Monheim Maatplatzjecke basteln am VW-Skandal

Monheim · Rosenmontag ist der Höhepunkt der Session - vor allem für fleißige Wagenbauer und Fußgruppen. Ein Ortsbesuch.

 Rolf Hechler, Manfred Hein und Peter Drösser (v.l.) basteln mit Hingabe an dem Rosenmontagswagen der Maatpatzjecke. Sie nehmen mit ihrem Käfer den VW-Abgasskandal aufs Korn.

Rolf Hechler, Manfred Hein und Peter Drösser (v.l.) basteln mit Hingabe an dem Rosenmontagswagen der Maatpatzjecke. Sie nehmen mit ihrem Käfer den VW-Abgasskandal aufs Korn.

Foto: RALPH MATZERATH

Wenn Gehard Fiedler zum Rührstab greift, wird es heiß und klebrig. Eine eher unangenehm riechende zähflüssige Substanz köchelt in einem Eimer vor sich hin. Es ist eine Mischung aus Leim und Kreide. Für den Bau eines Karnevalswagens ist die Pampe unerlässlich. Sie gibt dem kiloweise verbauten Pappmaché den nötigen Halt. Etwa 100 Kilogram Kreide werden dabei in den Leim eingerührt.

"Das ist keine angenehme Arbeit, aber es muss gemacht werden", sagt der Wagenbaumeister der Maatplatzjecke. Seit 1974 gibt es die jecke Truppe, die seit jeher immer einen Wagen zum Rosenmontagszug bastelte. Mehrfach sind sie dafür prämiert worden. "Das gehört bei uns einfach dazu", meint Fiedler. Allerdings sei die Konstruktion auch immer wieder eine Herausforderung.

In diesem Jahr widmen sich die Maatplatzjecke thematisch der VW-Abgasaffäre. Dafür bauen sie einen schicken Käfer auf ihr Podest, das Rosenmontag mittels Traktor durch die Straßen gezogen wird. Hinten gibt es freilich eine Nebelmaschine, um das Thema zu verdeutlichen. Daneben wird Ex-Prinz und Vorsitzende Rolf Hechler auf einem eigens dafür konstruiertem Gestell stehen und den ahnungslosen Manager mimen. Dazu gibt es noch einige Überraschungen, die allerdings noch bis Rosenmontag geheim bleiben sollen. "Es ist schon eine relativ aufwendige Angelegenheit", sagt Fiedler. Ein Blick auf die Materialliste bestätigt das: Neben den zwei Zentnern Kreide, sind auch etliche Meter Kaninchendraht, mehr als 110 Meter Dachlatten sowie unzählige Schrauben, Pappmaché-Blätter, 40 bis 50 Rollen Klebeband, Werkzeuge und literweise Farbe im Einsatz.

Insgesamt knapp 30 Personen sind am Bau beteiligt. Eine halbe Tonne Wurfmaterial ist bereits bestellt. Die Fußgruppe wird ebenfalls mit zwei kleinen Vehikeln ausgestattet. Dazu werden Go-Karts entsprechend umgebaut. "Das alles zu koordinieren, ist immer wieder eine spannende Aufgabe, die ich gerne übernehme", sagt Fiedler. Es müsse schließlich alles auch stabil, statisch sauber und sicher sein - und halbwegs wetterfest.

Auch für Hechler ist der Wagenbau immer wieder eine schöne Sache. Aus der praktischen Arbeit hält er sich weitgehend raus. Dafür ist er hinter den Kulissen umso umtriebiger.

"Das Ganze hat auch einen geselligen Aspekt", so der Ex-Prinz. "Nach getaner Arbeit essen und trinken wir ein bisschen und stimmen uns auf die Session ein. Auf rund 500 Stunden Arbeitszeit schätzt Fiedler die Dauer des Wagenbaus. Die Richtlinien, was Höhe, Breite und sonstige Abmessungen angeht, kommen von der Großen Monheimer Karnevalsgesellschaft.

Auf Rosenmontag freuen sich alle, die auf dem Wagen mitfahren werden. "Das ist immer etwas besonderes - vor allem wegen der Stimmung am Wegrand und den vielen fröhlichen Gesichtern", sagt Hechler. Direkt nach dem Zug geht es schon an die Demontage. Am Dienstag ist der Wagen bereits Geschichte. "Das ist natürlich irgendwie traurig, aber der Wagenbau ist auch nur etwas für Enthusiasten."

(RP)
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