Langenfeld Nur vereinzelt schwarze Schafe

Düsseldorf · Über die ersten fünf Jahre Euro und die Preisentwicklung insgesamt sprach RP-Mitarbeiter Martin Mönikes mit Christiane Lersch, der Leiterin der Verbraucherzentrale in Langenfeld.

Frau Lersch, ist der Euro ist Teuro?

Lersch Die Verbraucherberatung hat die Währungsumstellung durch Untersuchungen intensiv begleitet. Zwar wurde einiges teurer, und es gab einzelne "schwarze Schafe", die die Umstellung zu unangemessenen Preissteigerungen nutzen. Insgesamt bewirkte der Euro aber keinen Preisschub.

Warum glauben die meisten Verbraucher dennoch, dass der Euro alles teurer gemacht hat?

Lersch Wer regelmäßig einkauft, kennt die Preise für Milch, Kaffee, Zucker usw. und nimmt Preiserhöhungen bei den ihm vertrauten Produkten besonders stark wahr. Höhere Preise für Dinge des täglichen Bedarfs (Brot, Benzin) fallen uns schneller auf als bei seltener nachgefragten Produkten (Möbel, Reisen). Dazu kommt die menschliche Natur, Ärger und Unbehagen öffentlich eher zu thematisieren als positive Neuigkeiten. Auf breiter Front sinkende Preise, zum Beispiel bei der Telekommunikation, werden kaum beachtet.

Ist die Umstellung von D-Mark auf Euro überhaupt noch ein Thema?

Lersch Die Verbraucher haben den Euro inzwischen akzeptiert. Früher wurde bei jedem Yoghurtbecher schnell im Kopf noch der DM-Preis errechnet; heute passiert das nur noch in Ausnahmefällen.

Sind Preiserhöhungen bei Lebensmitteln überhaupt durchsetzbar?

Lersch Wir haben in Deutschland vergleichsweise niedrige Lebensmittelpreise; teilweise führt das zu Qualitätsproblemen — Stichwort "Fleischskandal". Höhere Preise sind offensiv kaum durchzusetzen. Das führt vermehrt zu Versuchen, gerade bei Markenprodukten die Preise unauffällig zu erhöhen, durch weniger Inhalt in gleichbleibenden Verpackungen.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Lersch Die Verbraucherberatung Hamburg sammelte einige Beispiele: In der Pringles-Chips-Rolle sind jetzt nur noch 170 Gramm statt vorher 200 Gramm, und die Bodymilk (Biotherme) enthält statt 250 nur noch 200 Milliliter. Oder: Nur wer genau auf die Beschriftung des fast unveränderten Persil-Kartons schaut, sieht, dass die Megaperls seit kurzem nur noch für 50 statt vorher für 54 Waschgänge reichen.

Gefühlte Inflation: Das erinnert an "gefühlte Temperaturen", wenn man trotz Plustemperaturen friert, weil der Wind so heftig weht. Die Preissteigerungen, insbesondere in der Gastronomie, sind nicht gefühlt, sie sind Fakt. Und sie können nur teilweise mit erhöhten Kosten, zum Beispiel für Energie oder Miete, begründet werden. Die Lebensmittelpreise selbst rechtfertigen keine Preiserhöhung. Aufmerksame und kritische Kunden haben ein Gespür für "Nepp" und wehren sich durch Konsumverzicht. Mit derselben Aufmerksamkeit sollten Verbraucher die "Mogelpackungen" entlarven, in denen zum unveränderten Preis weniger Gegenleistung geboten wird. Diese versteckten Preiserhöhungen drohen vermehrt, wenn nach dem Willen der EU-Wirtschaftsminister die jetzt noch vorgegebenen europa-einheitlichen Packungsgrößen für Grundnahrungsmittel abgeschafft werden sollen. mmo

(RP)
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