Kreis Mettmann Naturschützer zählen tote Amseln

Langenfeld/Monheim · Im Kreis Mettmann häufen sich die Anzeichen, dass das Usutu-Virus um sich greift. Es wird von Stechmücken übertragen. Zahlreiche Tiere fallen dem Virus zum Opfer. Zu erkennen sind sie an ihrem antriebslosen Verhalten.

Kreis Mettmann: Naturschützer zählen tote Amseln
Foto: Reiner Jacobs

Sieben tote Amseln in Monheim innerhalb von zwei Wochen sind noch kein Beweis dafür, dass das Amselsterben nach vier Jahren Pause erneut begonnen hat. Aber sie könnten ein Indiz auf das Usutu-Virus sein, das schon vor fünf Jahren hierzulande grassierte. Das sagt Frank Gennes, Naturpädagoge und Stadtbeauftragter des Naturschutzbundes für Monheim. Deshalb fordert der Naturschutzbund seit Ende September alle Bürger im Kreis auf, tote Amseln oder auch kranke Tiere zu melden, die sich merkwürdig verhalten und keinen Fluchtinstinkt haben.

"Ich selbst habe am Mittwoch im kleinen Park am Sandberg eine Amsel gesehen, die sich in einem Meter Entfernung von mir aufhielt. Sie versuchte nicht, wegzufliegen. Dieses Verhalten könnte auf das Virus hinweisen", sagt Gennes. Und in der Tat: Hört man sich einmal um, trifft man immer mehr Menschen, denen tote Amseln aufgefallen sind. Auch die Langenfelder Tierärztin Laura Braun hat in ihrem Garten ein totes Tier gefunden und im Garten der Freundin eines entsorgt. Eine Patientin habe berichtet, dass ihre Katze gleich zwei Amseln in wenigen Tagen gefangen habe. Hinweise auf die Verbreitung des Virus vor Ort? "Das müssten wir im Labor in Berlin untersuchen", sagt Gennes. "Wichtig ist, dass wir die Fälle festhalten und kartieren, um zu wissen, wo das Virus tatsächlich grassiert und die Folgen der Vogelkrankheit zu verstehen."

Auch am Niederrhein und im Kreis Wesel sowie in Neuss ist das Phänomen derzeit zu beobachten: Amseln, die apathisch wirken, schwanken und wenige Tage später sterben. Schon in den Jahren 2011, 2012 und 2015 löste das Usutu-Virus in Deutschland ein Massensterben von Drossel-Vögeln aus . Fast immer handelte es sich dabei um Amseln. "Sie sind offenbar besonders empfänglich für das Virus", sagt Gennes. "Finken und Meisen sind nicht gefährdet." Aber auch Usutu-Fälle bei Eulen und Käuzen sind mittlerweile bekannt. Für Menschen und Haustiere sei der Erreger jedoch ungefährlich. "Dennoch sollten tote Tiere nur mit Handschuhen angefasst werden", warnt der Naturschutzbund.

Generell lasse sich über die neuen Verbreitungsgebiete sagen, dass es sich um Gegenden handelt, in denen es hohe spätsommerliche Temperaturen gegeben habe, sagt Gennes, wie bei uns im September. Dabei handelt es sich nicht nur um tropische Ansteckungsherde: Auch einheimische Mücken können zum Träger des Virus werden, etwa durch den Kontakt zu einem erkrankten Vogel, sagt Stefanie Heese, Schutzreferentin der Naturstation Niederrhein des Nabu. Das Virus selbst stammt ursprünglich aus Afrika und kam durch Obsttransporte nach Europa.

Auch wenn in Hilden und Haan bisher noch keine Beobachtungen über tote Amseln gemacht wurden, wie Sven Kübler von der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt Haan (AGNU) berichtet, heißt das nicht, dass diese Kreisststädte ausgenommen sind. Der Blick der Menschen ist vielleicht noch nicht geschärft.

Indes: Im Moment besteht trotz des Virus keine Gefahr, dass die Amsel aus der Natur verschwindet. "Amseln sind Allerweltsvögel, von denen es eine Menge gibt", sagt Gennes. Aufpassen müsse man aber dennoch.

(RP)
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