Kreis Mettmann Naturschutz braucht mehr Raum

Kreis Mettmann · Die Untere Landschaftsbehörde hat es schwer bei der Umsetzung der Naturschutzauflagen.

 Die Landwirtschaft lässt kaum noch Platz für Artenvielfalt. Würden mehr Landwirte Blühstreifen für Insekten zulassen, wäre ein erster Schritt getan.

Die Landwirtschaft lässt kaum noch Platz für Artenvielfalt. Würden mehr Landwirte Blühstreifen für Insekten zulassen, wäre ein erster Schritt getan.

Foto: croon

Artensterben, zu hoher Flächenverbrauch, viele Anstrengungen in Sachen Naturschutz laufen ins Leere: Was NRW-Umweltminister Johannes Remmel gerade auf 140 Seiten vorgelegt hat, löst Ohnmachtsgefühle aus. Warum das so ist, wird schnell klar, wenn man Klaus Adolphy von der Unteren Landschaftsbehörde (ULB) und Planungsamtsleiter Georg Görtz in ihrem Büro bei der Kreisverwaltung besucht. Was man bei einem solchen Besuch in Sachen Naturschutz erfährt, ist vor allem eines: Es wird schon viel getan. Aber es sind vor allem kleine Schritte, die zum Ziel führen sollen. Mehr ist meist gar nicht möglich. "Man muss bei jeder einzelnen Art aufs Neue analysieren, warum sie gefährdet ist", klärt Klaus Adolphy darüber auf, was passiert, wenn beispielsweise das beklagte Vogelsterben der heimischen Singvögel ergründet werden soll.

Derweilen schlagen Experten wie der Velberter Ornithologe Reinhart Vohwinkel Alarm: "Ein solches Phänomen kannte ich bislang nur aus der Literatur. Sollte das noch zwei Jahre so weitergehen, hätten wir schon bald keine Meisen mehr", glaubt er. Georg Görtz und Klaus Adolphy hören sehr wohl genau hin, wenn ihnen so etwas zu Ohren kommt. Dann allerdings muss geschaut werden: Wo können wir überhaupt Einfluss nehmen? Wie können wir die Landwirte überzeugen, weniger Pestizide einzusetzen und mehr Blühstreifen für Insekten zu erhalten? Und wie können wir sie finanziell entschädigen, um Einkommensverluste auszugleichen? Die wiederum seien derart existenziell, dass manche Landwirte sich zu Maßnahmen genötigt sähen, die sie aus ganzheitlicher Naturschutzperspektive kaum in Erwägung ziehen würden.

"Man könnte noch aktiver auf Landwirte zugehen, um die Teilnahme an Ausgleichsprogrammen zu erhöhen", appelliert der Nabu-Kreisvorsitzende Wolfgang Sternberg an die Behörde. Aber auch da gibt es offensichtlich Grenzen. "Eine öffentliche Stelle darf für Landwirte nicht mehr finanzielle Mittel bereitstellen, als es eine EU-Behörde im gleichen Fall tun würde. Andernfalls würden im Vergleich zu anderen Kreisen finanzielle Ungleichgewichte entstehen", erklärt der Planungsamtsleiter die Vorschriften.

Für die Untere Landschaftsbehörde war es ohnehin nie leicht, auf die Umsetzung der von Industrie und Städten oftmals ungeliebten Naturschutzauflagen zu pochen. "Wir werden oft als Verhinderer wahrgenommen", weiß Klaus Adolphy. Und auch in Zukunft dürfte es vor dem Hintergrund des neuen Naturschutzgesetzes kaum einfacher werden, Umweltschutzbelange aktiv durchzusetzen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort