Langenfeld/Leverkusen Metallarbeitgeber Rhein-Wupper fordern Strompreisbremse

Langenfeld/Leverkusen · Verbandsgeschäftsführer Tressin sieht "relativ stabile Gesamtentwicklung" bei den 200 Mitgliedsunternehmen, aber auch Gefahren.

Langenfeld/Leverkusen: Metallarbeitgeber Rhein-Wupper fordern Strompreisbremse
Foto: Verband

Der Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie und die Unternehmerschaft Rhein-Wupper fordern eine Strompreisbremse durch Streichen der Stromsteuer und eine Deckelung der Ökostrom-Umlage (EEG) über einen Streckungsfonds. "Die Strompreise dürfen für unseren Standort und die Unternehmen nicht zu einem noch größeren Nachteil im internationalen Wettbewerb werden", erklärte Andreas Tressin, Geschäftsführer beider Verbände, in seinem Rück- und Ausblick zum Jahreswechsel.

In seiner Bilanz für 2016 spricht Tressin von einer "relativ stabilen Gesamtentwicklung" für die 200 Mitgliedsunternehmen in der Region (Langenfeld, Monheim, Leverkusen, Leichlingen und Umgebung). Dies gelte für Auftragseingänge wie auch den Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Aber: "Leider treten über 10 Prozent der Unternehmen vor allem aus dem Industriebereich mit schlechten Erträgen auf dem Fleck. Es bleibt bei einigen Unternehmen einfach unterm Strich zu wenig Geld übrig. Geld, das für Investitionen fehlt." Und die Stärke von Standort und Wirtschaft sei zum Teil nach wie vor "nur geliehen", mahnt der Verbandsgeschäftsführer mit Blick auf den niedrigen Eurokurs, Niedrigzinsen sowie moderate Öl- und Rohstoffpreise. Nach seinen Worten der "eigentliche Turbo für eine vor allem exportierende Wirtschaft - erarbeitet haben wir diese Wettbewerbsvorteile jedenfalls nicht".

Für 2017 erinnert Tressin an die Ein-Prozent-Prognose des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (Wachstum Bruttoinlandsprodukt). Auch die Geschäftserwartungen der befragten Unternehmen hätten sich leicht eingetrübt. "Echter Aufwind fühlt sich anders an." Ein Grund seien die anhaltend steigenden Arbeitskosten. "Das wäre weniger kritisch, wenn die Arbeitsproduktivität mindestens ebenso stiege. Doch hier gibt es bereits seit fünf Jahren praktisch keinen weiteren Fortschritt", bedauert Tressin. Besonders alarmierend sei diese Entwicklung, weil die weltweite Konkurrenz weiter erstarke - gerade auch die aus Fernost. "Die Kostenbelastungen führen dazu, dass immer mehr Unternehmen Wertschöpfung ins Ausland verlagern oder überlegen, dies künftig zu tun", warnt der Arbeitgebervertreter.

Als negative politische Schritte fallen in seinen Augen auf: die Einführung des Mindestlohns, das Gesetz zur Lohngleichheit von Mann und Frau, neue Leistungen in der Pflegeversicherung, die Erbschaftssteuer, neue Einschränkungen bei der Zeitarbeit und Werkverträgen, die Mütterrente, die Rente mit 63, verpflichtende Audits und neue Berichtspflichten. All das führe zu mehr Bürokratie und neuen Belastungen für die Unternehmen.

"Bei allen Reformüberlegungen zur Rentenpolitik darf es auf keinen Fall zu steigenden Lohnnebenkosten kommen, weil Beitragserhöhungen den Faktor Arbeit noch einmal verteuern würden", erklärt Tressin. Die Sozialabgaben dürften insgesamt die Marke von 40 Prozent weiterhin nicht überschreiten. "Ein Einhalten dieser Grenze war ein wesentlicher Faktor des Sanierungsprogrammes für die deutsche Volkswirtschaft." Jeder Rentenbeitragspunkt koste mehr als 11 Milliarden Euro jährlich und würde zwangsläufig Arbeitsplätze gefährden.

"Bei der täglich zunehmenden Digitalisierung der Wirtschaft und der Arbeitswelt brauchen wir darüber hinaus ein modernes Arbeitszeitgesetz. Die derzeitigen Arbeitszeitregelungen sind für die digitale Arbeitswelt einfach zu starr. Die vereinbarte Gesamtarbeitszeit muss flexibler und bedarfsgerechter eingesetzt werden; dabei darf Arbeit 4.0 keine Einbahnstraße werden, in der neben den Ansprüchen der Beschäftigten auf selbstbestimmte Arbeitszeit und .Home Office' die betrieblichen Realitäten verkannt werden", führt Tressin aus.

In der Tarifpolitik erwarteten die Unternehmen viel mehr individuelle und betriebliche Gestaltungsmöglichkeiten, besonders bei Entlohnung und Wochenarbeitszeit. "Das wünschen sich im Übrigen nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Mitarbeiter", ist der Arbeitgeber-Vertreter überzeugt. Die Reise müsse deshalb insgesamt zu mehr Flexibilität gehen, ohne dass die Produktion leidet. "Betriebe und Beschäftigte können damit sehr wohl auf der Gewinnerseite bleiben - wenn man sie nur lässt."

(gut)
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