Langenfeld/Monheim Mobile Redaktion: Ist die Biotonne wirklich teurer?

Langenfeld/Monheim · Wenn es um die Einführung der braunen Tonne geht, ziert sich die Politik. Bei den Bürgern ist das Thema umstritten.

Als einzige Stadt im Kreis Mettmann und eine der wenigen Kommunen in ganz Deutschland hat Langenfeld kein Holsystem für Bioabfälle, obwohl das Kreislaufwirtschaftsgesetz vorschreibt, dass Bioabfälle spätestens ab 2015 getrennt zu sammeln sind.

"Wir haben ein funktionierendes Bringsystem, das viele Vorteile bietet", meint der städtische Abfallberater Dirk Heinrichs und verweist auf die "beiden großen Biotonnen" an den städtischen Annahmestellen Hansa- und Industriestraße.

Für Kritiker wie Karl Wilhelm Bergfeld, der sich als Bürger für die Einführung der Biotonne starkmacht, zählt das nicht: "In der Praxis sammelt kaum jemand solche Abfälle, um sie dann irgendwo hin zu fahren", sagt er. "Das wird dann über die Restmülltonne entsorgt", beschreibt er seine Erfahrung.

Die Zahlen bestätigen diese Einschätzung. Gerade einmal eine Tonne Biomüll landet pro Jahr in den Containern der Stadt - dafür aber knapp 4000 Tonnen Grünschnitt aus privaten Gärten. Ein Grund dafür ist die vergleichsweise hohe Zahl von etwa 2800 Grundstücken in Langenfeld, auf denen kompostiert wird. Das sei vor allem aus finanzieller Sicht günstiger für die Bürger, so Heinrichs. "Die Biotonne erhöht den logistischen Aufwand und verursacht zusätzliche Personal- und Fahrtkosten, die sich dann in den Gebühren widerspiegeln."

Als Biomüll gelten neben Grünschnitt und anderen Gartenabfällen auch ungekochtes Obst und Gemüse, Kartoffelschalen oder andere Reste aus der Küche. Von der Stadt werden derzeit Rest- und Papiermüll abgeholt. Den Gelben Sack sammelt die Firma Awista Logistik ein. "Wenn Bioabfälle dazu kommen, müssen wir die gesamte Tourenplanung ändern", sagt Heinrichs. Die Abholgebühren seien in Langenfeld mit 159 Euro für einen Haushalt mit vier Personen vergleichsweise niedrig. "Bei Eigenkompostierung ist zudem noch ein Nachlass von 20 Prozent möglich."

Monheim hat bereits seit Ende der 1990er Jahre die Biotonne - und damit durchweg gute Erfahrungen gemacht. Das Kostenargument kann Manfred Hein aus der Abteilung Bauverwaltung nur bedingt nachvollziehen. "Die Biotonne spart Gewicht und Volumen beim Restmüll", sagt er. Demnach seien es im Schnitt 20 bis 25 Kilogramm Abfall pro Jahr, die in der Biotonne und nicht im Restmüll landen würden. "Abholung und Entsorgung kosten bei Restmüll etwa 30 Cent pro Kilo, während es bei Biomüll 10 Cent sind."

Die Rheinische Post veranstaltet morgen eine "Mobile Redaktion" zum Thema. Am RP-Stand auf dem Galerieplatz können Bürger von 10 bis 12 Uhr Fragen loswerden und diskutieren. Mit dabei sind Karl Wilhelm Bergfeld, Referatsleiter Gehard Lindner und Dirk Heinrichs aus der Arbeitsgruppe Abfall

(dora)
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