Zugabe "Unser Senf zum Wochenende" Oh, wie schön ist Panama am Rhein

Langenfeld · Seit einer Woche ist Panama in aller Munde. Grund sind die Berichte über 225.000 Briefkastenfirmen, mit denen etwa Jackie Chan, Messi und andere illustre Persönlichkeiten Steuern auf ihre hart erarbeiteten Einkünfte "gespart" haben sollen. Auch mehrere tausend Deutsche sollen ihre Mios in der Steueroase an der Wespentaille Mittelamerikas geparkt haben.

Warum tun sie das? Es gäbe einen sauberen Ort, um sich vor den klebrigen Fingern des Fiskus zumindest ein wenig zu retten: Monheim, die Alte Freiheit am Rhein, das Luxemburg des Kreises Mettmann, ja das Panama des Rheinlands - und das total legal. Mit 265 Prozent Hebesatz liegt das pittoreske Gewerbesteuer-Tal zwischen Steuerhochburgen wie Düsseldorf (440) oder Köln (475). Dort purzeln umsatzstarke Firmen nur so herunter, ob Hygiene-Dienstleister, Patent-Abteilungen oder Kunsthändler.

Merkwürdig: Schon im vorigen Sommer erfanden drei Monheimer Gastronomen ein "Open Air Panama Fest". Motto: Vier Bands, zwei Wirtshäuser, eine Steueroase . . . pardon: Altstadt. Später behaupteten die drei zwar, die ersten beiden Buchstaben ihrer Vornamen (Pascal, Andreas, Markus) seien da zu einem Festival-Namen aneinandergeraten - aber das glauben wir ihnen nicht. Jetzt schon gar nicht mehr.

Wir glauben vielmehr an eine clevere Strategie des google-affinen PR-Stabs im Rathaus: Wer Panama googelt, könnte nicht nur bei den berüchtigten "Papers" landen, sondern bald auch bei Monheim. Denn schon jetzt wird einem beim Eintippen von "Panama Monheim" nicht nur besagtes Festival angezeigt sowie ein "Panama Jack"-Schuhgeschäft, das es in Monheim gar nicht gibt, sondern - immerhin bereits an achter Stelle - der Eintrag "Nordrhein-Westfalens Steuerparadiese".

Leider hat sich in den Bericht der "Süddeutschen Zeitung", zu dem hier verlinkt wird, auch Langenfeld hineingedrängelt: "Die Nachbargemeinden sind beide schuldenfrei. Die einen sparten, die anderen hatten Glück". Aus Monheimer Sicht hat die Google-Liste also durchaus noch Optimierungspotenzial.

Wie wär's also mit Standort-Slogans wie "Monheim - das Panama am Bieräquator"? Oder: "Unser Panamakanal heißt Vater Rhein"? Letzterer könnte Anlass sein für neue Onshore-Bohrungen auf der Suche nach weiteren Geldquellen. Hatte nicht Kurköln weiland über seine Feste Zons die durchfahrenden Schiffer abkassiert? Panama lebt - wie man so hört - ganz gut von diesem Geschäftsmodell.

Und sollten Monheims Nachbarn mal wieder nölen, die Rheingemeinde werbe ihnen potente Steuerzahler ab, dann kann der Bürgermeister immer noch sagen: "Besser, die Firmen gehen nach Monheim als gleich nach Panama. So bleiben die Steuereinnahmen wenigstens in NRW!"

(RP)
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