Bernhard Roetzel Nicht so große Knoten, die Herren!

Langenfeld · Die Krawatte ist das Symbol des Jahres im Langenfelder "Kroatien-Jahr". Praktische Fragen zum Schlips, der von Kroaten erfunden wurde, beantwortet Stil-Experte Bernhard Roetzel am 27. August in einem Seminar im Freiherr-vom-Stein-Haus.

 Der 17-jährige Dawid Rollik (l.) aus Polen kann bald die Oberstufe besuchen, ist sich Gymnasialleiter Udo Kotthaus (r.) sicher.

Der 17-jährige Dawid Rollik (l.) aus Polen kann bald die Oberstufe besuchen, ist sich Gymnasialleiter Udo Kotthaus (r.) sicher.

Foto: Ralph Matzerath

Wie viele Männer in Deutschland - schätzen Sie - können heute noch eine Krawatte binden?

 Heiko Seidel vom Düsseldorfer Kom(m)ödchen.

Heiko Seidel vom Düsseldorfer Kom(m)ödchen.

Foto: Bretz

Roetzel Sehr gute Frage. Aber schwer zu beantworten. Gut Krawatte binden können nach meiner Einschätzung drei Prozent der Erwachsenen. Mittelprächtige bis unschöne Knoten wahrscheinlich 20 Prozent.

 Ernre Sarar, Chef der gleichnamigen Kö-Boutique.

Ernre Sarar, Chef der gleichnamigen Kö-Boutique.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Welche sind die häufigsten Fehler beim Krawattenbinden?

 Krawattenträger: Der Architekt Niklaus Fritschi.

Krawattenträger: Der Architekt Niklaus Fritschi.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Roetzel Zu großer Knoten! Irgendjemand redet den Männern ein, dass der Knoten V-förmig und sehr groß sein muss. Ich vermute, dass die Frauen dieser "jemand" sind.

Welcher Knoten ist nach Ihrer Beobachtung am meisten verbreitet?

Roetzel Leider immer noch der halbe Windsor. Dabei führt der meistens zu sehr ungünstigen Ergebnissen.

Wie viele Knoten können Sie selbst?

Roetzel Ich beherrsche sechs Knoten inklusive Schleife. Mehr braucht man auch nicht. Alles andere ist Spielerei. Der beste Knoten ist meines Erachtens der "four-in-hand", den tragen die "best dressed men" dieser Welt zu 99 Prozent.

Benötigen Sie fürs Binden einen Spiegel?

Roetzel Nein. Aber am Anfang mag er hilfreich sein.

Stichwort "Krawatte und Mode": Was sind in Ihren Augen die größten Modesünden?

Roetzel Modesünden sind Verstöße gegen den aktuellen Trend. Bei Krawatten gibt es aber nicht wirklich eine Mode, genauso wenig wie es bei den Materialien, Farben, Mustern und Macharten etwas Neues gibt. Generell wäre es aber eine Stilsünde, eine Krawatte in der Farbe des Hemdes zu tragen, zum Beispiel Lila auf Lila oder Schwarz auf Schwarz. Wobei schwarze und lila Hemden natürlich ebenfalls fragwürdig sind. Jedenfalls zu einem klassischen Anzug.

Welche Krawatte zu welchem Hemd oder Anzug - gibt es hierfür eine Grundregel?

Roetzel Je förmlicher der Anlass, desto feiner das Dessin. Zum weißen Hemd und schwarzen Schuhen, also abends, sind dunkelblaue oder blaugrundige Krawatten am besten. Niemals schwarze, außer bei Beerdigungen. Man kann gemusterte Krawatten zu gemusterten Hemden tragen, allerdings müssen sich die Muster unterscheiden. Also etwa zu einem Hemd mit breiten Streifen eine Krawatte mit kleinen Tupfen.

Ist die Wahl einer passenden Krawatte auch eine Frage des Alters?

Roetzel Die Wahl der Krawatte geht im Beruf und bei förmlichen Anlässen zu 80 Prozent nach Anlass. Das Alter spielt keine Rolle, die Krawatte muss zur Persönlichkeit passen.

Schmale Krawatten scheinen derzeit im Trend zu liegen. Bleibt das noch ein wenig so, oder müssen wir uns schon wieder auf eine neue Mode einstellen?

Roetzel Früher sagte man, dass Trends sich zirka alle 20 Jahre wiederholen. Dieser Zyklus hat sich verkürzt, außerdem beobachten wir heute parallel geltende Moden. Aber natürlich wird demnächst die breite Krawatte wieder kommen.

Was sagen Sie zur Damenkrawatte?

Roetzel Nichts.

THOMAS GUTMANN STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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