse uns von dem Bösen" befragte Pfarrer Yorck-Peter Wolf mit seinen Konfirmationsgruppen Passanten zum Thema "Was ist für Sie das Böse?". Wolf: "Den Film zu drehen hat den Jugendlichen besonders viel Spaß gemacht - sowas macht man schließlich nicht alle Tage."

In der evangelischen Johanneskirche in Langenfeld gab es eine Ausstellung zum Thema "Wie sehen Kirchen in 20 Jahren aus?". "Wir wollten diese seltene Gelegenheit dazu nutzen, mit der Dekoration der Kirche zu experimentieren und damit besonders Jugendliche anzusprechen", erklärte Pfarrer Hartmut Boecker.

Das schien zu funktionieren, denn die Mehrheit der Besucher waren Jugendliche, die sich vor allem von den ausgelegten Teppichen und der "Chill-Ecke" mit Sofas angezogen fühlten. Mitten in der Kirche war ein Drachen gespannt. Die Orgel war mit Lichterketten umwickelt, und auch das Kreuz war auf diese Weise bunt verziert.

Gleich im Eingangsbereich konnten Interessierte die Ideenvielfalt erleben. "Jeder Gast sollte ein Selfie für eine große Diashow machen", sagte Devon Melcher, ehrenamtlicher Helfer, und fügte hinzu: "Das soll zeigen, wie unsere Gemeinde mit der Zeit geht."

Seine Kollegen Marleen Schönfeld und Philipp Roth waren glücklich über den Ablauf der Ausstellungsvorbereitung: "Wir hatten komplette Gestaltungsfreiheit und konnten so all unsere Ideen verwirklichen." Eine davon war der sogenannte "Gebetomat", ein selbst erstelltes Programm, das je nach angeklickter Kategorie ein zufällig ausgewähltes Gebet aus den Zehn Geboten, Psalmen oder anderen Bibelstellen auf dem Bildschirm anzeigt.

"Ich bin sehr zufrieden mit unserer Aktion, freute sich Max Schäfer, Konfirmand und Helfer. "Trotzdem glaube und will ich nicht, dass die Kirche in 20 Jahren so aussieht, wie wir es hier in Szene setzen. Schließlich wäre sie dann ja keine richtige Kirche mehr."

(RP)
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