Langenfeld Mit der Couch durch die Heimat

Langenfeld · Ein Weltenbummler wird heimisch: Der Düsseldorfer Künstler Horst Wackerbarth hat eine NRW-Bilderserie erstellt.

 Auf dem Foto: Renate Regier und Markus Laabs mit Heidschnucken in Hövelhof.

Auf dem Foto: Renate Regier und Markus Laabs mit Heidschnucken in Hövelhof.

Foto: Horst Wackerbarth

Kleine Flecken Nordrhein-Westfalens sind auf den Fotografien des Künstlers zu sehen - unter anderem die Bürgeler und Urdenbacher Kämpe mit ihren Streuobstwiesen. In den Fotografien spiegelt sich die ganze Welt. Davon jedenfalls ist Horst Wackerbarth überzeugt. "Wahnsinn", nennt er diese Erfahrung der vergangenen Monate, in denen der Düsseldorfer Fotograf im ganzen Bundesland unterwegs war - im Oktober in Monheim. Die Kamera und die rote Couch immer im Gepäck, die seit mehr als 30 Jahren das Kennzeichen seiner Kunst ist. Was für seine Fotos gilt, das trifft auch auf den Fotografen selbst zu. In 53 Länder ist er gereist, doch gerade Wackerbarth, dieser rastlose Reisende, hat nun die Heimat entdeckt. Ab September stellt er im Landtag und im NRW Forum aus. "Wackerbarth: 100 Jahre Heimat" heißt es dann.

Dabei hatte alles weit weg von Zuhause angefangen, Ende der Siebzigerjahre nämlich in den USA. Mit einem Künstlerkollegen startete Horst Wackerbarth, der im hessischen Fritzlar geboren wurde und in in Kassel Kunst studierte, dieses Projekt mit der roten Couch. "The Red Couch - A Portrait of America" entstand. Dann das "Porträt Europas und seiner Bewohner". Viele Jahre verbrachte er im Ausland. Dass ausgerechnet dieser weitgereiste Künstler da gestern von seiner Fotoreise durch das beschauliche NRW schwärmt, ist zunächst merkwürdig. Lässig gibt sich der 66-Jährige in seinem Atelier in Oberkassel. Er lässt sich fotografieren, die Sonnenbrille aber nimmt er nicht ab. "Wahnsinn" und "so cool" findet er, was dieses Bundesland zu bieten hat. Und als er das sagt, muss man unwillkürlich an Udo Lindenberg denken. Noch so ein Sinnbild für Heimatlosigkeit. Noch so ein Paradoxon. Weit gefehlt ist dieser Vergleich nicht. Immerhin gehört auch Wackerbarth dieser Generation an, die den Heimatbegriff lange Zeit ablehnte. Eine Generation, deren Eltern und Lehrer Nationalsozialisten waren, so sagt es Wackerbarth selbst und findet das genau so "ekelhaft" und "scheiße" wie die Tatsache, dass er gestern 66 geworden ist. Anders spricht er über seine Fotoreise. "Richtig cool" findet er das Projekt, das seine Chance war, die Heimat neu zu verstehen und sie mit Begriffen wie Vielfalt, Begegnung und Geborgenheit in Einklang zu bringen.

Und das sieht man auf seinen Bildern. Die "Wurzel des Bundeslandes NRW" hat er in Duisburg gefunden und im Bilderbüdchen in Bonn. Vor das Geburtshaus von Annette von Droste-Hülshoff bei Münster hat er Obdachlose platziert, Flüchtlingskinder nehmen vor dem Lemgoer Junkershaus Platz. Wie ein Gemälde wirkt dieses Foto, auf dem die Schäfer Renate Regier und Markus Laabs von ihren Heidschnucken umgeben sind. Und auf der Düsseldorfer Kö bekommt der Karneval ein neues Gesicht. Immer zu sehen: die rote Couch, als Zeichen einer Heimat, die zur Mobilität animiert.

(ball)
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