Karsten Janiszewski "Nur in sicheren Gewässern baden"

Langenfeld · Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) warnt davor, sich im Rhein oder im Elbsee abzukühlen.

 Karsten Janiszewski (22) ist bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Monheim Leiter Einsatz und kümmert sich um Organisatorisches.

Karsten Janiszewski (22) ist bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Monheim Leiter Einsatz und kümmert sich um Organisatorisches.

Foto: Ralph Matzerath

Wo gehen Sie im Sommer am liebsten Schwimmen?

 Der zehn Kilometer lange Mittsommernachtslauf gehört zu den zehn Wertungsläufen des Neanderland Cups.

Der zehn Kilometer lange Mittsommernachtslauf gehört zu den zehn Wertungsläufen des Neanderland Cups.

Foto: Matzerath

Janiszewski Im Benrather Freibad. Das hat ein Edelstahlbecken. So gibt es keine Fliesen, woran man sich verletzen kann. Die Außenanlage ist sehr schön und groß. Und ganz wichtig: Schwimmen ist dort ungefährlich.

Warum meiden einige Badegäste die Freibäder?

Janiszweski Bei gutem Wetter sind die wenigen Freibäder, die wir haben, und auch die zugelassenen Badeseen völlig überfüllt. Es ist eng und es gibt kaum Privatsphäre.

Steigt die Zahl derjenigen, die unbewachte Ufer aufsuchen?

Janiszewski Ja. Weil die bewachten Badestellen immer überfüllter werden, suchen sich viele Menschen Orte, wo sie ungestört sind. Damit steigen unsere Einsätze.

Warum ist das Schwimmen im Rhein und in nicht freigegebenen Seen, wie beispielsweise dem Elbsee, so gefährlich?

Janiszewski Das sind zwei verschiedene Gewässer. Das Schwimmen im Rhein ist am Ufer nicht verboten, aber es ist sehr gefährlich. Es wird davon abgeraten, weil es Strömungen, Strudel und durch die Schifffahrt auch Unterströmungen gibt. In der Fahrrinne ist es verboten. Der Elbsee ist ein Naturschutzgebiet. Dort ist das Baden generell verboten. Es gibt keine Aufsicht. Außerdem fehlen sanitäre Einrichtungen und Umkleiden. Die Wasserqualität wird nicht kontrolliert.

Kennen viele Eltern die Gefahr nicht, oder warum lassen sie selbst kleine Kinder im Rheinuferbereich planschen?

Janiszewski Davon rate ich strikt ab. Mir ist es selber schon passiert, dass ich im kniehohen Wasser stand und ein Schiff vorbeigefahren ist, das mir durch die Strömung die Beine weggerissen hat. Das Wasser kommt nur in 30 Zentimeter Höhe an, hat aber eine enorme Wucht. Dabei wird einem der Kies unter den Füssen weggespült. Man verliert schnell das Gleichgewicht. Ich bin 1,80 Meter groß und kräftig. Ein Kleinkind hat da keine Chance. Und wenn es nicht schwimmen kann, besteht die Gefahr zu ertrinken. In ganz Nordrhein-Westfalen sind im vergangenen Jahr 49 Menschen durch Ertrinken gestorben.

Wie viele Menschen muss die DLRG pro Sommer retten?

Janiszewski In Monheim sind es nur wenige. Wir haben unsere Einsätze meistens nachts. Wenn Menschen beispielsweise in Köln ins Wasser stürzten oder sich das Leben nehmen wollen, werden sie oft hier bei uns am Ufer geborgen. Einsätze, um Schwimmer in Gefahr zu retten, gibt es kaum. Das mag an der Aufklärung liegen. Monheim hat aber vielleicht auch nicht so ideale Badestrände mit Sand wie Zons, Benrath oder Himmelgeist. Die Düsseldorfer DLRG hat bei schönem Wetter täglich Einsätze.

Laut Statistik können immer weniger Grundschüler schwimmen und noch weniger machen die Abzeichen. Somit kennt heutzutage kaum noch einer die Baderegeln. Was kann man aus ihrer Sicht tun?

Janiszewski Immer mehr Schwimmbäder schließen. Das ist problematisch. Dadurch wird es für die Vereine und die DLRG schwierig, den Schwimmunterricht vernünftig zu organisieren. Der Schwimmunterricht an den Schulen fällt außerdem leider häufig aus. Manchmal fehlt den Lehrern die Qualifikation oder die Stunde lässt sich aus organisatorischen Gründen nicht anbieten. Und selbst in einem halben Jahr ist es kaum möglich, den Kindern die notwendigen Kenntnisse zu vermitteln. Da sind die Eltern gefordert. In Familien mit Migrationshintergrund ist es oft nicht verankert, dass man Schwimmen lernen sollte. Vater und Mutter können oft nicht schwimmen und halten es auch nicht für notwendig, es ihren Kindern beizubringen. Somit haben wir immer mehr erwachsene Nichtschwimmer. Seit 40 Jahren steigen diese Zahlen bei den Erwachsenen wieder. Der offene Ganztag hält Kinder und Jugendliche, aber auch unsere Helfer, immer länger in der Schule. Deshalb bleibt für viele kaum Zeit, am Nachmittag Kurse zu geben oder zu belegen. Es wäre wünschenswert, beispielsweise Schwimmunterricht während der Ganztagsbetreuung anzubieten.

(RP)
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