Kreis Mettmann Migranten loben deutsche Tugenden

Kreis Mettmann · Bei der Caritas heißt es unisono: Sprache ist der Schlüssel zur Integration.

Zur diesjährigen "Interkulturellen Woche" hat der Kreis-Caritasverband Mettmann ein Podiumsgespräch veranstaltet. "Ankommen... und dann?" lautete die Leitfrage im Mettmanner Mehrgenerationenhaus. Beteiligt waren Ali Kuran, 1965 aus der Türkei eingewandert, und Djordje Vasic, 1970 aus Serbien eingereist, sowie die Syrerin Amira Abu Rashed, die 1989 ankam, und die Wülfratherin Vicky Amevi, die 2003 ihr Heimatland Togo verlassen musste.

Einhellig bestätigten die vier ein gängiges Vorurteil, das den Deutschen anhaftet: Man könne von ihnen Pünktlichkeit lernen, außerdem seien sie ehrlich, fleißig und hilfsbereit. Anfeindungen fremdenfeindlicher Natur hatte bislang nur Vicky Amevi erlebt, die immer wieder auf Ressentiments wegen ihrer Hautfarbe stößt. Amira Abu Rashed berichtete, dass sich aktuell im Gegensatz zur Zeit ihrer Ankunft "die Stimmung gegenüber Menschen mit Kopftuch oder schwarzen Haaren verändert" habe, gute Deutschkenntnisse potenzielle Vorurteile jedoch schnell schwinden lasse.

Auch die anderen Teilnehmer unterstrichen, dass der Schlüssel zur Integration der Spracherwerb sei. "Die deutsche Sprache hat uns niemand beigebracht - es gab keine Kurse, so wie heute. Im kleinen hessischen Dorf, wo ich mit meinen Eltern angekommen bin, gab es weniger Ängste, dafür großes Interesse an der türkischen Kultur", erinnerte sich Ali Kuran. Djordje Vasic, der wie Kurans Eltern seinerzeit als angeworbener Gastarbeiter zunächst nach München kam, erkannte eine völlig andere Ausgangslage für seine Integration, als sie heutige Flüchtlinge hätten: "Wenn du zeigst, dass du etwas kannst, bekommst du in Deutschland auch Anerkennung."

Auf die Frage, was sie ihren neu ankommenden Landsleuten aus Syrien rate, machte Amira Abu Rashed deutlich: "Deutsch lernen, Termine einhalten und, wenn möglich arbeiten." Ali Kuran war es wichtig, darzulegen, dass Menschen, die hier ankommen, wahrscheinlich genauso viel Angst vor den Deutschen hätten wie umgekehrt. "Hier hilft nur, sich zu unterhalten."

Kuran, Vasic und Abu Rashed sagten, sie fühlten sich inzwischen so "deutsch", dass sie in ihren Heimatländern nicht mehr zurecht kämen, auch wenn sie sie nach wie vor als Heimat empfinden. Vicky Amevi sagte hingegen, sie habe Heimweh und würde gerne nach Togo zurückkehren, wenn es die politische Lage eines Tages zulässt. "Mein Herz gehört in meine Heimat."

(gut)
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