Pilotprojekt Monheim testet Mini-Busse ohne Fahrer

Monheim · Busse, die ohne Fahrer selbstständig fahren: dazu will Monheim noch in diesem Jahr ein NRW-weit einzigartiges Projekt starten. Die selbstfahrenden Busse sollen auf einem etwa drei Kilometer langen Rundweg eingesetzt werden. Die Deutsche Bahn probt in Berlin und Bayern.

 Der autonom fahrende Kleinbus Olli bei einer Testfahrt am 5. Dezember 2016 auf dem Bürogelände Euref in Berlin-Schöneberg. So ähnlich wie Olli könnten die Busse in Monheim aussehen (Archivbild).

Der autonom fahrende Kleinbus Olli bei einer Testfahrt am 5. Dezember 2016 auf dem Bürogelände Euref in Berlin-Schöneberg. So ähnlich wie Olli könnten die Busse in Monheim aussehen (Archivbild).

Foto: Maurizio Gambarini

Die Stadt Monheim wagt sich weiter auf digitales Neuland. Wenn alles glatt läuft, sollen noch in diesem Jahr drei "autonom" fahrende und elektrisch betriebene Busse zwischen Busbahnhof und Kapellenstraße hin- und herpendeln. "Wir arbeiten seit einem Jahr an der entsprechenden Voruntersuchung", sagt Bürgermeister Daniel Zimmermann, der das Projekt im nächsten Haupt- und Finanzausschuss vorstellen wird. "Das ist in NRW einmalig", so Zimmermann. Bernhard Meier, Sprecher des Verkehrsministeriums NRW bestätigt das.

Rat holt sich die Stadt bei der Schweizer Firma Amotech, die ein ähnliches Projekt im Alpenland bereits betreut. Betreiber der neuen Busstrecke, die im Rundkurs etwa drei Kilometer lang ist, sollen die Bahnen der Stadt Monheim (BSM) werden, die dann für Anschaffung, Testphase und Wartung verantwortlich sind. "Die Kfz-Meister werden derzeit auf Elektroautos geschult", sagt Zimmermann. Eine Servicekraft soll die Fahrten der Busse begleiten.

 Die geplante Strecke zwischen Busbahnhof und Altstadt sieht vier Haltepunkte vor.

Die geplante Strecke zwischen Busbahnhof und Altstadt sieht vier Haltepunkte vor.

Foto: Stadt Monheim

Vier Haltestellen wird es geben auf dem Weg vom Busbahnhof zur Kapellenstraße. Es geht am Rathauscenter vorbei über die Alte Schulstraße, zum Schelmenturm über die Turmstraße bis zum Rhein. Zurück geht's über die Poetengasse. Alles in einem Tempo zwischen 20 und 30 Kilometer pro Stunde.

Vor der Testphase werden die Busse noch von einem Fahrer gesteuert, damit die Technik die Strecke lernt. Später fahren die Busse eigenständig, werden aber weiter begleitet. "Etwa für den Fall, dass ein Fahrzeug im Weg steht. Dann steht auch der Bus und muss händisch um das Hindernis gelenkt werden", erläutert Zimmermann. Ministeriumssprecher Bernhard Meier spricht deshalb nicht von autonom, sondern von "automatisiert".

Nach der kostenfreien Testphase sollen die Busse mit einem VRR-Ticket zu nutzen sein. "Sie können Altstadtbesuchern als Shuttle dienen", so Zimmermann. Sollte der Test positiv verlaufen, könnte die Strecke bis zum neuen Rheinanleger verlängert werden. Auch für schlecht erschlossene Gebiete wie etwa das Österreichviertel in Baumberg könnte das Modell Pate stehen.

Drei Firmen bieten die Kleinbusse an, die zwischen zwölf und 15 Personen transportieren können. Kosten pro Bus: rund 300.000 Euro. Der Auftrag wird ausgeschrieben. Beschließen müssen die Politiker im Ausschuss zunächst 300.000 Euro Planungskosten. Außerdem muss das Verkehrsministerium das Projekt genehmigen. Der Antrag wurde laut Meier noch nicht eingereicht.

Torsten Schlender, Feuerwehrchef und Geschäftsführer der Altstadtfunken, begrüßt das "innovative Projekt" als Brauchtumsfreund. "Das bindet die Altstadt besser an", sagt er. Als Feuerwehrmann hat er Informationsbedarf. "Mit der neuen Technik müssen wir uns befassen."

Marc Schöneberger vom Veranstaltungsbüro Klangsaiten, der Konzerte und Veranstaltungen organisiert, begrüßt die Entwicklung. "Das wird die Monheimer Altstadt weiter beleben", sagt er.

(og)
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