Analyse Monheims Karneval ist im Umbruch

Monheim · Die Paniker beenden ihre aktive Zeit am 26. September mit einem Abschiedsfest an der Doll Eck. Die Organisation der Weiberfastnachtparty wird neu organisiert und auf mehrere Schultern verteilt.

Emil Drösser und die Paniker bei der Aufführung ihrer Mini-Oper. Allmählich ziehen sie sich aus dem operativen Karnevalsgeschäft zurück.

Emil Drösser und die Paniker bei der Aufführung ihrer Mini-Oper. Allmählich ziehen sie sich aus dem operativen Karnevalsgeschäft zurück.

Foto: Matzerath

Sie sind aus dem Monheimer Karneval eigentlich gar nicht mehr wegzudenken, die musikalischen Herren in Frack und Melone mit ihrem umtriebigen Maestro Emil Drösser an der Spitze. Beim Rathaussturm vor knapp zwei Wochen hatte der 75-Jährige dann aber offiziell angekündigt: "Heute spielen wir hier zum letzten Mal." Und auch die Organisation der Weiberfastnacht-Open-Air-Party am Doll Eck soll auf mehr und andere Schultern als bisher verteilt werden. Marc Schönberger vom Verein Klangweiten will beispielsweise mithelfen, dass das Straßenfest - zu dem bei schönem Wetter bis zu 5000 Narren aus der ganzen Region kommen - attraktiv bleibt. Wenn vielleicht auch ein bisschen anders als bisher.

Jetzt trafen sich alte und mögliche neue Organisatoren zu einem ersten Austausch. Emil Drösser, Hans Bambeck, Margret Faber (Elektro Schiefer) und Marc Schönberger waren dabei. "Es ist eine harmonische Runde", lobt Schönberger und bestätigt seine Ankündigung von vor zwei Wochen: "Der Verein Klangweiten wird in der kommenden Session mit im Organisationsteam sein."

"Veränderungen gibt es immer dann, wenn die Protagonisten älter werden", bekundet Emil Drösser. "Und jedes Fest braucht Veränderungen, damit es interessant bleibt." Neue Ideen wolle man gemeinsam entwickeln. "Dafür setzen wir uns frühzeitig zusammen und machen erst mal ein Brain-Storming."

Wichtig sei, dass das Fest an der traditionellen Kreuzung bleibe und nicht etwa in ein Zelt verlegt werde. "Die Gastwirte in der Altstadt sollen an diesem Tag gut zu tun haben." Zwar treten die Vereine und Garden am Doll Eck bisher unentgeltlich auf, doch allein die Bühnenmiete habe in dieser Session 700 Euro gekostet. "Wir müssen einfach überlegen, wie wir das weiter bewerkstelligen können", denkt der 75-Jährige laut nach. "Wir brauchen viele Leute, die mithelfen." Man könne auch noch daran denken, mit die Garden und Vereine in die Partyorganisation einzubeziehen. Für Moritz Peters (Gromoka-Sitzungspräsident) keine unrealistische Vorstellung. "Wenn wir von den Verantwortlichen angesprochen werden, verschließen wir uns nicht."

Ist das Projekt Doll-Eck wohl langfristig gesichert, werden die Auftritte der Paniker möglicherweise bald der Vergangenheit angehören. "Uns hat es vorher nicht gegeben und es wird uns hinterher nicht mehr geben. Irgendwann ist einfach Schluss." Das älteste Mitglied, der Trompeter Helmut Wandowski, sei inzwischen 83 Jahre alt. "Da wird es gesundheitlich schwieriger." Für den 26. September hat Maestro Drösser deshalb bereits ein Abschiedsfest am Doll Eck terminiert. Dann will das Panikorchester, das immer noch mit 15 Musikern zwischen 50 und Mitte 80 auf der Bühne steht, der Stadtverwaltung den Bibi-Brunnen und das Glockenspiel schenken.

Drösser arbeitet derzeit am zweiten Band der Paniker-Memoiren, inklusive Liederheft. Die erzählen eine spannende Geschichte von den Anfängen, 1975 als Drösser und Hans Derendorf, der 1974 Prinz gewesen ist, mit der Trumm durch die Kneipen gezogen sind und die Gäste zum Mitsingen animierten. Die Truppe entwickelte sich und 1977 waren sie schon im Rosenmontagszug dabei. Der große Einschnitt kam 1984/85, als Emil Drösser Gromoka-Präsident wurde. Damals wurde mit dem Ehepaar Ruth und Herbert Drechsel die Idee geboren, eine eigene Oper auf die Beine zu stellen. Die Paniker bewiesen, dass sie nicht nur Karneval können. Nach der "Zauberfidel" stand dann 1990 mit der Aufführung von "Der Glockenguss zu Monheim" großes Musiktheater auf dem Programm. Gleich elfmal gestalteten die Paniker auch den Klassik-Abend im Spiegelzelt, unterstützt von professionellen Musikern. Höhepunkt war aber die Oper "Napoleon in Monheim", bei der rund 150 Menschen mitwirkten. So umtriebig wie Drösser trotz seiner 75 Jahre ist, wird er sich "aus Spaß an der Freud" auch nach dem Abschiedsfest im September nicht ganz vom Monheimer Brauchtum verabschieden.

(RP)
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