Kommentar Patienten von Holstein bis zum Bodensee

Düsseldorf · Kampfbereit

Geschockt dürften heute viele niedergelassene Ärzte und Monheimer Bürger auf die Nachricht reagieren, dass sie wohl spätestens ab 2011 auf eine eigene Krankenhaus-Chirurgie verzichten müssen. Mit dem ärztlichen Direktor der Klinik und Chefarzt der Chirurgie, Dr. Michael Frenken (54), sprach RP-Redakteur Jörg Janßen.

Überrascht Sie die Vor-Entscheidung der K-Plus-Geschäftsführung?

Frenken Nein. Als ich vor neuneinhalb Jahren nach Monheim kam, gab mir mein damaliger Mentor mit auf Weg, dass ein Haus dieser Größenordnung immer auch von umfassenden Umstrukturierungen betroffen sein kann.

Ist das St. Josef-Krankenhaus ohne echte chirurgische Fachabteilung überhaupt überlebensfähig?

Frenken Natürlich. Wenn, wie geplant, hier ein geriatrisches Zentrum entsteht, ergänzt sich das sehr gut mit den Internisten. Die Innere hängt nicht zwangsläufig an der Chirurgie.

Bewegt sie das voraussichtliche Aus?

Frenken Selbstverständlich. Über den Daumen gepeilt habe ich inzwischen rund ein Fünftel aller Monheimer operiert. Das verbindet einen mit der Stadt und ihren Menschen. Außerdem haben mein Team und ich hier eine über Monheim hinaus beachtete Top-Chirurgie etabliert. Denken Sie nur an die Fortschritte bei der Umsetzung eines anti-diabetischen Bypasses im Verdauungstrakt. Wir hatten Patienten aus Holstein und vom Bodensee. Das spricht für sich.

Ist denn das Aus für ihre Abteilung wirklich zwangsläufig?

Frenken Wer – wie wir – in einem kleinen Haus einen vollwertigen Chirurgiebetrieb gewährleisten will, muss höhere Kosten kalkulieren. Wenn dann Anpassungen in der Krankenhaus-Finanzierung ausbleiben, wird es irgendwann eng. Deshalb kann ich das Bestreben des K-Plus-Verbundes verstehen, nicht in jedem seiner Häuser eine eigenen Chirurgie vorzuhalten zu wollen. So wie die Dinge sich im Gesundheitssystem entwickeln, ist eine grundlegende Umstrukturierung möglicherweise die einzige Chance, den Standort Monheim langfristig zu erhalten. Und daran sind selbstverständlich alle Entscheidungsträger interessiert.

So wie es aussieht, werden sie Monheim verlassen. Bleiben Sie wenigstens dem K-Plus-Verbund erhalten?

Frenken Die Chancen stehen gut.

Die Kern-Botschaft von K-Plus-Geschäftsführer Klaus-Peter Fiege lautet: Trotz weiterhin stabiler Belegungszahlen und einer guten Akzeptanz bei den Monheimern können die Erlöse für das stolze, mehr als 100 Jahre alte St. Josef-Krankenhaus nicht so erzielt werden, dass sie die gestiegenen Kosten auffangen. Eine bittere Wahrheit, die freilich gut in die bundesweit geführte Debatte um eine mögliche Bereinigung der Klinik-Landschaft ("Krankenhaus-Sterben") passt.

Fördervereinschef Martin Brüske, dessen Lebenswerk untrennbar mit dem Hospital an der Alten Schulstraße verbunden ist, zeigte gestern zwar Verständnis für die Strategie des Betreibers K plus. Eine Standort-Aufgabe wäre für ihn allerdings tabu. Rund 1,1 Millionen Euro haben er und seine Mitstreiter in rund drei Jahrzehnten gesammelt, um das Krankenhaus mit neuen Geräten wettbewerbsfähig zu machen. Deshalb kann seine Botschaft nur lauten: Wir werden um den Erhalt dieses Standortes kämpfen. Die überwältigende Mehrheit der Monheimer dürfte er dabei an seiner Seite haben. JJ

(RP)
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