Langenfeld Minister wirbt um Risikokapital

Langenfeld · Garrelt Duin suchte beim Industrieverein den Dialog mit der Wirtschaft.

 Garrelt Duin (m.) auf Stippvisite in Langenfeld. Neben ihm (v.l.): Johannes Sühs, Gerhard Witte, Clemens Schees, Jens Geyer und Jens Nikolaus.

Garrelt Duin (m.) auf Stippvisite in Langenfeld. Neben ihm (v.l.): Johannes Sühs, Gerhard Witte, Clemens Schees, Jens Geyer und Jens Nikolaus.

Foto: RALPH MATZERATH

"Es ist ungewöhnlich, dass ein Industrieverein einen Sozi einlädt." Mit dieser die rund 90 Gäste erheiternden Bemerkung begann NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) jetzt den "Dialog mit der lokalen Wirtschaft" in Langenfeld. Vereinschef Gerhard Witte hatte den Minister - gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Jens Geyer (SPD) - in die Räumlichkeiten seines Unternehmens Control Expert in Wolfhagen eingeladen.

Duin beschrieb fast eine Stunde lang die komplexen Herausforderungen einer "vorausschauenden Wirtschaftspolitik". Die Zuhörer erfreuten sich an einem völlig frei gesprochenen, interessanten Vortrag, und auch in der folgenden, angeregten Diskussion zeigte sich der Minister detailkundig. Anhand der Schließung des Opel-Standorts Bochum sprach Duin über die Möglichkeiten, aber auch die politischen Grenzen der Hilfen für bedrohte Firmen. Man müsse ehrlich sein: "Es gibt Unternehmen, die nicht gerettet werden können." Der Minister plädierte dafür, frühzeitig auf Neues zu setzen, trotz des Risikos, zu scheitern. "Vollkasko geht nicht". Zu den wesentlichen durch die Politik zu gewährleistenden Rahmenbedingungen für eine prosperierende Wirtschaft gehören nach Duins Ansicht unter anderem Digitalisierung, Planungssicherheit und eine Energiewende, die Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit als gleichrangige Ziele anerkennt. Deshalb plädiert er für eine Deckelung der EEG-Umlage.

Beispielhaft beschrieb Duin, warum Digitalisierung für jede Branche, aber auch den kleinen Handwerksbetrieb bedeutsam ist. Das flächendeckende Glasfasernetz werde noch auf sich warten lassen. Wichtig sei, die Betriebe bevorzugt anzubinden. Dafür investiere das Land erhebliche Summen.

In NRW gelte es, im Dreiklang "Köpfe, Kapital und Kooperation" nachhaltige Wertschöpfungsketten zu schaffen. Wegen der Köpfe verwies Duin auf die vielen Universitäten und Fachinstitute im Land. Beim Kapital gelte es, einen Kulturwandel beim Risikokapital anzustoßen. "Wer zehn Ideen hat und weiß, dass vermutlich nur eine davon dauerhaft Erfolg verspricht, hat heute bei den Sparkassen und Banken schlechte Karten." Um die Gründer zu stärken, sei eine umfassende Kooperation zwischen den Start-ups und den bestehenden Strukturen in Mittelstand und der Industrie notwendig. So unterstützt das Land laut Duin zehn Jungunternehmer bei ihrem Messeauftritt auf der bevorstehenden Cebit.

(mmo)
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