Langenfeld Natur sich selbst überlassen

Langenfeld · Der Landschaftspark Fuhrkamp hat sich in den acht Jahren seines Bestehens in ein dicht bewachsenes Biotop verwandelt. Im Jahr 2004 waren auf 19 Hektar Ackerfläche 23 000 Bäume und 10 000 Sträucher gepflanzt worden.

Langenfeld: Natur sich selbst überlassen
Foto: Maximilian Laufer

Landschaftsplaner Jens Mischel schaut sich um und ist begeistert: Eine üppige Pflanzenwelt hat sich durch die Renaturierung am Fuhrkamp entwickelt. Binnen acht Jahren ist aus der rund 19 Hektar großen, zuvor öden Landwirtschaftsfläche östlich des Briefverteilzentrums ein dicht bewachsenes Biotop geworden: 23 000 Bäume und 10 000 Sträucher waren dort 2004 gepflanzt, dazu der Burbach renaturiert worden. Zig Radfahrer, Jogger und Spaziergänger sind an diesem Morgen im und neben dem Park unterwegs, auch der eingezäunte Hundeplatz ist belebt.

Langenfeld: Natur sich selbst überlassen
Foto: Maximilian Laufer

Gelände gehörte Stadt Düsseldorf

Bis 2003 waren an dieser Stelle weite Äcker und Felder. Hintergrund der Verwandlung: Als damalige Eigentümerin des Berghausener Geländes verbuchte die Stadt Düsseldorf durch die naturnahe Aufwertung Punkte auf ihrem so genannten Ökokonto, schaffte also so den gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleich an die Natur für Bautätigkeit in Düsseldorf (siehe Infokasten). In einem Vertrag wurde Langenfeld das Eigentum übertragen, musste im Gegenzug die Fläche entwickeln und erhalten.

Wegen der Siedlungsnähe hatten die Langenfelder Stadtplaner seinerzeit darauf gedrängt, öffentliche Wege anlegen zu dürfen. Das stehe, erklärt Mischel, dem eigentlichen Zweck von Ausgleichsflächen eigentlich entgegen, die der Natur vorbehalten sein sollen und nicht betreten werden dürfen. "Insofern ist der Landschaftspark am Fuhrkamp schon ziemlich außergewöhnlich." Es sei den Planern aber ein Anliegen gewesen, dass die Menschen von der Natur vor ihrer Tür auch etwas haben sollten.

Zur ökologischen Vielfalt trägt auch der Burbach bei, der vor acht Jahren auf 400 Meter länge renaturiert wurde und sich durch den Park schlängelt. Sein schnurgerade verlaufendes altes Bachbett blieb in ausgetrocknetem Zustand erhalten. Die darin in die Höhe geschossenen Bäume prägen den Grünzug. Zudem wurde seinerzeit ein Rückhaltebecken gebaut, so dass die Regenwasserentsorgung in der nahen Siedlung mittlerweile problemlos funktioniere. "Früher hatten die Anwohner nach starkem Regen die Keller voll."

Nur zwei Wege freihalten

Schnell hat die Natur von der früheren Ackerfläche Besitz ergriffen — mit einer Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren. Die Pflege beschränkt sich nach Mischels Angaben im Grunde darauf, die zwei, sich kreuzenden Wege frei zu halten (weshalb alle paar Wochen eine Mähmaschine anrückt): "Das soll so sein." Auch bejagt werde das Gebiet sporadisch. Es gelte zu verhüten, dass sich hier Wildschweine ansiedeln. Die, weiß Mischel, können nämlich ganz schnell zur Plage werden. Als vor ein paar Jahren Treiber das Gebiet durchkämmten und Schüsse fielen, hätten sich besorgte Bewohner bei der Stadt gemeldet. Demnächst komme ein Team der Biologischen Station Haus Bürgel für eine Bestandsaufnahme: "Uns interessiert nämlich brennend, wie sich das genau entwickelt, und was wir vielleicht noch anders machen können oder müssen."

Auf Anregung von Bürgern wurden Bänke aufgestellt — aber keine Mülleimer. Ganz bewusst, sagt Mischel: Stelle man die nämlich auf, so sei um sie herum alles vermüllt. Gebe es hingegen keine, hielte sich das in Grenzen. "Ein merkwürdiges Phänomen." Tatsächlich ist am Fuhrkamp kaum mal achtlos fortgeworfener Müll zu sehen.

(maxl)
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