Kreis Mettmann Opferlisten erinnern an das Kriegs-Leid

Kreis Mettmann · Mehr als 8,5 Millionen Datensätze aus den Verlustlisten des Ersten Weltkrieges wurden in einem Mammut-Projekt des Vereins für Computergenealogie erfasst. Darunter sind 8977 Einträge aus dem Kreis Mettmann.

 Marie-Luise Carl ist Mettmanns Stadtarchivarin und arbeitet in dem Projekt der Digitalisierung der Verlustlisten aus dem Ersten Weltkrieg mit. Millionen Datensätze müssen bearbeitet werden.

Marie-Luise Carl ist Mettmanns Stadtarchivarin und arbeitet in dem Projekt der Digitalisierung der Verlustlisten aus dem Ersten Weltkrieg mit. Millionen Datensätze müssen bearbeitet werden.

Foto: Dietrich Janicki

Besucht man Marie-Luise Carl in diesen Tagen im Mettmanner Stadtarchiv, liegt ein Thema ganz besonders nahe. Die Verlustlisten des Ersten Weltkrieges wurden gerade ins Netz gestellt. Und die Mettmanner Stadtarchivarin steckt mittendrin in diesem Mammutprojekt für das gesamte Kreisgebiet, das nach drei Jahren nun endlich auf der Zielgeraden eingebogen ist.

Offenbar hatte die Vorsitzende des bundesweit aktiven Vereins für Computergenealogie nach der Archivarbeit noch nicht genug von der Geschichte. Jedenfalls hat sie sich auch zuhause noch vor den Computer gesetzt, um bei der Erfassung von 8.5 Millionen Datensätzen mitzuhelfen. Allein lässt sich eine solche Sisyphos-Arbeit natürlich nicht bewältigen. "Deshalb haben wir Freiwillige um Unterstützung gebeten", so Marie-Luise Carl. Beinahe 800 haben schließlich mitgeholfen und sich Name für Name durch die Listen gearbeitet.

Was ist mit dem Großvater im Ersten Weltkrieg passiert? Wurde er verwundet? War er vermisst? Wann und wo ist er gefallen? Wer bislang solche Fragen hatte, musste für eine Antwort lange suchen. Und kaum jemand wusste, wo genau er mit der Suche beginnen sollte. Wurden die Verlustlisten zu Kriegszeiten noch in jeder Gemeinde veröffentlicht, lagerten sie zwischenzeitlich im Archiv des Preußischen Heeres sowie im Zentralnachweisamt für Kriegerverluste und Kriegergräber. "Diese wurden aber während des Zweiten Weltkrieges zerstört", weiß Marie-Luise Carl. Auszüge aus den Listen waren seither in so manchem Landesarchiv und in der einen oder anderen Universitätsbibliothek zu finden. Aber was genau wo lag, wusste niemand so genau. Bis dem Verein für Computergenealogie vor Jahren ein ungewöhnliches Angebot gemacht wurde. Ein privater Sammler bot 31 000 Seiten diverser Listen im Kleinzeitungsformat zum Kauf an. Die wurden in den vergangenen Jahren digitalisiert und in ein eigens dafür entwickeltes Suchprogramm übertragen. Gibt man dort die Ortsbezeichnung "Mettmann" ein, öffnen sich 8977 Einträge. "Damit wird natürlich der ganze Kreis Mettmann erfasst", erklärt Marie-Luise Carl den Umgang mit der Suchfunktion. Noch gibt es reichlich Arbeit für die vielen Unterstützer des Projektes. So wurden bislang manche Namen doppelt aufgelistet. Hinzu kommen Lesefehler durch schlechte Handschrift, die nun korrigiert werden müssen. Auf den Verlustlisten erfasst wurden übrigens nicht nur gefallene Soldaten, sondern auch diejenigen, die vermisst oder verwundet wurden. Mit Hucklenbruch, Birkenkamp und Benninghoven tauchen auf der Liste Familiennamen auf, die aus der Mettmanner Stadtgeschichte bekannt sein dürften. Eines sollte dabei nicht vergessen werden: Hinter jedem Namen verbergen sich Kummer und Leid.

(RP)
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