Monheim Marokkanerin bekommt Preis

Monheim · Der Integrationsrat benennt Rachida El Khabbachi als Trägerin des Integrationspreises.

 Rachida El Khabbachi (36) hat einen Schwimmkursus für muslimische Frauen ins Leben gerufen und selber ihr "Seepferdchen" gemacht.

Rachida El Khabbachi (36) hat einen Schwimmkursus für muslimische Frauen ins Leben gerufen und selber ihr "Seepferdchen" gemacht.

Foto: Ralph Matzerath

Die dunklen, unternehmungslustigen Augen blitzen fröhlich und unterstreichen die Tatkraft, die von Rachida El Khabbachi ausgeht. "Ich kann besser planen und handeln als reden", sagt die 36-jährige gebürtige Marokkanerin über sich selbst. Doch ohne ihre kommunikativen Fähigkeiten wären die beiden Projekte, für die sie jetzt den Integrationspreis der Stadt Monheim erhält, nicht so erfolgreich geworden. So brachte sie einen Schwimmkursus für muslimische Frauen auf den Weg und setzt sich dafür ein, dass Kinder aus dem Berliner Viertel mit Migrationshintergrund die Kunstschule besuchen können.

Seitdem sie mit ihrer Familie vor acht Jahren von Erkrath nach Monheim zog, engagiert sie sich dort ehrenamtlich für ein besseres Miteinander der Kulturen. Die Mutter dreier Kinder - sie hat zwei Mädchen im Alter von 13 und 8 Jahren und einen zweijährigen Sohn - nimmt an den vielfältigen Angeboten in der Stadt teil und hilft auch anderen Menschen im Viertel dabei, ihre Scheu und Scham zu überwinden. Weil sie selber nicht schwimmen konnte, es aber leid war, am Beckenrand zu stehen, wenn ihre Kinder ins Wasser sprangen, fasste sie den Entschluss, es zu lernen. Und nahm auf diesem Weg viele andere Gleichgesinnte mit. 40 Frauen zwischen 22 und 58 Jahren aus Polen, Afghanistan, Russland und der Türkei trainieren seit einem Jahr jeden Montag ab 19.15 Uhr im Mona Mare, wie man sich über Wasser hält. "Ich habe dort selber mein Seepferdchen absolviert und bin jetzt bei den Fortgeschrittenen", sagt Khabbachi stolz. Die Kurse werden im Rahmen des Projektes "Aktiv zusammen leben" gefördert. Den Kontakt zur Sportgemeinschaft (SG) Monheim, die in Sabine Siebert die Schwimmlehrerin stellt, und zum Mona Mare knüpfte die 36-Jährige jedoch selbständig. "Ich habe sehr viele Gespräche geführt."

Auch Vereinschef Karl-Heinz Göbel bewundert das entschlossene Handeln von Rachida Khabbachi. Er freut sich, dass sie vielen Frauen geholfen hat, ihre Angst zu überwinden. Der Kursus finde zu den regulären Öffnungszeiten des Bades statt. Die Gruppe könne jedoch das Nichtschwimmerbecken alleine nutzen. Die Marokkanerin schwimmt im Burkini, einem Ganzkörperanzug, den viele Bäder erlauben. Sie und die Anderen trauen sich inzwischen auch im Urlaub in den Pool. "Das ist gut fürs Selbstbewusstsein", sagt sie. Ihr Vorbild hat Mut gemacht. So stiegen die Teilnehmerzahlen seit Kursbeginn immer weiter an - und "auf meiner Warteliste stehen viele Namen".

Ihre 13-jährige Tochter, die als einzige Teilnehmerin aus dem Berliner Viertel ein Seminar "Porträtmalen" an der Kunstschule besuchte, gab den Anstoß für ein zweites Projekt. "Sie hat so tolle Sachen gemalt. Viele Familien in der Nachbarschaft kennen das Angebot gar nicht." Khabbachi ging zunächst von Tür zu Tür, machte Werbung für die Kurse an der Kunstschule und entwickelte das Projekt "Zukunftskünstler aus dem Berliner Viertel", für das es im Stadtrat ungeteilte Zustimmung gab. Sie wolle "etwas Gutes für die Kinder tun und den Familien Chancen aufzeigen", sagt sie. Weil vielen Müttern die Sprachkenntnisse fehlten, um die Anmeldungen auszufüllen, half sie dabei. "Die Menschen haben Vertrauen zu mir, und so kann ich vermitteln", freut sich Rachida El Khabbachi. 20 Mädchen und Jungen machen jetzt unter anderem in den Kursen "Glasmalerei", "Tonwerkstatt" oder "Taschen-Design" mit. Wie viel Spaß das macht, habe sich schnell herumgesprochen. Eine Neunjährige aus dem Viertel sei sogar ganz alleine zur Kunstschule gegangen und habe gefragt, ob sie nicht auch noch mitmachen darf. Sie durfte.

Die viele Arbeit "hat sich definitiv gelohnt", freut sie sich. "Ich möchte mithelfen, dass Integration in Monheim gelingt." Auch deshalb organisiert sie gemeinsam mit Farida Charif im Eki-Haus alle 14 Tage ein interkulturelles Frühstück. Ab 2015 findet es wöchentlich statt. Zuletzt waren 43 Frauen aus vielen Nationen gekommen. In dieser Runde entstünden viele Ideen wie beispielsweise ein Fahrradtraining und ein Autoreparatur-Kursus nur für Frauen. "Wir sind schließlich mobil!"

(RP)
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